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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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erzählen, wie es war«, sagte er. »Ein paar Leute haben dich mit dem Auto aufs Land hinausgefahren und dort durch einen Wald geführt. Vielleicht haben sie dir die Augen verbunden, und vielleicht bist du ein Stück weit durch Wasser gewatet. Dann bist du zu ein paar anderen Leuten an einem Feuer gekommen. Sie trugen lange Mäntel. Vielleicht haben sie Gras geraucht, und es wurde getanzt. Dir wurde schwummrig. Ein Mann hat dich auf den Boden oder auf eine Decke gedrückt. Die andern haben sich im Kreis um euch herumgestellt. Der Mann hat dir die Hose ausgezogen. Das war der Mann, der dich vergewaltigt hat. Aber du weißt nicht, wer er war. Er trug eine Totenkopfmaske. Du konntest nur den Totenkopf sehen.«
    An dieser Stelle fing Nina an zu schreien.

10
    Als es am Samstagabend dunkel wurde, war es eine unruhige Dunkelheit, nicht die samtene Dunkelheit des geruhsamen Schlafs. Zu viele Geschichten wehten herum, zu viele bange Spekulationen. Man sollte meinen, die Entführung des Babys, die Schlangen und die Skalpierung würden genügen, um die Dunkelheit zu zerreißen, doch da war noch mehr. Manche Leute hatten gehört, was Peggy über ihr Kind gesagt hatte, und manchen war auch etwas über die Umstände der Empfängnis zu Ohren gekommen. Wie konnten sie diese Informationen für sich behalten? Tig hatte ihren Freundinnen erzählt, dass Hercel von Kojoten gehetzt worden war, und Hercels Krücke verlieh ihrer Geschichte Glaubwürdigkeit. Wenn Kinder sie ihren Eltern erzählten, glaubte man ihnen meist nicht – sie waren schließlich Kinder –, aber man tat es doch, wenn Schwestern aus dem Krankenhaus weitergaben, was Bernie gesagt hatte. Das ließ die Geschichte glaubhaft klingen. Es verlieh ihr Beine.
    Dazu kam Schwester Spandex’ Verschwinden und sogar die Entdeckung der aufgehängten Katze; Maud Lord erzählte allen im Ocean Breezes davon, und Tommy Cathcart sprach auf der Post darüber. Gab es eine Verbindung zwischen diesen verschiedenen Ereignissen? Maud würde sagen: Ganz sicher. Und was war die Ursache dieser Ereignisse? Auch darüber entstanden Theorien – Wahnsinn, Indianer, Kidnapper, schwarze Magie, sinnlose Bösartigkeit –, alle möglichen Theorien, und keine davon war tröstlich. Was fehlte, war eine einzelne Theorie, die alle anderen miteinander verband. Die würde bald genug kommen.
    Hercel und Lucy erfuhren nicht sofort, dass die Katze aufgehängt worden war. Andere Kinder brannten jedoch darauf, es ihnen zu erzählen, und jeder wollte der Erste sein. Lucy weinte so sehr, dass Harriet sie kaum trösten konnte. Hercel weinte nicht. Er glaubte, dass Mr. Krause die Katze aufgehängt hatte, und das machte ihn wütend.
    Harriet verdächtigte ebenfalls ihren Mann, denn er hatte die Katze nicht gemocht. Sie war ein Geschenk von ihrem ersten Mann, Hercel Sen. Er hatte zunächst vorgehabt, ihr ein Gürteltier zu schenken, und für Harriet war es ein Sieg so groß wie der in der Schlacht von Gettysburg gewesen, ihn stattdessen zu einer Katze zu überreden. Weil die Katze rußig grau war, hatte Hercel sie Sooty genannt. Aber es war Harriets Katze gewesen und vielleicht noch Lucys. Hercel sagte, er brauche keine Katze, er habe schon seine Schlange. Den Hund Randy hatte Harriet vor sechs Jahren gekauft. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass sie einmal eine Menagerie haben würde. Und jetzt wünschte Lucy sich einen Goldfisch.
    Als Carl am Samstagnachmittag von der Arbeit nach Hause kam, fragte Harriet ihn: »Hast du Sooty an den Wacholder gehängt?«
    »Willst du mich verarschen? Warum soll ich eine Katze aufhängen?«
    »Du siehst nicht allzu überrascht aus.«
    »Dieser farbige Bulle hat es mir erzählt.«
    »Warum erzählt er dir so was?«
    Carl grinste. »Weil er auch wissen wollte, ob ich sie aufgehängt hätte. Ich habe ihm gesagt, was ich dir sage: Warum soll ich eine Katze aufhängen?«
    »Ich glaube, du hast es getan.«
    Carl hatte seine Jacke ausgezogen. Jetzt warf er damit nach ihr. »Du entwickelst dich zu einem echten Biest, weißt du das? Dauernd verdächtigst du mich wegen irgendwas. Du hast Glück, dass ich dir nicht gebe, was du verdienst.« So redete er noch ein Weilchen, und dann ging er zur Treppe.
    Harriet rief ihm nach. »Carl, was ist los mit dir? Wir müssen mit jemandem darüber reden. Wir müssen über deine Wut reden. Warum bist du mir und den Kindern gegenüber so misstrauisch?« Harriet sprach hastig, um alles zu sagen, bevor Carl nach oben verschwand.
    Carl blieb stehen, ohne

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