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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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haben.«
    Schildwart verstand, dass die Unterhaltung beendet war, und ließ sich zurückfallen.
    »Was hast du da, Bursche?«, sprach Gottkrieg zu einem seiner Waffenknechte.
    »Einen Beutel«, antwortete der Mann widerwillig. »Ich fand ihn im Haus des Sängers.«
    »Her damit!«, verlangte Chlodekrieg und betrachtete das Säckchen neugierig. Edelstes Material und hervorragend verarbeitet, urteilte er, auch wenn sich der Inhalt anfühlte wie aufgeweichte Dörrpflaumen. Viel zu gut für einen einfachen Soldaten! Wie mochte der Rotsänger darangeraten sein? Vielleicht ein Geschenk eines reichen Kaufmanns?
    »Ich werde ihn behalten«, eröffnete Chlodekrieg dem Waffenknecht, der solches schon hatte kommen sehen. »Dieser Beutel mag der fehlende Beweis sein, dass die Roten Sänger Gold von den Feinden des Königs nahmen.«
     
    *
     
    Dieses Mal sahen die Kobolde sofort hinter dem Haus nach. »Au Backe!«, schimpfte Brams angesichts der baumelnden, roten Gestalt. »Schon wieder zu spät!«
    »Wie beim letzten und vorletzten Mal«, rief Rempel Stilz völlig unnötig in Erinnerung. »Solange wir den Besuchern nur hinterher laufen, kann das nicht gelingen, Brams.«
    »Wir könnten ihren Anführer fragen, wen er als Nächsten aufhängen will. Dann müssten wir nur noch schneller sein als er«, schlug Riette vor.
    »Guter Plan«, heuchelte Hutzel. »Doch wie wollen wir ihn dazu bewegen, es uns zu sagen?«
    Riettes Augen blitzten. »Da gibt es zwei Möglichkeiten, Hutzelkopf. Erstens: Wir verhauen ihn, zweitens: ganz fest!«
    Plötzlich leuchtete im Haus ein Licht auf. Nicht lange, dann war es wieder verloschen. Die Kobolde blickten einander an: Bisher hatten alle Roten Männer allein gelebt. Wieso war das hier anders?
    Sie huschten zum nächsten Fenster und stemmten Riette hoch bis zur Fensterbank, damit sie ins Haus schauen und berichten konnte. »Das Beobachtungsobjekt ist ein Riesenkind. Weiblich, blond, dünn und ohne Bart. Ungeeignet zum Austausch.«
    »Wollen wir ja auch nicht«, erklärte Brams. »Aber vielleicht weiß sie, wo andere Rote Männer wohnen, so dass wir den Besuchern zuvorkommen können.«
    Sie rannten zur nächsten Tür und betraten das Haus. Mit einem Schreckensschrei sprang seine überlebende Bewohnerin auf. Sie trug ein dünnes Kleidchen und war tatsächlich ziemlich groß, mindestes drei Köpfe größer als die Kobolde. Brams schätzte ihr Alter auf gut acht bis zehn Jahre.
    »Wir kommen in Frieden, Riesenkind«, sprach er sie an. Hinter sich hörte er Riette flüstern: »Wenn sie feindselig wird, dann schlag sofort zu!«
    »Ich bin kein Riesenkind, sondern ein Kirstenkind«, beteuerte sein Gegenüber verängstigt. »Wer seid ihr denn?«
    »Interessierte Durchreisende«, antwortete Brams ausweichend.
    Das Mädchen schien beruhigt. »Ich dachte schon, ihr wärt Kobolde.«
    »Sind wir aber nicht!«, antworteten alle vier Kobolde gleichzeitig.
    »Hast du denn schon einmal einen Kobold getroffen?«, erkundigte sich Hutzel herablassend.
    »Nein«, gestand das Kirstenkind kleinlaut. »Aber ich stellte sie mir immer wie euch vor.«
    »Sind wir aber nicht!«, schmetterte ihr der Koboldchor erneut entgegen.
    »Wer ist der Tote hinter dem Haus?«, fragte Brams.
    »Mein Onkel. Ich kenne … kannte ihn erst seit gestern. Eigentlich sollte er auf mich aufpassen, bis meine Eltern wieder zurückkommen.«
    »Onkel? Eltern? Verwandte?« Riette wurde hellhörig. »Tragen sie Bärte? Wann sind sie zurück?«
    »Keine Bärte«, erwiderte das Kirstenkind unsicher. »Im Frühling sind sie wieder da.«
    »Ungeeignet, völlig ungeeignet«, murmelte Riette unzufrieden. Brams bedeutete ihr zu schweigen.
    »Es gibt doch sicher andere dicke, rote …« Er stutzte und würgte fassungslos hervor. »Diese Pantoffel!«
    Voller Abscheu deutete er auf Kirstenkinds Füße, die in viel zu großen Schuhen steckten. Sie mussten ihrem Onkel gehört haben.
    »Welche Unvernunft!«, schrie Brams außer sich. »Wie leicht könntest du stolpern und dir die Knochen brechen. Er hätte sich längst darum kümmern können!«
    »Aber ich bin doch erst gestern hierhergekommen.«
    Das ließ Brams nicht gelten. »Schnickschnack! Du hättest dich darum kümmern können! Viel Ablenkung gab es in den letzten Stunden hier sowieso nicht. Her mit den Pantoffeln, und geh irgendwohin, wo du nicht im Wege stehst!«
    Das Mädchen überließ ihm eingeschüchtert ihr Schuhwerk. Brams packte sein Werkzeug aus und machte sich an die Arbeit. Wenige Augenblicke

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