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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Invasion. Als die von Fidel Castro, von Muños Marin, Betancourt und Figueres bewaffneten Feinde, als dieses neidische Pack mit Feuer und Schwert an Land gegangen war und dominikanische Soldaten ermordet hatte, entschlossen, uns allen, die wir an diesem Tisch sitzen, den Kopf abzureißen. Da entdeckte der Militärkommandeur von La Vega, daß er ein mitleidsvoller Mensch ist. Ein Feingeist, ein Feind starker Gefühle, der kein Blut fließen sehen kann. Und erlaubte sich, meinem Befehl, jeden mit dem Gewehr in der Hand gefangenen Invasor auf der Stelle zu erschießen, zuwiderzuhandeln. Und einen Offizier zu beleidigen, der sich an den Befehl hielt und die, die gekommen waren, um eine kommunistische Diktatur zu errichten, so behandelte, wie sie es verdienten. Der General erlaubte sich, in diesen für das Vaterland gefahrvollen Augenblicken Verwirrung zu stiften und die Moral unserer Soldaten zu schwächen. Deshalb gehört er der Armee nicht mehr an, obwohl er noch immer die Uniform trägt.«
    Er verstummte, um einen Schluck Wasser zu trinken. Kaum hatte er es getan, stand er jedoch völlig abrupt auf, statt fortzufahren, und verabschiedete sich, womit er das Essen für beendet erklärte: »Guten Tag, meine Herrschaften.« »Juan Tomás versuchte nicht zu gehen, denn er wußte, er wäre nicht lebendig zur Tür gelangt«, sagte Trujillo. »Also, in was für eine Verschwörung ist er verwickelt?« Nichts Konkretes, in Wirklichkeit. In ihrem Haus in Gazcue empfingen General Díaz und seine Frau seit einiger Zeit viel Besuch. Der Vorwand war, daß sie sich Filme anschauten, die im Hof, unter freiem Himmel, mit einem Projektor vorgeführt wurden, den der Schwiegersohn des Generals bediente. Die Anwesenden bildeten eine seltsame Mischung. Von bekannten
    Männern des Regimes, wie dem Bruder und Schwiegervater des Hausherrn, Modesto Díaz Quesada, bis zu ehemaligen, aus der Regierung entfernten Beamten wie Amiama Tió und Antonio de la Maza. Oberst Abbes García hatte seit einigen Monaten einen Hausangestellten zum caliê gemacht. Aber das einzige, was der herausfand, war, daß die Herrschaften, während sie die Filme ansahen, pausenlos redeten, als dienten sie ihnen nur dazu, die Gespräche zu übertönen. Nun ja, diese Treffen, bei denen man zwischen Schlucken Rum oder Whisky schlecht vom Regime sprach, waren der Aufmerksamkeit nicht wert. Wohl aber, daß General Díaz gestern eine geheime Unterredung mit einem Abgesandten von Henry Dearborn geführt hatte, dem angeblichen Yankee-Diplomaten, der, wie Seine Exzellenz wußte, der Chef des CIA in Ciudad Trujillo war.
    »Er wird ihn um eine Million Dollar für meinen Kopf gebeten haben«, sagte Trujillo. »Dem Gringo muß schon ganz schwindlig sein bei den vielen Deppen, die finanzielle Hilfe von ihm verlangen, um mir den Garaus zu machen. Wo haben sie sich getroffen?« »Im Hotel El Embajador, Exzellenz.«
    Der Wohltäter dachte einen Augenblick nach. Wäre Juan Tomás imstande, etwas Ernstes auf die Beine zu stellen? Vor zwanzig Jahren vielleicht. Damals war er ein Mann der Tat. Später war er verweichlicht. Er hatte eine zu große Vorliebe für Alkohol und Hahnenkämpfe, für Essen und Amüsement mit den Freunden, für Heiraten und Scheidungen, um für den Versuch, ihn zu stürzen, alles aufs Spiel zu setzen. Ein schlechter Halt, an den sich die Gringos da klammerten. Bah, kein Grund zur Sorge. »Einverstanden, Exzellenz, ich glaube, vorläufig geht von General Díaz keine Gefahr aus. Ich folge seinen Schritten. Wir wissen, wer ihn besucht und wen er besucht. Sein Telefon wird überwacht.«
    Gab es noch etwas? Der Wohltäter warf einen Blick zum
    Fenster: es war unverändert dunkel, obwohl es auf sechs Uhr zuging. Aber es herrschte keine Stille mehr. In der Ferne,
    außerhalb des Regierungspalastes, der durch eine weite grasbewachsene und baumbestandene Esplanade von den Straßen getrennt und von einem hohen, lanzenförmigen Gitter umgeben war, fuhr ab und zu hupend ein Auto vorbei, und innerhalb des Gebäudes hörte er das Reinigungspersonal, das wischte, fegte, bohnerte, ausklopfte. Er würde Büros und Gänge sauber und glänzend vorfinden, wenn er sie passieren müßte. Diese Vorstellung erfüllte ihn mit Wohlbehagen. »Verzeihen Sie, wenn ich noch einmal darauf zurückkomme, Exzellenz, aber ich würde gerne die Sicherheitsvorkehrungen wieder einführen. Auf der Máximo Gómez und auf der Uferpromenade, wenn Sie Ihren Spaziergang machen. Und auf der Landstraße, wenn Sie

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