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Das Fest

Titel: Das Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Versammlung der leitenden Angestellten sein ziemlich brillantes Argument gelautet. Die Sekretärinnen mussten Geschenke kaufen, also gingen sie früher in die Mittagspause, kamen später zurück und machten eine Stunde darauf Feierabend, um weitere Besorgungen zu erledigen. »Soll doch einfach jeder einen Teil seines Urlaubs im Dezember nehmen«, hatte Luther energisch vorgeschlagen. Eine Art zweiwöchige Feierschicht — natürlich mit Lohnfortzahlung. Er hatte anhand von Tabellen und Diagrammen erläutert, dass das Geschäft in dieser Zeit sowieso nur schleppend lief. Die meisten der Klienten seien nicht anzutreffen, also könne bis zur ersten Januarwoche auch so gut wie keine Transaktion mehr zum Abschluss gebracht werden. Und durch den Wegfall der offiziellen Weihnachtsfeier sowie der Büroparty würde Wiley & Beck eine Menge Geld sparen. Luther hatte sogar Kopien eines Artikels aus dem Wall Street Journal verteilt, in dem über ein großes Unternehmen in Seattle berichtet wurde, das diese Idee mit durchschlagendem Erfolg in die Tat umgesetzt hatte. Zumindest hieß es in dem Artikel so.
    Luthers Präsentation war eine Glanzleistung. Die Firma lehnte seinen Vorschlag allerdings mit elf zu zwei Stimmen ab, worüber Luther sich noch einen Monat später aufregte. Nur Yank Slader hatte ihn nicht hängen lassen.
    Mechanisch erledigte Luther an diesem Morgen seine Arbeit, während seine Gedanken um das Konzert vom Abend zuvor und das Protestschild in seinem Vorgarten kreisten. Er wohnte gern in der Hemlock Street, kam im Allgemeinen gut mit seinen Nachbarn aus (meistens gelang es ihm sogar, freundlich zu Walt Scheel zu sein) und fühlte sich jetzt nicht besonders wohl dabei, ihr kollektives Missfallen zu erregen.
    Seine Stimmung hob sich allerdings beim Anblick von Biff aus dem Reisebüro, die nach kurzem Klopfen — seine Sekretärin wälzte Einkaufskataloge — hereintänzelte und ihm die Flug- und Kreuzfahrttickets, einen ausführlichen Reiseverlauf sowie den neuesten Prospekt über die Island Princess aushändigte. Innerhalb von Sekunden war sie auch schon wieder fort, viel zu schnell für Luthers Geschmack, der angesichts ihrer Figur und Bräune von den zahllosen String-Bikinis zu träumen begann, die ihm bald über den Weg laufen würden. Er schloss die Tür ab und ließ seine Gedanken im warmen blauen Wasser der Karibik treiben.
    Zum dritten Mal in dieser Woche schlich Luther kurz vor der Mittagspause aus dem Büro und fuhr zum Einkaufszentrum. Er parkte in größtmöglicher Entfernung vom Eingang, um sich Bewegung zu verschaffen. Mittlerweile hatte er acht Pfund abgenommen und fühlte sich ausgesprochen fit. Er betrat das Zentrum inmitten einer Horde von Menschen, die alle ihre Mittagspause zum Einkaufen nutzten. Nur, dass er stattdessen ein Nickerchen machen würde.
    Getarnt mit einer dicken Sonnenbrille huschte er in das Sonnenstudio in der obersten Etage. Lederhaut-Daisy war von Daniella abgelöst worden, einer eigentlich blassen Rothaarigen, die durch das ständige Bräunen nur erreicht hatte, dass sich ihre Sommersprossen vermehrten und ausdehnten. Sie stempelte Luthers Dauerkarte, wies ihm Kabine zwei zu und sagte mit dem überzeugten Tonfall einer hoch qualifizierten Dermatologin: »Ich denke, zweiundzwanzig Minuten sollten für heute reichen, Luther.« Sie war mindestens dreißig Jahre jünger als er, hatte jedoch offenbar kein Problem damit, ihn einfach beim Vornamen zu nennen. Da sie als Aushilfe zum Mindestlohn arbeitete, kam ihr wohl nicht in den Sinn, dass die Anrede »Mr. Krank« vielleicht angemessener gewesen wäre.
    Warum denn nicht einundzwanzig Minuten?, hätte er am liebsten geschnauzt. Oder dreiundzwanzig?
    Er brummte etwas vor sich hin und ging in Kabine zwei. Der Bronzomat FX-2000 fühlte sich kühl an — ein gutes Zeichen, denn Luther war schon allein die Vorstellung zuwider, in dieses Ding zu kriechen, nachdem ein anderer es gerade erst verlassen hatte. Er sprühte die Liegefläche rasch mit Desinfektionsspray ein, wischte sie hektisch ab, prüfte, ob er die Tür auch wirklich abgeschlossen hatte, zog sich aus, als könnte ihn jemand dabei beobachten, und glitt dann vorsichtig in den Bronzomat.
    Nachdem er sich in eine halbwegs bequeme Position manövriert hatte, zog er das Oberteil herunter, drückte auf den Schalter und ließ sich braten. Nora war zweimal hier gewesen und wusste nicht, ob sie noch einmal wiederkommen würde, denn während ihrer letzten Bestrahlung hatte jemand an der

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