Das Fest
zusammenpassten, kistenweise geschmacklose Kugeln und Figürchen, rote und grüne Plastikeiszapfen und sogar Ketten mit aufgefädeltem Popcorn.
Nora wird mich umbringen, dachte Luther, doch hm blieb nun einmal nichts anderes übrig. Sein Plan war einfach, aber genial und musste einfach klappen. Er und Spike würden die zerbrechlichen Stücke, die Girlanden und natürlich das Popcorn abnehmen und auf Sofa und Stühle legen, den Baum inklusive Lichterketten vorsichtig aus dem Haus bugsieren, hinüber zu den Kranks transportieren und ihn dort mit richtigem Schmuck verschönern. Und irgendwann in naher Zukunft würde Luther — möglicherweise mit Spikes Hilfe — ihn wieder abschmücken, quer über die Straße schleppen, den TrogdonRamsch dranhängen, und alle wären glücklich.
Er ließ das erste Figürchen fallen. Es zersprang in ein Dutzend Stücke. Spike kam herein. »Mach bloß nichts kaputt«, ermahnte Luther ihn, während er die Scherben aufsammelte.
»Bringen wir uns etwa gerade in Schwierigkeiten?«, fragte Spike.
»Nein, natürlich nicht. Jetzt mach dich an die Arbeit. Und zwar schnell.«
Zwanzig Minuten später hatten sie alle zerbrechlichen Ornamente entfernt. Luther fischte ein Handtuch aus der schmutzigen Wäsche und robbte damit unter den Baum. Während Spike über ihm lehnte und den Stamm behutsam von einer Seite auf die andere kippelte, gelang es Luther, den Metallständer auf das Handtuch zu manövrieren. Er schob und zerrte den Baum auf Händen und Knien über den Holzboden, über die Küchenfliesen und den engen Flur entlang bis in die Waschküche, wo die Äste an den Wänden entlangschrammten und eine Spur aus Fichtennadeln hinterließen.
»Sie machen einen Haufen Dreck«, warf Spike äußerst hilfreich ein.
»Das putze ich später weg«, erwiderte Luther, der schwitzte wie ein Kurzstreckenläufer.
Wie alle Bäume war natürlich auch dieser Baum breiter als die Tür zur Garage. Spike brachte den Leiterwagen so nahe wie möglich heran. Luther packte den Baum am Stamm, hob ihn unter einiger Anstrengung hoch, schwang das untere Teil durch die Tür und zog dann das ganze Ding hindurch. Als der Baum sicher in der Garage stand, atmete Luther tief ein, drückte auf den Toröffner und lächelte Spike zu.
»Warum sind Sie eigentlich so braun?«, erkundigte sich der Junge.
Luthers Lächeln erstarb, denn er musste an die Kreuzfahrt denken, die er nun nicht machen würde. Er blickte auf seine Uhr — zwanzig vor eins. Zwanzig vor eins und noch kein einziger Gast für die Party, keine Speisen, kein Frosty, nirgendwo Lichterketten, kein Baum — noch nicht, aber wenigstens der war unterwegs. In diesem Moment erschien ihm das alles hoffnungslos.
Du darfst jetzt nicht aufgeben, alter Junge.
Luther strengte sich noch einmal an und wuchtete den Baum hoch. Spike schob den Wagen darunter. Selbstverständlich war der Ständer zu breit für den Wagen. Luther schaffte es trotzdem, ihn ins Gleichgewicht zu bringen. Dann betrachtete er sein Werk einen Augenblick lang nachdenklich. »Setz dich da hin«, sagte er schließlich zu Spike und zeigte auf eine winzige Lücke zwischen Wagenwand und Baum. »Halt ihn fest, damit er nicht umfällt. Ich werde schieben.«
»Und Sie glauben, das klappt?«, fragte Spike misstrauisch.
Gegenüber auf der anderen Straßenseite war Ned Becker mit irgendetwas beschäftigt gewesen, bis er plötzlich den Baum vom vorderen Wohnzimmerfenster der Trogdons verschwinden sah. Nachdem fünf Minuten vergangen waren, tauchte der Baum in der offenen Garage auf, wo ein Mann und ein Junge sich mit ihm abmühten. Ned sah genauer hin und erkannte Luther Krank. Während Ned Becker jede Bewegung der beiden verfolgte, rief er mit seinem tragbaren Telefon Walt Scheel an.
»Hey, Walt, hier ist Ned.«
»Fröhliche Weihnachten, Ned.«
»Fröhliche Weihnachten, Walt. Ich schaue gerade rüber zu den Trogdons, und es scheint, als hätte Krank den Verstand verloren.«
»Wieso denn das?«
»Er klaut ihren Weihnachtsbaum.«
Luther und Spike machten sich auf den Weg die Auffahrt hinunter, die zur Straße leicht abfiel. Luther befand sich hinter dem Wagen und bremste ihn ab. Spike umklammerte angsterfüllt den Baumstamm.
Scheel öffnete seine Vordertür einen Spalt weit und spähte hinaus. Als er den Diebstahl mit eigenen Augen sah, wählte er die Nummer der Polizei.
Der Beamte am Empfang meldete sich.
»Guten Tag, hier spricht Walt Scheel, Hemlock Street vierzehneinundachtzig. Hier findet gerade ein
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