Das Fest
dass dies in den nächsten Tagen wahrscheinlich zur Regel werden würde.
»In welcher Kiste?«
»Was soll das heißen — ›in welcher Kiste‹? Ich habe alle Kisten aufgerissen und den Baum so schnell ich konnte mit so viel Schmuck wie möglich behängt, Nora. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, sich wegen des Baums zimperlich anzustellen.«
» Grüne Eiszapfen?«, sagte sie und pflückte einen ab. »Woher hast du bloß diesen Baum?«
»Ich habe den letzten gekauft, den die Pfadfinder noch hatten.« Keine direkte Lüge, eher ein Ausweichmanöver.
Nora blickte sich im Zimmer um, betrachtete die überall verstreuten leeren Kisten und entschied, dass es wichtigere Dinge gab, um die sie sich kümmern musste.
»Und außerdem — wenn das so weitergeht, wird sowieso niemand den Baum zu Gesicht bekommen«, fügte Luther unklugerweise hinzu.
»Halt den Mund und lad den Wagen aus.«
Noras Einkäufe bestanden aus vier Tüten mit Nahrungsmitteln aus einem Geschäft, von dem Luther noch nie etwas gehört hatte, drei Taschen mit Kleidung aus einer Boutique im Einkaufszentrum, einem Kasten mit alkoholfreien Getränken, einem Kasten Mineralwasser und einem Strauß scheußlicher Blumen von einem Floristen, der für seine horrenden Preise bekannt war. Luthers Buchhaltergehirn wollte auf der Stelle die Schadenssumme zusammenrechnen, aber dann besann er sich eines Besseren.
Wie sollte er das den Kollegen im Büro erklären? All das schöne Geld, das er bisher eingespart hatte, ging nun geradewegs durch den Schornstein. Und das Geld für die Kreuzfahrt, die er nicht antreten konnte, war auch dahin, weil er keine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen hatte. Luther befand sich mitten in einem finanziellen Desaster und konnte nichts tun, um den Aderlass zu stoppen.
»Hast du inzwischen die Yarbers und die Friskis erreicht?«, erkundigte sich Nora, die mit dem Telefon am Ohr im Wohnzimmer stand.
»Ja, sie können nicht kommen.«
»Pack die Tüten mit den Lebensmitteln aus«, ordnete sie an und sagte dann in den Hörer: »Sue, hier ist Nora. Fröhliche Weihnachten. Hör mal, wir haben gerade eine Riesenüberraschung erlebt. Blair kommt heute Abend nach Hause und bringt ihren Verlobten mit. Wir rennen wie wahnsinnig durch die Gegend und versuchen, in letzter Minute noch eine Party auf die Beine zu stellen.« Pause. »In Peru, wir dachten, wir würden sie erst nächstes Jahr zu Weihnachten Wiedersehen.« Pause. »Ja, das war wirklich eine Überraschung.« Pause. »Ja, ihren Verlobten.« Pause. »Er ist Arzt.« Pause. »Er stammt von irgendwo dort unten, ich glaube, Peru. Sie hat ihn erst vor ein paar Wochen kennen gelernt, und jetzt wollen sie heiraten. Wir sind natürlich ein klein wenig geschockt. Also — wie sieht es aus mit heute Abend?« Pause.
Luther holte acht Pfund geräucherte Forellen aus einer der Tüten. Sie waren in luftdichtes, dickes Zellophan eingeschweißt, eine Art von Verpackung, die den Eindruck erweckte, der Fisch sei schon vor Jahren gefangen worden.
»Das wird bestimmt ein schönes Fest«, sagte Nora gerade. »Schade, dass ihr nicht kommen könnt. Natürlich umarme ich Blair von euch. Fröhliche Weihnachten, Sue.« Sie legte auf und atmete tief ein. Mit ausgesprochen schlechtem Timing fragte Luther: »Geräucherte Forellen?«
»Entweder das oder Tiefkühlpizza«, schoss Nora mit gefährlich blitzenden Augen zurück und ballte die Fäuste. »In den Geschäften gibt es keinen einzigen Truthahn oder Schinken mehr, und selbst wenn ich einen auftreiben könnte, hätte ich nicht genug Zeit, ihn zu braten. Also essen wir zum Fest diesmal geräucherte Forelle, Mr. Strandgigolo.«
Das Telefon klingelte, und Nora grabschte danach.
»Hallo? Emily, wie geht es dir? Danke für den schnellen Rückruf.«
Luther fiel keine einzige Person in ihrem Bekanntenkreis ein, die Emily hieß. Er packte ein Drei-Pfund-Stück Cheddar aus, eine große Ecke Schweizer Käse, Dosen mit Plätzchen und Keksen, einen Becher Muscheldip und drei zwei Tage alte Schokoladenkuchen aus einer Bäckerei, die Nora immer gemieden hatte. Diese rasselte gerade wieder die Geschichte von der Last-Minute-Party herunter, doch dann rief sie plötzlich: »Ihr könnt kommen?! Das ist ja wunderbar! Um sieben Uhr herum, ganz zwanglos, eine Art Stehparty.« Pause. »Deine Eltern? Selbstverständlich kannst du sie mitbringen, je mehr Gäste, desto besser. Großartig, Emily. Bis nachher.« Sie legte ohne das geringste Lächeln auf.
»Was für eine
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