Das Fest
Familienmitglieder aus fünf Bundesstaaten hier.«
»Oh, die sind auch eingeladen. Wir brauchen einen Haufen Leute.«
»Da muss ich erst mal Annie fragen. Wir rufen zurück.«
Luther knallte den Hörer auf, betrachtete die neun großen Kartons und hatte plötzlich eine Idee. Wahrscheinlich war es eine schlechte, aber gute Ideen waren momentan Mangelware. Er rannte in die Garage und starrte durch das offene Tor quer über die Straße zum Haus der Trogdons. Der Kleintransporter stand vollgepackt und mit Skiern auf dem Dachgepäckträger vor der Tür. Wes Trogdon trat gerade mit einem Rucksack aus seiner Garage, den er auch noch im Wagen verstauen wollte. Hastig nahm Luther die Abkürzung durch den Vorgarten der Beckers und rief: »Hey, Wes!«
»Hallo, Luther«, entgegnete Wes gehetzt. »Fröhliche Weihnachten.«
»Ja, frohes Fest.« Sie trafen sich hinter Trogdons Transporter. Luther wusste, dass er schnell handeln musste.
»Hör mal, Wes, ich habe da ein ziemlich großes Problem.«
»Wir sind spät dran, Luther. Eigentlich sollten wir schon seit zwei Stunden unterwegs sein.« Ein kleiner Trogdon flitzte um den Wagen herum und feuerte mit seiner Weltraumwaffe auf ein unsichtbares Ziel.
»Es dauert nur eine Minute«, sagte Luther und versuchte, gelassen zu bleiben, obwohl er es hasste, betteln zu müssen. »Vor einer Stunde hat Blair angerufen. Sie kommt heute Abend nach Hause. Ich brauche einen Weihnachtsbaum.«
Wes' gestresste Miene entspannte sich. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann lachte er.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Luther resigniert.
»Was willst du denn jetzt mit deiner tollen Bräune machen?«, erkundigte sich Wes zwischen zwei Lachanfällen.
»Okay, schon gut. Hör zu, Wes, ich brauche wirklich dringend einen Baum. Es gibt keine mehr zu kaufen. Kann ich mir deinen ausleihen?«
Von irgendwo aus der Garage schrie Trish: »Wes! Wo bist du?«
»Hier draußen!«, schrie er zurück und sagte dann leise zu Luther: »Du willst meinen Baum?«
»Ja. Ich schwöre, dass ich ihn zurückbringe, bevor ihr wiederkommt.«
»Das ist lächerlich.«
»Stimmt, aber ich habe keine Wahl. Alle anderen können ihre Bäume heute Abend und morgen nicht entbehren.«
»Es ist dir tatsächlich ernst, oder?«
»Todernst. Komm schon, Wes.«
Wes zog ein Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und nahm die Schlüssel für Garage und Haus ab. »Aber sag bloß Trish nichts davon«, flüsterte er.
»Bestimmt nicht.«
»Und wenn du auch nur ein Teil von ihrem Baumschmuck kaputtmachst, sind wir beide tot.«
»Sie wird nie etwas davon erfahren, Wes, das verspreche ich dir.«
»Weißt du, das ist wirklich komisch.«
»Ich kann leider gar nicht darüber lachen.«
Sie gaben einander die Hand, dann hastete Luther zurück zu seinem Haus. Er hatte es schon fast geschafft, da kam Spike Frohmeyer mit seinem Fahrrad die Auffahrt hochgerollt. »Worum ging es gerade?«, wollte er wissen.
»Wie bitte?«
»Na, bei Ihnen und Mr. Trogdon.«
»Wieso kümmerst du dich nicht um deinen eigenen.« Luther verstummte, denn er erkannte die Chance, die sich ihm gerade bot. Im Augenblick konnte er keine Feinde gebrauchen, sondern Verbündete, und dafür war Spike genau der Richtige.
»Hey, Spike, mein Freund«, sagte er herzlich. »Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen.«
»Worum geht's?«
»Die Trogdons fahren für eine Woche weg, und ich werde so lange ihren Weihnachtsbaum für sie aufbewahren.«
»Warum?«
»Weihnachtsbäume können leicht Feuer fangen, vor allem die mit vielen Lichterketten. Mr. Trogdon macht sich Sorgen, dass sie zu heiß werden könnten, also werde ich den Baum für ein paar Tage in mein Haus holen.«
»Machen Sie die Lichter doch einfach aus.«
»Da sind aber immer noch all die Kabel und das ganze Zeug. Es ist ziemlich gefährlich. Möchtest du mir vielleicht zur Hand gehen? Ich würde dir vierzig Dollar dafür zahlen.«
»Vierzig Dollar?! Abgemacht.«
»Wir brauchen einen Leiterwagen.«
»Ich borge mir Clems aus.«
»Beeil dich. Und erzähl niemandem etwas davon.«
»Wieso nicht?«
»Das gehört zu der Abmachung, klar?«
»Meinetwegen. Mir egal.«
Spike sauste davon. Er hatte eine Mission. Luther holte tief Luft und starrte die Hemlock Street hinauf und hinunter. Er war sicher, dass Dutzende Augenpaare ihn beobachteten — wie eigentlich schon seit Wochen. Wie kam es nur, dass er zum Buhmann der gesamten Nachbarschaft geworden war? Was war denn nur so schlimm daran, dass er
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