Das Fest
er in der Tat die Schlüssel für das Haus der Trogdons besaß. Was war er nur für ein Trottel!
»Ich kenne die beiden Herren persönlich«, fuhr Frohmeyer fort. »Hier handelt es sich ganz gewiss nicht um Einbruchdiebstahl.«
Die Polizisten flüsterten einige Sekunden lang miteinander, während Luther sich bemühte, die Blicke zu ignorieren, die Vic und Spike ihm zuwarfen. Er wandte sich um und erwartete beinahe, dass Nora genau in diesem Augenblick vorfahren und auf der Stelle einen Schlaganfall erleiden würde.
»Und was ist mit dem Baum?«, wollte Salino von Vic wissen.
»Wenn er sagt, dass Trogdon ihm den Baum geliehen hat, ist das die Wahrheit.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut.«
»Na schön, okay«, sagte Salino und grinste Luther so höhnisch an, als sei ihm noch nie ein größerer Verbrecher über den Weg gelaufen. Dann stiegen er und sein Partner langsam in den Streifenwagen und fuhren davon.
»Danke«, stieß Luther hervor.
»Was machst du hier eigentlich, Luther?«, fragte Vic.
»Ich borge mir Trogdons Baum. Und Spike hilft mir beim Transport. Auf geht's, Spike.«
Ohne weitere Unterbrechung bugsierten Luther und Spike den Baum die Auffahrt hoch, zogen ihn in die Garage und rangen mit ihm, bis er an seinem hübschen Plätzchen vor dem Wohnzimmerfenster stand. Den Weg dorthin markierte eine Spur aus Fichtennadeln, roten und grünen Eiszapfen und Popcorn. »Das sauge ich später weg«, sagte Luther. »Lass uns erst mal die Lichter überprüfen.«
Das Telefon klingelte. Es war Nora, in noch größerer Panik als zuvor. »Man bekommt überhaupt nichts mehr, Luther! Keinen Truthahn, keinen Schinken, keine Schokolade, einfach nichts! Und ich kann auch kein einziges nettes Geschenk finden.«
»Geschenk? Wieso willst du Geschenke kaufen?«
»Es ist Weihnachten, Luther. Hast du die Yarbers und die Friskis angerufen?«
»Ja«, log er. »Bei beiden war besetzt.«
»Versuch es weiter, denn bisher kommt noch niemand. Ich habe die McTeers, Morris und Warners gefragt, aber sie sind alle verabredet. Wie steht es mit dem Baum?«
»Er macht sich.«
»Ich rufe später noch mal an.«
Spike steckte die Lichterketten in die Steckdose, und der Baum erwachte zum Leben. Dann nahmen er und Luther die neun Kisten mit Baumschmuck in Angriff und hängten planlos alles auf.
Von der anderen Straßenseite aus beobachtete Walt Scheel sie mit einem Fernglas.
15
S pike lehnte sich auf der Leiter mit einem Kristallengel in der einen und einem Plüschrentier in der anderen Hand gerade gefährlich auf den Baum zu, als Luther einen Wagen in der Auffahrt hörte. Er blickte aus dem Fenster und sah Noras Audi in die Garage fahren. »Das ist Nora«, sagte er. Nach kurzem Nachdenken gelangte er zu der Überzeugung, dass Spikes Komplizenschaft bei der Beschaffung des Weihnachtsbaumes wohl besser ein Geheimnis blieb.
»Du musst gehen, Spike. Und zwar sofort«, sagte er.
»Warum denn?«
»Der Job ist erledigt, mein Sohn. Hier sind die anderen zwanzig. Tausend Dank.« Er half dem Jungen von der Leiter, händigte ihm das Geld aus und begleitete ihn zur Haustür. Während Nora durch die Garagentür in die Küche trat, schlich Spike die Vorderstufen hinunter und verschwand.
»Hol die Sachen aus dem Wagen«, befahl sie. Sie war mit den Nerven am Ende und kurz davor, in die Luft zu gehen.
»Was ist denn los?«, fragte Luther und wünschte auf der Stelle, er hätte den Mund gehalten. Es war ziemlich offensichtlich, was los war.
Nora verdrehte die Augen und sah aus, als wolle sie ihm an die Gurgel gehen. Doch dann knirschte sie mit den Zähnen und sagte noch einmal: »Hol die Sachen aus dem Wagen.«
Luther ging zur Tür. Als er schon beinahe in der Garage war, hörte er sie stöhnen: »Was für ein hässlicher Baum!«
Kampfbereit wirbelte er herum und rief: »Den oder gar keinen, du kannst es dir aussuchen.«
» Rote Lämpchen?«, stieß sie mit ungläubiger Stimme hervor. Trogdon hatte eine Lichterkette mit roten Birnen eng um den Stamm des Baumes gewickelt. Luther hatte mit dem Gedanken gespielt, sie abzunehmen, aber das hätte wahrscheinlich eine ganze Stunde gedauert. Stattdessen hatten Spike und er versucht, sie durch Baumschmuck zu verdecken. Nora waren die roten Birnen natürlich trotzdem schon von der Küche aus aufgefallen.
Nun steckte sie ihre Nase in den Baum. »Rote Lichter? Wir haben noch nie rote Lichter benutzt.«
»Sie waren in der Kiste«, log Luther. Es machte ihm nicht gerade Spaß zu lügen, aber er ahnte,
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