Das Festmahl des John Saturnall
nicht den Mut, seinen Irrtum einzugestehen«, flüsterte er weiter. »Er hat seine wahren Gefühle verleugnet ...«
»Genug.«
Er hielt den Mund. Sie bückte sich wieder; ihre geröteten Hände fegten den Schnee weg. Während ihre Hände in der gefrorenen Erde tasteten, sagte sie ruhig:
»Wenn es Euch angelegen ist, Absolution zu erbitten, Master Saturnall, dann habt wenigstens den Anstand, es anderswo zu tun als in Gegenwart des ganzen Haushalts.«
»Anderswo, Euer Ladyschaft?«
Doch Lucretia hatte sich entfernt.
»Das war unser Garten! Das waren deine Worte!« Ihr zorniges Gesicht glühte rot im Feuerschein. »Hier wollten wir einander bedienen wie die ersten Männer und Frauen! Hier wollten wir ›unsere Zuneigung tauschen‹, wie du es nanntest. Und das taten wir. Bis John Saturnalls Gewissen es ihm untersagte.«
»Ich ...«, stammelte John.
»Schweig still.«
Die Strafpredigt hatte begonnen, kaum dass John das Zimmer betreten hatte. Und es wollte nicht scheinen, als würde sie bald enden.
»Wie kannst du es wagen, dich von mir abzuwenden?«, fuhr Lucretia fort und stupste ihm einen anklagenden Zeigefinger an die Brust. »Und in deine Küche zurückzuschleichen! Wahrscheinlich hast du dich dort unten mit Ginny vergnügt. Ich hab gesehen, wie du sie ansiehst.«
»Ginny?« John war ratlos.
»Oh!« Lucretia hob die Augenbrauen in gespielter Überraschung. »War es etwa eine andere? Welchen Namen hast du noch gestöhnt, als ich deinen Kopf hielt und dich umsorgte? Lautete er vielleicht Cassie?«
Lucretia also hatte ihn gepflegt. Bevor Marpot sie in den Turm beordert hatte. Während sie ihn ausschalt, sah John, dass ihre Fingernägel abgebrochen waren und die Haut ihrer Finger rissig war. Er streckte die Hände aus und nahm ihre Hände in seine.
»Vergib mir«, sagte er. Er spürte, wie sie zwischen seinen Händen die Fäuste ballte.
»Wie konntest du so etwas tun, John?«, sagte sie ruhig, und der Vorwurf war schwerer zu ertragen als jeder Zornesausbruch. »Wie konntest du dich von mir abwenden?«
»Nie wieder«, sagte er. »Ich verspreche es.«
Mit dem Finger zeichnete er ihre Rippen durch ihre blasse Haut nach. Ihre Hüftknochen stachen spitz hervor. Er fuhr mit dem Finger über den leichten Höcker ihrer Nase. Sie lagen nebeneinander im Bett und zitterten.
»Ich konnte nur an Marpot denken«, sagte er, während sie sich an ihn schmiegte. Er spürte ihre Wange an seiner Schulter. Ihre Hand ruhte auf seiner Brust. »An das, was er Philip an meiner statt angetan hatte. Ich konnte nicht an dich denken, ohne an seine Verwundung zu denken. Obwohl Marpot auch dich misshandelt hat. Alf hat mir erzählt, wie er dich in die Kapelle gezerrt hat. Bevor er sich davonmachte ...«
»Genug.« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Marpot ist fort. Wir werden einen neuen Garten anlegen. Du und ich.«
Sie scharrten Kastanien aus dem Schnee, rösteten sie, schälten sie und mahlten sie zu Mehl, das sie mit Wasser mischten und aufgehen ließen. Tam Yallop und Simeon buken die krümeligen flachen Laibe in den Backöfen. Im großen Saal saßen Servierdiener, Dienstmädchen und Köche zusammen an den langen Tischen.
»Wenn das Paradiesbrot ist«, erklärte Philip, nachdem er ein trockenes Stück abgebissen hatte, »dann möchte ich lieber in die Hölle.«
»Philip!«, zischte Gemma empört über den Tisch. Adam Lockyer grinste.
»Ich hab von Bunce gehört, es wären noch ein paar gedörrte Apfelschnitze übrig.«
»Und getrocknete Ginsterknospen«, fügte Peter Pears sarkastisch hinzu.
Sie kauten.
Den Frühling leiteten ein Wolkenbruch und die Nachricht von der Hinrichtung des Königs ein. Im Gutshaus gedachte der Haushalt mit eintägigem Schweigen des Mannes mit den traurigen Augen, den Cromwell und sein Parlament abgeschlachtet hatten. Als John dem Prasseln des Regens lauschte, trat ein bis auf die Haut durchnässter Hesekey herein.
»Im Hof ist ein Mann, Master Saturnall«, flüsterte er John zu. »Er hat nach Euch gefragt.«
Im eiskalten Regen stand eine vertraute Erscheinung in Begleitung eines schneeweißen Maultiers. Joshs Haar war fast so weiß wie das Fell des Maultiers, wie John auffiel.
»Ich weiß von Henrys Tod«, sagte der Treiber, bevor John den Mund aufmachen konnte. »Ich wusste es in dem Augenblick, in dem er in den Krieg gezogen ist.«
»Es tut mir leid, Josh«, sagte John. Dann sah er die Zufahrt entlang. »Wie bist du durchgekommen?«
»Euer Oberst Marpot ist nach
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