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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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den dicken Max markierten.
    Er wollte sich schon angewidert abwenden, weil er den Anblick dieser Kinder, die meinten, die Welt gehörte ihnen, und sie würden im Gegensatz zu allen vorangegangenen Generationen ewig leben, nicht mehr ertrug. Da sah er sie. Ganz vorne in der Schlange. Alles um ihn herum wurde leise. Das schrille Gelächter der Teenies, das Piepen des Scanners an der Kasse, die sanft dahinplätschernde Chartsmusik aus den Lautsprechern an der Decke. Er hörte nur noch seinen eigenen unregelmäßigen Atem, das Pochen seines Herzens und das Rauschen seines Blutes in den Ohren. Da war sie . Die anderen hatten recht gehabt. Sie war hier in Güstrin. Verstaute seelenruhig die Artikel in ihrem Wagen, die die Kassiererin über den Scanner zog. Die Milch. Die Eier. Die Tüte von der Käsetheke. Es war sie . Keine Doppelgängerin. Er hatte in den letzten Wochen so oft an sie gedacht, dass ein Irrtum völlig ausgeschlossen war. Sie war älter, sicher doch, mit mehr Falten im Gesicht. Es war falsch gewesen. Darin waren sich alle einig. Nichts, womit man sich brüstete. Ein peinlicher Fehltritt. Eine Schande. Warum schoss ihm dann jetzt noch das Blut in den Schwanz?
    Von einer schrecklichen Faszination ergriffen, beobachtete er, wie sie zahlte. Mit Karte und einem freundlichen Lächeln für die Kassiererin. Erst als sie sich in Bewegung setzte und auf die automatischen Schiebetüren zusteuerte, fiel die Lähmung von ihm ab. Er ließ seinen Wagen stehen, wo er war, und folgte ihr. Geduckt wie ein Raubtier auf der Pirsch, nutzte er die anderen Kunden und den Drehständer vor dem Tabakwarenladen als Deckung. Huschte von dort hinaus auf den Parkplatz, hinter die Abstellstation für die Einkaufswägen, wohin das Licht von den hohen Laternen nicht reichte. Sah sie auf ein Auto zugehen, es aufschließen und ihre Einkäufe einladen. Er unterdrückte den wahnsinnigenImpuls, loszustürmen und sie zu packen. Herumzuschleudern und gegen das Auto zu drängen. Die Hände um ihren Hals zu legen und zuzudrücken. Es wäre kein Mord. Es wäre Notwehr. Aber nicht hier. Nicht vor so vielen potenziellen Zeugen. Er musste sie allein erwischen. Irgendwo, wo ihn außer ihr niemand zu Gesicht bekommen würde. Aber wie sollte er sie wiederfinden, wenn sie jetzt losfuhr? Sie hatte ihren Namen geändert. Das wusste er. Er hatte vorhin auf der Warte im Telefonbuch nachgesehen. Da gab es keinen Eintrag unter ihrem alten Namen. Er wimmerte leise. Gleich war sie weg. Er musste etwas tun. Der Motor ihres Wagens sprang an, der Auspuff spuckte kleine Rauchfähnchen aus. Er wagte sich einen Schritt nach vorn. Zu spät, viel zu spät. Sie lenkte das Auto in zwei energischen Zügen aus der Lücke. Er lachte erleichtert auf. Sie konnte ruhig wegfahren. Entkommen würde sie ihm nicht. Nicht mit dem, was er nun über sie wusste.

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    Bigos. So hieß der Schmoreintopf, den Veronika zum Abendessen serviert hatte. Ein traditionelles polnisches Gericht, hatte sie erklärt. Sättigend und schmackhaft. Das stimmte. Allerdings war die polnische Küche nicht dafür bekannt, leicht und bekömmlich zu sein. Das schwere Essen bescherte Bernd noch am Küchentisch der Möllners eine bleierne Müdigkeit. Da er nicht sofort nach seiner Rückkehr aufs Zimmer einnicken wollte, hatte er sich seine Canon geschnappt, um eine Runde über das Gelände zu drehen. Er liebte Nachtaufnahmen, weil er sie seit eh und je als eine künstlerische Herausforderung der besonderen Art sah. Bei Tag konnte jeder Trottel passable Fotos schießen. Insbesondereheutzutage, wo die moderne Technik viel von der geistigen Vorarbeit für eine vorzeigbare Aufnahme erledigte. Was Chips und Elektronik jedoch nicht ersetzen konnten, waren ein gewisses Gespür für Ästhetik und der Instinkt, welches Motiv sich einzufangen lohnte und wie man es so in Szene setzte, dass es eine Wirkung entfaltete, die über die einer bloßen Abbildung hinausging.
    Zum Ende seiner Tour knipste er eine ganze Serie mit dem Pumpbrunnen neben dem eingestürzten Geräteschuppen, den er unmittelbar nach seiner Ankunft schon einmal bei Tageslicht fotografiert hatte. Er verzichtete auf einen Blitz, weil er festhalten wollte, wie die düsteren Schemen die Fantasie des Betrachters anregten. Morsche Balken wurden zu zersplitterten, riesigen Knochen. Der Brunnen mit seinem geschwungenen Hebel erinnerte an eine schwarze Kobra, die sich aufgerichtet hatte, um zu einem tödlichen Biss anzusetzen. Die Blätter der Disteln schienen

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