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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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Unterlippe. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Über das Medienecho dieses Falls. Bei der Vorstellung, vor irgendwelche Kameras zu treten und einer Schar von Jakobs’ Kollegen Rede und Antwort zu stehen, brach ihm der Schweiß aus. »Die werden sagen, wir waren nicht schnell und gründlich genug.«
    »Hm?«, machte Borowski.
    »Nichts.« Möhrs verließ die Scheune. Er brauchte frische Luft. Als sein Handy erneut klingelte, rechnete er fest damit, Aysels Stimme zu hören – ein flüchtiger Gedanke, der ihm viel Trost spendete. Er war eine leise Erinnerung daran, dass es in der Welt noch andere wichtige Dinge gab.
    »Ich hätte wirklich gleich angerufen«, lautete seine Begrüßung.
    »Spreche ich mit Lukas Möhrs?«, fragte eine Stimme, die viel zu hell für Özen war.
    »Äh … ja. Am Apparat.«
    »Hier ist Tina. Tina Haas.«
    Tina Haas. Tina Haas. Wo hatte er diesen Namen gehört, zu dem er kein passendes Gesicht hatte?
    »Wir sind uns beim Osterfeuer begegnet«, sagte sie zögernd. »Und auf der Feuerwache. Ich bin die Verlobte von Thorsten. Die mit den Formularen.«
    »Natürlich.« Möhrs räusperte sich. Jetzt hatte er auch das sommersprossige Gesicht und die roten Haare vor Augen. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich …« Sie stockte. »Ich müsste mit Ihnen reden. Unter vier Augen.«
    »Mit mir reden?« War das Angst, die ihre Worte zittrig klingen ließ? »Jetzt sofort? Das ist momentan etwas ungünstig. Worum geht es denn?«
    Ihr nächster Satz war nicht mehr als ein furchterfülltes Wispern. »Ich glaube, ich weiß, wer der Feuerteufel ist.«

91
    Bernd hockte vor dem »Hirschhof« auf einer Bank und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Dabei hatte er schon längst einen Geschmack im Mund, als wäre ihm ein widerliches Kleintier auf der Zunge verendet. Er konnte nicht anders. Er hoffte nur, dass ihm die Kippen nicht ausgingen, bevor Katja endlich zurück war. Als sie vorhin an Lüdersens Telefon gegangen war, hatte er fast eine halbe Minute keinen zusammenhängenden Satz hervorgebracht. Die Erleichterung, ihre Stimme zu hören, prallte hart auf den panischen Zorn, mit dem er Lüdersen hatte drohen wollen, ihn umzubringen, wenn er es wagte, Katja auch nur ein Haar zu krümmen. Nach der Eröffnung, was sie auf dem Hof entdeckt hatte, war er erneut sprachlos gewesen. Was für ein kranker Irrer! Er hatte es von Anfang an geahnt. Trotzdem verspürte er nicht den geringsten Triumph darüber, dass ihn sein Instinkt nicht getrogen hatte. Er war nur froh darüber, dass Katja nichts zugestoßen war, und er ertappte sich sogar bei einem raschen Dankgebet an einen Gott, dessen Existenz er für gewöhnlich abstritt. Er hatte der Versuchungwiderstanden, sich ein Taxi zu bestellen, um zu ihr zu fahren. Auf Lüdersens Hof herrschte auch ohne ihn sicher schon ein gewaltiges Durcheinander, denn es musste dort inzwischen vor Bullen wimmeln. Was bedeutete, dass Katja in Sicherheit war. Und das war alles, was für ihn zählte.
    Bei seiner dritten oder vierten Zigarette war Veronika neben ihm aufgetaucht.
    »Stimmt was nicht?«, hatte sie gefragt.
    Er hatte gelacht. Wie ein Idiot. Dann hatte er ihr erzählt, was mit ihrem Nachbarn passiert war. Angesichts ihrer Reaktion hatte er sich für einen Moment daran erinnert gefühlt, wie er vor vielen Jahren einer anderen Frau vom Tod eines anderen Mannes berichtet hatte. Veronikas Gesicht war genauso ausdrucksleer gewesen wie das von Katjas Mutter. Und genau wie Susanne hatte sich auch Veronika irgendwann einfach umgedreht und war stumm davongegangen. Als wollte sie nur fort von ihm, dem Überbringer der schrecklichen Nachricht. Der gravierende Unterschied bestand darin, dass Thies Lüdersen es im Gegensatz zu Thomas Jakobs nicht verdient hatte, dass man um ihn weinte. Nicht dieses Monster …
    Motorengeräusche schreckten Bernd aus seinen Gedanken auf. Zwei Wagen fuhren von der Landstraße auf den Hof. Vorneweg sein Jaguar mit Katja am Steuer, dahinter ein silbergrauer Passat. Der Fahrer war ein vierschrötiger Mann, ungefähr in seinem eigenen Alter, der das faltige Gesicht einer griesgrämigen Dogge hatte.
    Bernd stand auf, trat an den Jaguar heran, half Katja beim Aussteigen und schloss sie fest in die Arme.
    »Ich bin okay«, murmelte sie gegen seine Schulter. »Mir geht’s gut.«
    Er ließ sie los. »Wer ist dir da nachgefahren?«
    »Ein Bulle.«
    Der Mann aus dem Passat trottete auf den Eingang des »Hirschhofs« zu. Er blieb stehen, als Veronika unter

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