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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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irgendetwas hätte merken müssen? Ich war die Geliebte eines Serienmörders. Verstehen Sie? Hören Sie, wie das klingt? Absurd. Pervers.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Das ist alles so krank.«
    In diesem Punkt konnte Bernd ihr nur beipflichten. Mechanisch zündete er sich die nächste Zigarette an und dachte reumütig an die gar nicht so fernen Zeiten, in denen er immer einen Flachmann mit einem richtig feinen Aberlour in der Jacketttasche mit sich herumgetragen hatte.
    »Gut.« Barswick zückte seinen Autoschlüssel. »Ich denke, das reicht mir fürs Erste. Ich melde mich noch mal bei Ihnen. Aber ich empfehle Ihnen, sich in den nächsten Tagen nichts Wichtiges vorzunehmen. Solche Befragungen können sich erfahrungsgemäß in die Länge ziehen.« Er tippte gegen eine imaginäre Hutkrempe und ging zu seinem Wagen.
    Es wunderte Bernd nicht, dass der Bulle so schnell wieder das Weite suchte. Eine akute Fluchtgefahr, die eine Festnahme Veronikas gerechtfertigt hätte, bestand nicht. Sie hatte ihre Position sehr überzeugend dargelegt. Sie liebte ihrenMann, und sie würde ihn nicht im Stich lassen. Selbst für den Fall, dass sie zumindest vielleicht doch etwas von Lüdersens mörderischen Umtrieben geahnt hatte und nun befürchtete, deshalb früher oder später wieder ins Visier der Ermittler zu rücken. Bernd schüttelte den Kopf. Er wollte über das alles nicht nachdenken. Es erschien ihm so furchtbar unwirklich. Als spielte er nur eine Nebenrolle in einer Tragödie, von der ihm leider niemand verraten hatte, dass sie aufgeführt wurde und er mit auf der Bühne stand.
    Als Veronika von der Bank aufsprang und ins Haus rannte, drängte ihn sein Herz, ihr hinterherzulaufen und sie zu trösten. Er widerstand dem Impuls, indem er einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm und die Augen dabei schloss.
    »Sie hat es nicht gewusst«, hörte er Katja sagen.
    »Das ist nicht der Punkt.«
    »Was dann?«
    Er seufzte, ohne die Augen aufzumachen, weil er Katja nicht ins Gesicht sehen wollte. »Der Punkt ist, dass ich so dumm war, sie für eine Heilige zu halten, und jetzt bin ich darüber enttäuscht, dass es eben keine Heiligen gibt.« Er lachte, auch wenn ihm überhaupt nicht danach zumute war. »Das kommt also davon, wenn man als Kind in eine Klosterschule gesteckt wird.«

92
    Unter normalen Umständen hätte Lukas Möhrs Tina Haas darauf hingewiesen, dass er es keineswegs für eine gute Idee hielt, ihn für ein vertrauliches Gespräch ausgerechnet an ihren Arbeitsplatz zu bitten. Eine Kindertagesstätte war kein Ort für solche Dinge. Daran änderte auch nichts, dass sie auf dem Hof unter sich waren, weil die jüngeren Kinder geradeihren Nachmittagskakao tranken und die älteren drinnen bei der Hausaufgabenbetreuung saßen. Doch dieses Treffen fand nicht unter normalen Umständen statt, wie Möhrs sofort klar wurde, als Haas ihn bei seiner Ankunft gleich am Eingang abfing und ihn auf dem kürzesten Weg durch das Gebäude lotste. Die junge Erzieherin zeigte nichts von ihrem sonst so quirligen Naturell. Wenn sie die zusammengekniffenen Lippen auseinanderbekam, dann nur für kurze, abgehackte Sätze. Ihre Bewegungen waren fahrig und dennoch irgendwie träge, als hätte sie in letzter Zeit viel zu wenig geschlafen. Dafür sprachen auch die tiefen Ringe um ihre Augen. Möhrs’ aufkeimendes Hochgefühl darüber, an diesem Tag möglicherweise gleich zwei Fälle zu lösen, die seine Nerven strapaziert hatten, war bei ihrem Anblick rasch verflogen. Wenn er die Zeichen richtig deutete, stand ihm das zweifelhafte Vergnügen bevor, eine Geschichte zu hören, die für Tina Haas äußerst schmerzhaft war.
    »Na schön.« Die mit seiner Masse leicht überforderte Bank, auf der Möhrs neben einer Wippe saß, knackte bedenklich, als er sich ein Stück vorbeugte. »Sie meinen also, Sie wüssten, wer der Feuerteufel ist.«
    »Ich fürchte, ja.« Haas lief unruhig vor ihm auf und ab. Drei Schritte in die eine Richtung, drei Schritte in die andere. Ihre Finger waren fest ineinander verflochten. »Sie haben mich darauf gebracht.«
    »Ich?«
    »Ja, auf der Feuerwache. Sie haben gesagt, dass der, der die ganzen Brände legt, einer von uns sein könnte. Jemand von der Feuerwehr.« Sie legte den Kopf in den Nacken – langsam, als kostete es sie all ihre Kraft – und starrte hinauf in den wolkenlosen Himmel. »Ich weiß nicht, ob Sie das kennen. Wenn man auf einmal etwas versteht, das man schon viel länger hätte verstehen müssen. Aber

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