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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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Kuhstall abbrennt. Früher oder später wäre – «
    »Tina! Tina!« Von der Kita lief ein Junge in Shorts und T-Shirt auf pummeligen Beinchen herbei, der nicht älter als vier oder fünf sein konnte. »Schau mal! Schau mal!« Er schwenkte ein selbst gemaltes Bild vor sich her wie eine Fahne, und als er bei ihnen an der Wippe angekommen war, präsentierte er es voller Stolz. »Das bist du«, erklärte er und tippte auf ein krakeliges Strichmännchen, dem rote Schlangen aus dem Kopf zu wuchern schienen. »Das ist die Sonne.« Ein gelber Kreis mit einem lachenden Gesicht. »Und das ist Thorsten.« Ein zweites Strichmännchen, das einen eckigen Helm trug. »Er macht ein Feuer aus.«
    »Toll«, presste Haas heraus, die neben dem Kleinen in die Hocke gegangen war. »Ganz toll, Leo. Geh wieder rein, ja? Dein Kakao wird kalt.«
    Der Junge musterte sie. Auf seinem Gesicht lag das erschrockene Misstrauen eines Kindes, das Zeuge davon wird, wie jemand Erwachsenes sich völlig anders verhält, als es das gewohnt ist. »Hast du geweint?«
    »Ja.« Haas streichelte ihm übers Haar. »Aber nur, weil dein Bild so schön ist, Leo.«
    Möhrs mahlte betroffen mit den Kiefern, während Leo die als Lob getarnte Lüge mit einem strahlenden Lächeln annahm und sich mit einem hellen »So schön, so schön, mein Bild ist so schön«-Singsang verabschiedete.
    Als der Junge fort war, stand Haas auf und strich ihr Kleid glatt. »Wie geht es jetzt weiter?«
    Möhrs hatte keine Antwort für sie, die ihre Sorge und ihrLeid hätte irgendwie lindern können. Nur eine, die niederschmetternd banal und kühl zugleich war. »Jetzt muss ich mit meinem Vorgesetzten telefonieren.«

93
    Der Wald war still und dunkel, doch sie war nicht allein. Im Unterholz rings um die Lichtung glommen die Augenpaare der unzähligen Tiere, die herangeschlichen waren, um das sonderbare Treiben in ihrem Reich aus sicherer Distanz zu beobachten.
    Die nackten Männerleichen lagen kreuz und quer übereinander. Ihre Hände waren zerschmettert, Stirn und Schritt blutverkrustet. Sie verströmten den feinen Duft frisch vergossener Tränen. Der Teufel nickte wissend, trat um den grotesken Haufen aus totem Fleisch herum und legte ihr einen glühend heißen Arm um die Schultern. »Bist du zufrieden?«, raunte er.
    »Noch nicht.« Sie wusste, dass es keinen Sinn gehabt hätte, einen Lügner zu belügen. »Es sind noch nicht alle.«
    »Ich verstehe.« Der Teufel lächelte und zeigte auf den Korb, den sie unter dem Arm trug. »Hast du mir etwas mitgebracht?«
    »Ja.« Sie schlug das rot karierte Tuch zurück, mit dem sie den Inhalt des Korbs abgedeckt hatte. »Gefällt es dir?«
    Er warf aus seinen leeren Augenhöhlen einen langen Blick auf den abgetrennten Kopf, dessen Gesicht über und über mit kantigen Runen bemalt war. »Du kannst mir nichts schenken, was mir schon gehört.«
    Sie deutete auf die Leichen. »Was ist mit ihnen?«
    Er lächelte. »Sie sind doch mein Geschenk an dich.«
    Er nahm ihr den Korb ab, holte den Kopf daraus hervorund hielt ihn sich dicht vors Gesicht. Seine Züge wurden einen Wimpernschlag lang flüssig wie geschmolzenes Wachs. Als sie wieder erstarrten, waren sie die des Mannes, der sie betrogen hatte, und der Kopf in seiner Hand war verschwunden. Er sah sie zärtlich an. »Es ist noch nicht vorbei.«
    »Ich weiß.«
    Im Dickicht setzte ein leises Rascheln ein, und die glimmenden Augenpaare erloschen eines nach dem anderen.
    »Warum gehen sie?«, fragte sie den Teufel. »Wovor haben sie Angst?«
    »Weil du brennst«, erklärte er sanft.
    Als sie mit pochendem Herzen erwachte, roch sie nur verkohltes Fleisch.

94
    Katja und Thilo hatten an diesem Nachmittag keine Schwierigkeiten, einen freien Tisch im »Postillion« zu finden. Rieke, die rothaarige Bedienung, der Katja bereits bei ihrem Besuch mit Bernd begegnet war, konnte einen Großteil ihrer Schicht damit zubringen, an der Bar zu sitzen und mit ihrem Handy zu spielen.
    Dass Thilo auf dem Gang gestanden hatte, als es an ihrer Zimmertür im »Hirschhof« geklopft hatte, war eine echte Überraschung gewesen, eine sehr erfreuliche. Selbst die ernste Miene, mit der er sie auf einen Kaffee einlud, weil er dringend jemanden zum Reden brauchte, hatte Katja nicht abgeschreckt. Ihr war jede Ablenkung recht. Nichts, was Thilo mit ihr besprechen wollte, konnte auch nur annähernd so düster sein wie ihre bisherigen Erlebnisse an diesem Tag. Gut, sie hatte ein schlechtes Gewissen Bernd gegenüber, der mit

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