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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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Dunkelheit. Es wurde Zeit, Ritter zu wecken und den Beweis dafür anzutreten, dass er, Horst Johnsen, kein Mann war, der sich von einer Frau in die Enge treiben ließ.

100
    Kurz nachdem Veronika von der Landstraße abgebogen war und der Lieferwagen auf einem schlaglochübersäten Feldweg hin und her schwankte wie ein Schiff in schwerer See, verlor Katja endgültig die Orientierung. Sie steuerten auf ein Waldstück zu, aber sie hätte beim besten Willen nicht sagen können, ob es noch auf Veronikas Grundstück, dem von Lüdersen oder sonst irgendeinem der Nachbarn der Möllners lag.
    »Ist es noch weit?«, fragte sie.
    »Wir sind gleich da«, antwortete Veronika.
    Sie erreichten den Wald, dessen dichtes Unterholz auf Katja wie eine undurchdringliche Wand aus Schatten wirkte. Je tiefer sie vordrangen, desto heftiger beschlich sie das Gefühl, an einen Ort entführt zu werden, an dem jede noch so entsetzliche Fantasie binnen eines Wimpernschlags Wirklichkeit werden konnte. Fast erwartete sie, dass die Scheinwerfer eine Gestalt aus der Dunkelheit rissen, die auf dem Weg auf sie lauerte – Lüdersen, nackt, mit leerer Augenhöhle und einer klaffenden Wunde in der Seite. Doch das war Unfug. Lüdersen war tot. Sie hatte seine Leiche selbst gefunden.
    Veronika ließ den Wagen ausrollen und stellte ihn am Wegesrand ab. Sie schaltete den Motor aus. »Wir müssen noch ein Stück zu Fuß gehen«, kündigte sie an.
    »Runter vom Weg?«
    »Ja.«
    Katja erstarrte. Auf keinen Fall würde sie hier im Stockfinsteren durch die Gegend irren.
    Veronika holte eine kleine Stabtaschenlampe aus ihrer Manteltasche und öffnete die Fahrertür. Kühle Nachtluft trug den modrigen Geruch des Waldes ins Innere des Kombis.
    Katja wollte ihren Sicherheitsgurt lösen und hielt mitten in der Bewegung inne. Eine Erklärung wollte sie noch, ehe sie aus dem Auto aussteigen würde. »Woher weißt du von dieser Sache, die du mir zeigen willst?«
    »Er selbst hat sie mir gezeigt«, sagte Veronika knapp. »Ich habe damals nur nicht verstanden, was sie zu bedeuten hat.«
    Logisch. Katja nickte. »Okay. Aber jetzt hast du es verstanden?«
    Veronika gab ihr keine Antwort. Sie ließ Katja im Auto zurück und trat entschlossen ins Unterholz.
    »Warte!« Katja stieg aus.
    Veronika ging unbeirrt weiter, so zielstrebig, dass sie schnell nur noch ein Schatten mit einem gleißenden Licht in den Händen war. Katja blickte den Feldweg zurück. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Sie war nicht einmal mehr sicher, ob Veronika eben von der Landstraße nach rechts oder nach links abgebogen war. »Warte!«, rief sie noch einmal.
    Der Schemen, zu dem Veronika geworden war, verharrte einen kurzen Moment. »Komm!« Der Ruf verhallte zwischen den Bäumen, und Veronika setzte sich wieder in Bewegung.
    Katja biss in den sauren Apfel und folgte ihr. Sie versuchte, rasch zu ihrer Führerin aufzuschließen, aber sie hatte keine Chance. Nachtwanderungen hatte sie schon in der Schulegehasst. Ihre Füße waren an Asphalt und Gehwegplatten gewöhnt. An harten, unnachgiebigen Untergrund. Der Waldboden bereitete ihr Probleme. Bei jedem Ast, der unter ihren Sohlen knackte, zuckte sie zusammen. An jeder Stelle, an der sie unter ihrem Gewicht etwas tiefer einsank, fragte sie sich, ob sie auf etwas Widerliches wie Schlamm oder einen großen Pilz getreten war. Einmal stieß sie sich den Zeh an einem Stein, der unter altem Laub verborgen war, und sie hörte auf zu zählen, wie oft sich ihre Jacke oder ihre Hosenbeine an einem Zweig oder in dornigen Ranken verfingen und nur mit Gewalt zu befreien waren. Ihr einziger Orientierungspunkt war das Licht der Taschenlampe. Mehrfach war Katja davon überzeugt, dass sich die Entfernung zwischen ihr und Veronika vergrößerte, anstatt sich zu verringern. Ihre größte Angst war, dass die Batterien der Taschenlampe ausgerechnet jetzt versagten. Sie war sicher, dass sie einen entsetzten Aufschrei dann niemals hätte unterdrücken können. Nicht inmitten all dieses Gestrüpps, das sie mit tausend Armen daran hindern zu wollen schien, auch nur einen Schritt weiterzugehen.
    »Gott sei Dank«, stieß sie erleichtert aus, als sie nach einer Weile bemerkte, dass das Licht vor ihr seine Position nicht mehr veränderte. Keuchend kämpfte sie sich darauf zu.
    »Hier ist es.« Veronika war stehen geblieben und hatte den Strahl der Taschenlampe auf eine kleine Lichtung gerichtet, wo Äste und trockenes Laub zu einem großen länglichen Haufen aufgeschichtet

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