Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
dabei?
Ein Auto raste auf der Landstraße heran. »Das sind die Bullen!«, rief Bernd aus seiner Deckung. »Ich würde dir raten, du lässt die Knarre fallen!«
Wenn der Wagen nicht in diesem Moment den Blinker gesetzt hätte, wären es äußerst unwürdige letzte Worte gewesen.So jedoch lachte Bernd und wagte einen Blick um den Stamm der Eiche herum. Ritter warf die Pistole von sich und gab Fersengeld, an der Scheune vorbei und in den verwilderten Teil des Grundstücks hinein.
Zwei Personen stiegen aus dem Auto, die eine zierlich, die andere beinahe so massig wie Klaus. »Bauer?«
»Ja!« Bernd rappelte sich auf und winkte.
»Sind Sie verletzt?«, fragte die Frau, die mit dem Kommissar aus dem Wagen gestiegen war. Bernd kannte die Stimme von irgendwoher.
»Nein.« Er eilte auf die beiden zu. »Alles noch dran.«
»Was ist hier los?«, wollte Möhrs wissen.
»Johnsen und Ritter sind hier.« Bernd war mächtig auf Endorphinen. Er grinste, obwohl eigentlich kein Anlass dafür bestand, und er musste sich zusammenreißen, um dem Bullen nicht um den Hals zu fallen. »Ritter ist da lang. Johnsen ist in der Scheune. Ich glaube, sie wollten Veronika umbringen.« Er lachte. »Dreckskerle. Sie sind genau richtig gekommen. Sonst hätten sie mich auch umgelegt.« Er verstummte. »Scheiße!«
»Was?«
Bernd rannte in die Scheune, dicht gefolgt von Möhrs und der Frau. Klaus saß auf der Bank, die blutigen Hände im Schoß. Johnsen lag reglos am Boden, eine stetig vorankriechende Lache Blut um seinen Kopf.
Die Frau – das war doch diese kleine Pathologin aus Lübeck! – hastete zu Johnsen, ging neben ihm in die Hocke und fühlte seinen Puls. »Er lebt noch.« Sie zückte ihr Handy. » Noch .«
»Wo ist Möllner?«, fragte Möhrs, während seine Begleiterin die Notrufzentrale anrief.
Fast hätte Bernd geantwortet: »Da sitzt er!«, bis ihm einfiel, dass der Kommissar Veronika und nicht Klaus meinte. »Sie ist noch nicht wieder da.«
»Verdammt!«
»Sie kommt hierher zurück.« Bernd drehte sich zu Klaus. »Sie lässt ihn nie lange allein.«
»Feuer.« Klaus sah an Bernd vorbei in die Nacht hinaus. »Feuer.«
Möhrs runzelte die Stirn. »Was meint er?«
Bernd folgte Klaus’ Blick und kniff die Augen zusammen. »Das.« Dem sternklaren Himmel stieg in einiger Entfernung eine dünne Rauchsäule entgegen, ein feiner schwarzer Faden auf nachtblauem Grund. »Es brennt.«
»Das ist sie«, ächzte Möhrs.
»Was?«
»Möllner. Das ist sie.«
»Woher wollen Sie das wissen? Es könnte dieser andere Brandstifter sein.«
»Nein, kann er nicht«, sagte Möhrs und trat den Beweis dafür an, dass Bernd die Kombinationsgabe dieses Provinzbullen maßgeblich unterschätzt hatte. »Den haben wir verhaftet. Aber es gibt eine Leiche, die wir noch nicht gefunden haben.«
104
So dicht, wie Katja neben Veronika an den lodernden Flammen stand, war die Hitze des Feuers nahezu unerträglich. Sie glaubte, verbranntes Fleisch zu riechen, aber noch schockierender war der Ausdruck auf Veronikas Gesicht: absolute Genugtuung, die an völlige Entrücktheit grenzte. Sie hatte die Augen weit aufgerissen, das glühende Rot des Scheiterhaufens spiegelte sich darin. »Ist das nicht schön?«, hauchte sie. »Ist das nicht gerecht?«
Katja schaffte es nicht mehr, gegen ihre Instinkte anzukämpfen. Das war zu viel. Das Feuer. Das Wissen, nebeneiner Mörderin zu stehen. Die Angst um Bernd. Die diffuse Furcht vor dem, was sie als Nächstes erwartete. Sie konnte hier nicht bleiben. Sie musste hier weg. Sofort. Sie wandte sich um, um loszustürmen, in den Wald, fort von diesem Grauen. Veronika packte ihren Arm. »Nein!«
Katja reagierte in einer einzigen fließenden Bewegung, die sie hunderte Male trainiert hatte, um sich gegen zudringliche Kerle zu wehren. Ein rascher Stoß mit voller Kraft vor das Brustbein ihrer Gegnerin, in Kombination mit einem Knie in den Unterleib. Veronika taumelte, fiel. Funken stoben auf, als sie im brennenden Holz landete. Sie schrie auf. Ihr Haar fing sofort Feuer, umflorte ihren Kopf wie ein bizarrer Heiligenschein. Sie wollte aufstehen, doch der Scheiterhaufen unter ihr gab nach, eine Kuhle entstand, deren Seitenwände auf sie hinabrutschten.
Einen endlos langen Moment rührte Katja sich nicht. Jene Instinkte, die sie eben noch zur Flucht hatten antreiben wollen, rieten ihr nun, einfach stehen zu bleiben und dabei zuzusehen, wie Veronika verbrannte. Diese Frau war der Feind, und sie hatte ihn besiegt. Stand es ihr da
Weitere Kostenlose Bücher