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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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und die Menschen liebte, weshalb hatte er dann zugelassen, was ihrem Vater zugestoßen war? Was war daran gerecht? Welchen Plan sollte Gott damit verfolgen? Die Pastorin hatte etwas vom freien Willen erzählt, den Gott den Menschen geschenkt hatte. Katja hatte sich mit dieser Antwort nicht zufriedengegeben. Es hatte ihr zu sehr nach einer schwachen Ausrede geklungen. Hieß es nicht, Gott würde die Menschen wie seine Kinder betrachten? Aber welcher Vater hätte nicht eingegriffen, wenn eines seiner Kinder einem anderen Leid zufügte? Und jetzt war es wieder passiert: Ihr Onkel war auch einer dieser guten Menschen gewesen, denen Schlechtes widerfahren war. Nein, Schlechtes war ein viel zu harmloser Begriff. Schreckliches, Fürchterliches, Erschütterndes. Das passte besser. Und niemand wusste, warum. Sicher, der Täter hatte bestimmt irgendein krankes oder wahnsinniges Motiv gehabt. Aber das erklärte noch lange nicht, weshalb das Schicksal oder der Zufall es ausgerechnet so eingerichtet hatten, dass Frieder zum Opfer genau dieses Täters geworden war. Katja kurbelte das Fenster ein Stück herunter. Die Mischung aus Vanille vomDuftbäumchen am Rückspiegel und kaltem Rauch wurde ihr zu süß und stickig.
    »Habe ich das mit deinem Artikel richtig verstanden?«, brach Thilo das Schweigen. »Dass du so eine Art Psychogramm von Güstrin anfertigen willst?«
    »Ja.« Sie drehte ihren Kopf in den steten kühlen Luftstrom aus dem Fensterspalt. »Das ist so in etwa die Idee.«
    »Dann habe ich einen Tipp für dich.« Er bremste den Wagen an einer roten Ampel und blinkte rechts. »Du solltest heute Abend zum Osterfeuer kommen. Oben an der Geest. Du kannst es nicht verfehlen. Man sieht den Feuerschein kilometerweit.«
    Katja seufzte. »Gibt es einen gemeinsamen Topf, aus dem an alle Güstriner Provisionen ausgeschüttet werden, wenn sie die Werbetrommel für dieses Feuer rühren?«
    »Nein.« Er grinste. »Wäre aber eine schöne Idee.«
    »Unsere Wirtin hat vorhin auch schon davon erzählt«, sagte sie und ahmte dann den heiteren Tonfall Veronika Möllners nach. »So, hier sind noch Brötchen. Und nicht vergessen: Heute Abend ist Osterfeuer. Das lohnt sich und bringt einen auf andere Gedanken.«
    »Wo sie recht hat, hat sie recht.« Er lachte. »Es könnte aber natürlich auch sein, dass wir Güstriner in Wahrheit alle finstere Kultisten auf der Suche nach einer Jungfrau sind, die wir verbrennen können.«
    »Da wärt ihr bei mir an der falschen Adresse«, entgegnete Katja trocken.
    Die Ampel wurde grün. Sie fuhren ein kleines Stück an einer Sandsteinmauer entlang, ehe er den Wagen in eine freie Parkbucht am Straßenrand manövrierte. Sie stiegen aus.
    Bernd stellte den Jaguar zwei Plätze weiter ab. Die obligatorische Kamera um den Hals, kam er auf sie zu. »Hätten Sie jetzt vielleicht die Güte, uns mitzuteilen, warum genau wir hier sind?«, wandte er sich an Thilo, der den Kofferraum des Toyotas öffnete.
    »Das werden Sie gleich selbst sehen.« Thilo packte einen Plastikklappstuhl aus und schloss den Kofferraumdeckel. »Nur noch ein, zwei Minuten Geduld.«
    »Und dafür brauchen Sie auch einen Stuhl, wie mir scheint.« Bernd sprach langsam und überdeutlich, als stünde er einem Menschen gegenüber, an dessen geistiger Gesundheit er ernsthafte Zweifel hegte. »Dauert Ihre Vorführung so lange, dass man sie nicht im Stehen durchhält?«
    Thilo achtete nicht weiter auf ihn, sondern ging auf das Friedhofstor zu.
    »Was haben wir uns da für einen komischen Vogel eingefangen?«, raunte Bernd Katja zu.
    »Ich mag komische Vögel«, antwortete sie leise und folgte Thilo.
    Ihre Stimmung, die gerade im Begriff war, wieder ein wenig aufzuhellen, verdüsterte sich schlagartig. Das war also der Ort, an dem sie in ein paar Tagen ihren Onkel zur letzten Ruhe betten würde. Neutral betrachtet war es eine schöne Anlage, die an einen gutgehegten Park erinnerte. Geharkte Kieswege, penibel gestutzte Hecken, saubere Bänke, die zum Verweilen im Schatten majestätischer Bäume einluden. Sogar die Grabstätten hätte man wegen der bunten Blumen beinahe für blühende Beete halten können, wenn nicht die Grabsteine gewesen wären.
    Er führte sie in den hinteren Teil des Friedhofs, vorbei an einer Kapelle oder Trauerhalle mit dezenten Glasbildern, auf denen Tauben in einen zartvioletten Himmel aufstiegen. Sie gelangten in einen Bereich, in dem die Gräber jünger waren. Katja ertappte sich dabei, wie sie immer wieder kurz überschlug, wie

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