Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
derweil in einem Café auf der Schanze auf sie wartete. Erst über Gott und die Welt, dann war Frieder auf das Thema Atomkraft gekommen. »Klar, er war ein bisschen geknickt. Über den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg. Hat ein paarmal betont, wie sicher die Anlage sei, in der er arbeitet … gearbeitet hat .«
»Dann brauchst du dich doch auch nicht auf irgendwelche an den Haaren herbeigezogene Theorien zu versteifen«, schlug Bernd ihr sanft vor. »Wer sollte ihm denn ernsthaft nach dem Leben getrachtet haben?«
»Keine Ahnung.« Obwohl Katja wusste, dass es nicht mangelnde Unterstützung war, die aus Bernd sprach, sondern nur die Sorge um sie, tat es weh, dass er an ihren Instinkten zweifelte. »Radikale Ökos vielleicht.«
»Okay, okay, okay«, bremste er sie. »Fanatische Umweltschützer sprühen ab und zu mal Sprüche und Parolen an irgendwelche Wände und Firmenschilder, so viel gebe ich gerne zu. Mag sein, dass es sogar vorkommt, dass sie bei Protesten, die aus dem Ruder laufen, mal ein Räumfahrzeug der Staatsgewalt anzünden. Oder den Schotter aus einem Gleisbett räumen. Aber von da ist es noch ein echt weiter Sprung, einen Mann umzubringen, der in einem Atomkraftwerk als Ingenieur arbeitet. Das siehst du doch hoffentlich ein?«
»Es reicht doch, wenn auch nur einer von denen nicht mehr zurechnungsfähig ist«, verteidigte sich Katja. »Kranke Leute machen kranke Dinge.«
»Bei aller Liebe, mein Schatz, jetzt widersprichst du dir.« Bernd wackelte ein wenig mit dem Kopf. »Eben hörte es sich noch an, als hätte es so eine Art ausgeklügeltes Mordkomplott gegen Frieder gegeben, und jetzt ist es auf einmal ein verrückter Einzeltäter.«
»Ein Grund mehr, der Angelegenheit nachzugehen.«
»Das ist nicht unsere Aufgabe. Das erledigt die Polizei.« Er nahm einen tiefen Zug von seinem Zigarillo. »Im Ernst jetzt. Ich bin bestimmt kein Feigling, der nicht hier und da mal nachts über einen Zaun gestiegen oder in eine Lagerhalle eingebrochen wäre, wenn es die Lage erfordert hat. Aber sich in die laufenden Ermittlungen in einem Mordfall einmischen … Weißt du, was man mit hübschen Kerlen wie mir im Knast so macht?«
Katja grinste wider Willen. »Die stehen wohl eher auf Frischfleisch und nicht auf faltige Altmännerhintern.«
»Vielen Dank.«
»Gern geschehen.« Sie klappte die Sonnenblende wieder hoch. »In Ordnung. Ich lasse die Bullen ihre Arbeit machen, und wir machen unsere. Wir machen diese gottverdammte Reportage.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Abgemacht?«
Es dauerte einen Moment, in dem Bernd sie eindringlich musterte, doch am Ende schlug er ein. »Warum fühle ich mich nur, als hätte ich eben meine Seele an den Teufel verkauft?«
»Weil du katholisch erzogen wurdest und auf eine Nonnenschule gegangen bist«, sagte Katja. »Du schuldest mir übrigens noch was.«
»Was?«
»Du wolltest mir erzählen, was der Typ im Leichenwagen noch gesagt hat. Vorsicht!« Sie fuhr hoch und zeigte auf sein Zigarillo. »Deine Asche!«
Es war zu spät. Das obere Drittel des Zigarillos, das nur noch aus einer weißen Säule bestand, knickte ab und landete zwischen seinen Oberschenkeln auf dem ledernen Sitzbezug.
»Scheiße!« Bernd spreizte die Beine und wischte die heiße Asche in den Fußraum. Funken stoben. Er trat sie aus und steckte sich zugleich einen Finger in den Mund, um ihn anzufeuchten und damit die letzten Reste vom Sitz zu befördern. »Scheiße!«
Katja lugte nach der Unglücksstelle, von wo aus es leicht verbrannt roch. »Ist es arg schlimm?«
Bernd warf sein Zigarillo aus dem Fenster in ein Blumenbeet. »Dass mir das aber auch immer wieder passieren muss. Ich brauche ein billigeres Auto.«
»Du könntest mit dem Rauchen aufhören.«
»Sehr witzig.« Er straffte sein zerknittertes Jackett. »Wo waren wir? Ach, richtig. Gut, also nach Aussage dieses Totengräbers war es kein Unfall, der deinen Onkel das Leben gekostet hat. Er ist nicht mit einer Kippe in der Hand eingeschlafen oder so. Und es war bestimmt auch kein fehlgeschlagener Versicherungsbetrug mit tragischen Konsequenzen.«
»So viel wussten wir schon.« Die Idee, Frieder könnte es auch nur im Traum eingefallen sein, sein Haus warm zu sanieren, war durch und durch abwegig. Katja hatte in ihremLeben bislang noch keinen anderen Menschen kennen gelernt, der sich so penibel an Regeln und Gesetze hielt. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie er einmal fast ausgetickt wäre, als er sah, wie jemand nachts um
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