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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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Beschleunigungsspur zurück auf die Autobahn kamen ihm Zweifel, ob es richtig gewesen war, Saalfeld verbal so hart anzufassen. Vor allem mit dem Schuss ins Blaue über eine mögliche Affäre zwischen ihr und ihrem Nachbarn. War er da zu weit gegangen? Und wenn schon. Ermusste schließlich auch die Mutmaßungen ertragen, die sein Chef über ihn und Aysel anstellte. Bestimmt kein Grund, gleich aus dem Fenster zu springen.

57
    Bernd war sich nicht vollkommen sicher, weshalb Katja unbedingt allein zu dem Treffen mit dem Mann wollte, von dem sie sich Aufklärung über die Bedeutung des rätselhaften Zeichens erhoffte. Er hatte eine vage Vermutung, direkt darauf angesprochen hatte er sie aber nicht. Sie war verschlossener als eine Auster, wenn man bei ihr Themen anschnitt, die sie erst noch mit sich selbst ausmachen musste. Ihr Vater war genauso gewesen. Selbst in solchen Situationen, in denen es klüger gewesen wäre, sich jemandem anzuvertrauen. Manch einer hätte sogar gesagt, dass diese Sturheit Thomas Jakobs am Ende das Leben gekostet hatte. Warum hatte Katja ausgerechnet diesen Charakterzug von ihm erben müssen? Immerhin hatte sie sich ohne größeren Widerstand zwanzig Euro fürs Taxi zustecken lassen. Das war besser als nichts, denn so würde sie wenigstens nicht irgendwo in der Pampa festsitzen, falls ihr Treffen aus irgendwelchen unvorhergesehenen Gründen anders lief als erwartet.
    Bernd hatte beschlossen, seine Zeit sinnvoll für eine persönliche Erledigung zu nutzen. Was für andere Optionen hätte er auch gehabt? Insgeheim bewunderte er Katjas Ermittlungseifer, aber realistisch betrachtet waren sie in eine Sackgasse geraten. Solange keiner der Männer aus dem AKW endlich den Mund aufmachte, womit Bernd nicht ernsthaft rechnete, saßen sie in dieser Sackgasse fest. Und falls Katjas Treffen nicht einen entscheidenden Hinweis lieferte, worauf er auch nicht gewettet hätte, mussten sie den bitteren Tatsachenins Auge sehen: Dann blieb ihnen nur, die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu hoffen, dass Möhrs mehr Glück bei der Suche nach Frieders Mörder hatte. Es sei denn, Bernds eigener Plan war von Erfolg gekrönt.
    Im Zentrum von Güstrin gab es eine jener Fußgängerzonen, wie man sie in vielen wohlhabenden Kleinstädten fand, die nicht so recht wussten, wie sie ihr Geld sinnvoll ausgeben sollten: in tadellosem Zustand und mit einer Auswahl an adretten Läden. Dem Besucher wurde mehr oder minder geschickt vorgegaukelt, dass er hier alles käuflich erwerben konnte, was auch in größeren Städten im Angebot war. Die Fußgängerzone war trotzdem so gut wie tot, weil Ostermontag war, doch davon wollte Bernd sich nicht aufhalten lassen. Er besorgte sich aus dem nächsten Geldautomaten fünfhundert Euro und machte sich auf die Suche danach, was er brauchte.
    Er fand einen überraschend großen Buchladen, der ebenso geschlossen war wie die anderen Läden auch. Ein kurzer Blick auf das Klingelschild am Hauseingang neben der Schaufensterfront bewies, dass ihm das Glück hold war: Der Name der Buchhandlung war der gleiche wie auf dem Klingelschild. Der grauhaarige Mann, der ihm öffnete, roch nach Lammbraten und Rosmarin und zeigte sich – wie nicht anders zu erwarten – zunächst wenig erfreut von Bernds Anliegen. Es war schließlich verboten, gegen die offiziellen Ladenöffnungszeiten zu verstoßen. Auch Bernds anfängliche Beteuerungen, die Sache würde vollkommen unter ihnen bleiben, stießen auf taube Ohren. »Ich kann Ihnen da wirklich nicht helfen. Sie hätten eben früher daran denken müssen, dass Sie dieses Geschenk brauchen«, erklärte ihm der Buchhändler nüchtern. Erst als Bernd ihm diskret die Scheine präsentierte, die er aus dem Bankautomaten gezogen hatte, gab er sich geschmeidiger. Bernd wunderte das kaum. Er hatte inzwischen gelernt, dass Geld entgegen der Auffassung der meisten Moralapostel und hoffnungslosenIdealisten hervorragend dazu geeignet war, Menschen zu lässlichen Sünden zu motivieren, die sie ohne entsprechende Schmierung nie begehen würden. Es war letztlich alles nur eine Frage der richtigen Summe und des Gespürs dafür, was man jemandem an kleinen Gesetzesübertritten oder Ordnungswidrigkeiten zutrauen konnte. Es stellte sich heraus, dass fünfhundert Euro reichten, um einen Buchhändler dazu zu bewegen, seinen Laden am Ostermontag für einen verzweifelten, aber flüssigen Kunden zu öffnen. Ganz geheuer war dem Mann die Angelegenheit jedoch nicht, und er wählte eine

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