Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
Jakobs, aber unter diesen Umständen haben Sie sicher Verständnis dafür, wenn ich meine Hosen oben lasse.«
Die Tür schwang auf, und Bauer stand auf der Schwelle. Er bot ein Bild des Jammers: Seine Krawatte hatte er abgenommen. Sie steckte nun in der Brusttasche seines Jacketts. Sein Hemd war bis zum Bauch hinunter aufgeknöpft, sein Gesicht schweißnass. Er hielt mit der rechten Hand seinen linken Arm umklammert, schwankte in den Raum hinein, taumelte nach hinten und lehnte sich schwer atmend mit dem Rücken gegen die Wand. »Könnte … ich … ein Glas Wasser …« Weiter kam er nicht, weil er in den Knien einknickte und sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte.
Während Jakobs untätig in der Gegend herumstand und Bauer angaffte, hastete Möhrs an dessen Seite und richtete ihn ein Stück auf. »Was haben Sie denn?«
Özen war mit zwei schnellen Schritten bei ihnen und fühlte nach Bauers Puls.
»Nur das Herz«, keuchte der und fasste nach Möhrs’ Hand. Seine klammen Finger hätten genauso gut Eiszapfen sein können. »Springt … ab und zu … aus dem Takt.«
»Ganz ruhig.« Möhrs hoffte, dass er sich einigermaßen gefasst anhörte. Ein Herzanfall. Wenn dieser Mann jetzt auch noch in Panik geriet, konnte das übelste Konsequenzen haben. »Das wird schon wieder.«
Er drehte sich nach Jakobs um, die immer noch wie festgenagelt vor dem Schreibtisch stand, und selbst jetzt zuckten ihre Finger auf dem Display ihres Handys.
Bauer wehrte schwach Özens Bemühungen ab, seinenPuls zu messen, grub die Finger in Möhrs’ Schulter und zog sich an ihm endgültig wieder in die Höhe. »Es geht. Es geht schon. Danke. Das … das ist … mir wirklich … furchtbar peinlich.«
»Ganz ehrlich?«, sagte Özen streng. »Sie gehören in die Notaufnahme.«
Bauer löste sich von Möhrs und wischte sich mit der Krawatte die Stirn ab. »Machen Sie sich nicht lächerlich.« Er führte sich auf wie ein Feldherr, der seinen verbliebenen Truppen gegenüber auf keinen Fall Schwäche zeigen wollte, auch wenn seine Armee schon weitestgehend aufgerieben war. »Ich lege mich gleich ein wenig hin, und dann ist gut. Das ist nur der Stress.« Er suchte Jakobs’ Blick. »Bist du dann hier so weit fertig?«
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern trat mit erstaunlich federnden Schritten hinaus auf den Gang. Jakobs folgte ihm mit hängendem Kopf und ohne jeden Abschiedsgruß.
»Dafür übernehme ich nicht die Verantwortung.« Özen eilte ihnen hinterher. »Seien Sie nicht so unvernünftig.«
Möhrs schüttelte nur den Kopf und fragte sich, Zeuge welcher sonderbaren Veranstaltung er soeben geworden war.
55
Bernd ließ den Jaguar satt auf der Überholspur schnurren und grinste zufrieden. »Das war oscarreif, mein Bester«, lobte ihn Katja. »Aber dass die Frau Doktor dich nicht dabehalten wollte, war pures Glück. Ich dachte, du hättest den Bogen überspannt.«
»Ach was.« Er lachte. »Die war doch völlig überfordert. Das kommt davon, wenn man sich den ganzen Tag nur mitPatienten beschäftigt, die schon tot sind.« Er linste zu dem Smartphone in ihrem Schoß. »Wie ist unsere Ausbeute?«
»Ich habe noch nicht nachgesehen«, gestand sie.
»Soll ich beim nächsten Parkplatz halten?«
»Lass mal.« Sie erweckte das Display zum Leben und löste mit einem Wischer die Bediensperre. Sie rief die Bilder auf, die sie eben heimlich geschossen hatte. Blind hinter dem Rücken. Sie ging davon aus, dass das, was mit etwas Glück auf einigen der Fotos zu sehen sein würde, die sterblichen Überreste ihres Onkels waren. Sie hielt den Atem an und bediente sich eines Tricks, der sonst immer ganz gut funktioniert hatte, wenn sie bei ihren Recherchen auf Zeugnisse von extremer Gewalt getroffen war. Sie betrachtete die Aufnahmen so, als wären darauf nur Puppen eingefangen worden. Realistische Requisiten aus einem Horrorfilm. Diese groteske Obszönität aus schwarzem Fleisch und verkrümmten Gliedmaßen war nicht ihr Onkel. Dieses makabre Grinsen eines von aufgeplatzter Haut überzogenen Schädels gehörte nicht ihm. Diese zerkochten Augäpfel waren nicht seine. Mit sanften Wischbewegungen arbeitete sich Katja durch die Fotos voran.
»Sind sie brauchbar?«, fragte Bernd.
»Manche.« Sie nickte. »Bei anderen hatte ich leider meine Finger vor der Linse. Die meisten sind gestochen scharf. Und du sagst immer, das wäre nur Spielzeug und keine richtige Kamera.«
»Ist es ja auch«, erwiderte er. » Nützliches Spielzeug.«
Sie stieß
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