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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Winter
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hat mir aus der Hand gefressen.«
    »Charly?«
    »Was weiß ich, wie das Balg heißt. Den Ranger des Nationalparks hat er mir jedenfalls abgenommen. Warum auch nicht, schließlich hatte ich mir extra dafür einen Wagen vom Nationalpark geborgt und mir eine Rangerjacke mit Aufnäher ausgeliehen.«
    »Und er hat dir verraten, wer und wo meine Großmutter ist?«
    »Hältst du mich für blöd? Der kleine Bastard ist vernarrt in die Alte. Kein Wort hätte er mir gesagt. Kurz vor der Wasserstelle ist er aus dem Wagen gesprungen. Aber du hast mir von der Kette erzählt und auch, dass es an der Wasserstelle nach links abgeht.« Er lachte hämisch. »Du hast mir alles erzählt. Alles, was ich wissen wollte. Ohne dich hätte ich die Alte nie gefunden. Und als du dann auch noch kamst, musste ich nur noch warten. Du hast es mir wirklich leicht gemacht.« Er tätschelte ihr die Wangen. »Mein Liebes, niemand ist so echt wie du.«
    Ruth spuckte ihm ins Gesicht. Sie hätte gern noch ganz andere Dinge mit ihm getan, aber die Fesseln hinderten sie daran. Sie riss ihr Bein hoch, um ihn zu treten, doch er wich geschickt aus.
    »Oh, kleine Kratzbürste! Hätte ich das gewusst, hätte ich dich im Bett ein bisschen fester angepackt.« Er holte aus und schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass Ruths Kopf nach hinten flog. »Versuch nicht noch einmal, mich zu treten!«, zischte er.
    Ruth biss die Zähne aufeinander und funkelte Henry wütend an. »Jetzt verstehe ich auch, warum du heute Abend noch mit mir essen gehen wolltest. Du wolltest gesehen werden mit mir, am liebsten in trauter Zweisamkeit. Damit du, falls mein Verschwinden irgendwann ruchbar wird, nicht in Verdacht gerätst.«
    Kramer lachte auf. »Ganz schön gerissen, was? Und wenn es je zu einer Suche nach dir kommen sollte, werde ich der Erste sein, der mit Tränen in den Augen nach dir ruft. Ich werde die Polizei, die Feuerwehr, wenn es sein muss, sogar die Armee in Bewegung setzen. Ich bin sicher, ich gebe einen hervorragenden trauernden Liebenden ab. Meinst du nicht auch? Ach ja, und es wird eine Menge Leute geben, die bezeugen können, dass du nicht ganz richtig im Kopf bist. Der Polizist zum Beispiel, bei dem du warst. Oder deine Pensionswirtin. Von den Leuten aus Gobabis ganz zu schweigen.«
    Ruth keuchte. Was Henry sagte, war so ungeheuerlich, dass es ihr den Atem raubte. Und doch war alles ganz logisch. Wie blind war sie gewesen!
    »Vorwärts jetzt. Du hattest recht, ich habe wirklich nicht viel Zeit. Eine Verabredung am Flusslauf. Du kannst dir sicher denken, wo. Ich darf nicht zulassen, dass der Champagner warm wird.«
    Ruth hatte erwartet, dass diese Worte ihr wehtun würden, doch sie waren ihr merkwürdig gleichgültig. »Wo ist meine Großmutter?«
    »Wart’s ab, Baby. Du kannst ihr gleich in die Arme sinken. Und eines sage ich dir.« Henry Kramer kam so dicht an Ruth heran, dass sie seinen sauren Champagneratem riechen konnte.
    Ruth drehte den Kopf weg, aber Kramer griff nach ihrem Kinn, drehte sie zu sich um. »Eines rate ich dir dringend, meine Liebe: Bring aus der Alten raus, wo der Klunker steckt, sonst wirst du es bereuen. Du weißt mittlerweile, dass mir nicht nach Späßen zu Mute ist.«
    Ruth biss die Zähne aufeinander und schüttelte den Kopf. »Eher sterbe ich.«
    »Ganz wie du willst. So schnell vermisst euch keiner. Außer mir natürlich. Für die Behörden ist die Alte schon lange tot. Und du? Es wird lange dauern, bis man eure Leichen in der alten Mine findet. Und ob man sie dann noch identifizieren kann, ist doch mehr als fraglich.«
    Ruth lachte gequält. »Und wenn wir dir sagen, wo der Diamant ist, dann lässt du uns gehen? Machst uns noch Proviant für unterwegs, was? Und steckst ein paar Flaschen Cola in eine Kühltasche? Ich bin zwar vom Land, aber lange nicht so dumm, wie du glaubst. Nie wirst du erfahren, wo das ›Feuer der Wüste‹ ist, denn töten wirst du uns so oder so.«
    Kramer zuckte lässig mit den Schultern. »Na gut, vielleicht gelingt es dir tatsächlich, den Mund zu halten. Aber wenn ich dir vor den Augen deiner Großmutter jeden Finger einzeln breche, wenn sie dich schreien hört und bluten sieht, meinst du, sie schweigt dann noch?«
    Ruth knirschte mit den Zähnen. Sie bebte vor Wut, ihr ganzer Körper zitterte. Ich werde ihn töten, dachte sie. Sobald ich die Gelegenheit habe, werde ich ihn töten. Ganz langsam, damit er auch etwas davon hat.
    »Los jetzt, komm weiter.« Er packte sie grob an der Schulter und stieß sie vor

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