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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Winter
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die Feuchtigkeit ihre Kleidung durchdrungen hatte, war ihre Kehle trocken. Sie hätte viel gegeben für einen Schluck Wasser, beinahe alles für eine gekühlte Cola. Doch beides war unerreichbar. Mit einem Mal überfiel Ruth Angst. Was war, wenn Kramer nicht wiederkam? Würde er sie einfach hier allein in der Dunkelheit lassen – ohne Essen, ohne etwas zu trinken, bis sie starben? Es schüttelte sie bei dem Gedanken, ihre Großmutter neben sich sterben zu sehen, selbst sterben zu müssen.
    Eilig verwarf sie ihren gruseligen Einfall und zwang sich zur Ruhe. Kramer würde zurückkommen. Er wollte den Diamanten. Er musste zurückkommen, um zu bekommen, was er wollte.
    »Erzähl mir von Rose. Wie war ihr Leben?«, hörte Ruth ihre Großmutter fragen. Ruth begriff, dass sie reden musste, um in dieser Höhle nicht wahnsinnig zu werden. Und sie erzählte. Sie sprach über Rose, über Mama Elo und Mama Isa und sogar über Corinne und deren Familie. Sie erzählte auch von den Schafen und Rindern, von den Nachbarn, den alten Bekannten.
    Und während Ruth redete, dachte sie an Horatio. Wenn er sie nicht verraten hatte, wo war er dann? Hatte er sie nicht vermisst? Und was hatten die anderen Schwarzen vorgehabt? Oder gab es die gar nicht? War der schwarze Pick-up vielleicht immer nur der von Kramer gewesen? Doch nein, das konnte nicht sein. Kramer hatte nicht wissen können, dass Ruth und Horatio sich gemeinsam auf den Weg nach Lüderitz gemacht hatten. Oder doch? Immerhin hatte er von den elf Toten in Windhoek gehört, und er hatte von seinen Kontakten zu den südafrikanischen Regierungsbehörden gesprochen, unter deren Verwaltung Namibia stand. Aber nein, das war zu weit hergeholt.
    Ruth wurde schmerzlich bewusst, dass sie in der letzten Zeit nicht besonders nett zu Horatio gewesen war. Womöglich war er bereits zurück nach Hause gefahren, zutiefst enttäuscht über ihr schlechtes Benehmen und die kläglichen Ergebnisse seiner Forschungsarbeit. Ruth seufzte. Der Gedanke, dass Horatio nun vielleicht schlecht über sie dachte, bekümmerte sie. Sie bereute ihre Bissigkeit, an der zweifellos Henry Kramer schuld gewesen war. Und sie war so naiv gewesen – ein Landei, eine Gotcha, die es einfach nicht besser gewusst hatte.
    Sie hatte die Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, als sie den Strahl einer Taschenlampe erblickte. »Er kommt wieder«, flüsterte Ruth und lauschte auf die Schritte, die sich rasch näherten.
    »Guten Morgen, die Damen, ich hoffe, Sie haben wohl geruht.«
    Der Strahl der Taschenlampe traf Ruth mitten ins Gesicht. Sie schloss die Augen.
    »Liebling, du siehst etwas zerrupft aus.« Henry Kramer lachte spöttisch. »Hattest wohl keine Zeit, ein Bad zu nehmen. Nun denn. Ich habe Kaffee mitgebracht. Der wird eure Lebensgeister schon wecken.«
    Er stellte die Taschenlampe so auf den Boden, dass sie die Grotte spärlich erhellte. Dann holte er aus einem Beutel eine Thermoskanne, füllte deren Kappe mit Kaffee und hielt sie Margaret an die Lippen. Die alte Frau trank, und Ruth erkannte, wie sich ihr Gesicht sogleich belebte.
    Dann trank auch sie. Kramer hielt ihr den Kaffee so ungestüm vor den Mund, dass er sie bekleckerte. »Ich nehme nicht an, dass dich der eine Fleck besonders stören wird«, sagte er kurz. »Deine Sachen sind ohnehin hinüber.«
    Er packte die Thermoskanne wieder in seine Tasche. Dann löste er den Frauen die Fußfesseln, zog zuerst Ruth, dann auch Margaret auf die Beine und stieß sie vor sich her durch den dunklen Gang.
    Ruth hatte gefürchtet, ihre Großmutter könnte nach den Anstrengungen Mühe haben, sich auf den Beinen zu halten, doch die alte Frau ging aufrecht und gerade, als hätte sie in einem weichen Bett geschlafen.
    Als sie am Ende des Tunnels ins Tageslicht traten, schlossen die Frauen für einen Moment geblendet die Augen.
    »Los jetzt, zum Auto! Und denkt nicht daran, ungehorsam zu sein. Weit und breit ist kein Mensch! Wenn ich wegfahre, kommen die Geier und sonst niemand«, herrschte Kramer sie ungeduldig an.
    »Wohin fahren wir?« Ruths Stimme klang kratzig, als hätte die Feuchtigkeit sich auf ihre Stimmbänder gelegt.
    »Das habt ihr beiden gestern Abend doch selbst festgelegt.« Er lachte, und dieses Mal klang sein Lachen höhnisch. »Wir fahren zur Halifaxinsel. Dort werdet ihr nach dem Diamanten tauchen.«
    Ruth lachte auf. »Das ist nicht dein Ernst, oder? Du hast uns belauscht?«
    »Natürlich habe ich das. Was denn sonst? Nur aus diesem Grunde habe ich euch beide

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