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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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er Objektpermanenz und hatte eine wahnsinnige Liebe zu diesem kleinen Planschbecken entwickelt. Er trat um sich und kreischte. Das Geschrei kratzte an Grace’ ohnehin schon misshandelten Trommelfellen. Sie sagte zu Chloe: »Wir sind gleich wieder da.«
    Chloe nickte, ohne aufzusehen. Auf dem Weg zum Haus versuchte Grace, den stämmigen, widerspenstigen Max unter Kontrolle zu bringen. Sie konnte sich nicht einmal mehr selbst denken hören, geschweige denn herausfinden, warum die Geister der alten Frauen allesamt auf sie einstürmten. Ihre verschwommenen, durchscheinenden Gestalten wirkten schrill vor Beunruhigung …
    Du gehst in die falsche Richtung.
    Das war doch albern. Das stammte aus ihrem Traum. Sie ging doch nur in die Küche.
    Die falsche Richtung.
    Verwirrt blieb sie stehen und blickte auf Max’ gerötetes kleines Gesicht, während sie versuchte, die Wolken aus Hunger und Müdigkeit in ihrem Kopf zu sortieren.
    Falsch.
    Eine riesige, unsichtbare Faust traf sie. Sie konnte Max nicht länger festhalten und stürzte zu Boden. Die Rückseite des Hauses verschwand in einer Feuerwalze, die ein Inferno brodelnder Hitze ausstieß. Außerdem glaubte sie auch, etwas zu hören, ein gewaltiges, gigantisches Tosen, aber vielleicht war das auch nur in ihrem Kopf.
    Max.
    Oh Götter, sie hatte das Baby fallen lassen.
    Unter unglaublicher Anstrengung rollte sie sich auf den Bauch, um nach ihm zu suchen. Er lag auch auf dem Bauch und stemmte sich auf seine steifen Ärmchen. Er sah völlig verängstigt aus, hatte den Mund weit geöffnet und schrie mit purpurrotem Gesicht.
    Sie kam auf alle viere und stürzte sich auf ihn. Brennender Schmerz flammte in ihrem Knie auf. Sie riss Max zu sich heran und fuhr mit den Händen über seine Arme und Beine, dann drückte sie ihn fest an sich und brachte ihren Körper zwischen ihn und die wilde Feuersbrunst.
    Chloe. Grace sah sich nach ihr um. Das Planschbecken war etwa zehn Meter weiter vom Haus entfernt. Wie erstarrt saß Chloe im Wasser und klammerte sich an ihren Eimer. Mit verzerrtem Gesicht starrte sie in das Feuer. Bis auf das gigantische Tosen konnte Grace nichts hören, aber sie konnte ganz deutlich von den Lippen des kleinen Mädchens lesen.
    »Ich will zu meiner Mami! Ich will zu meiner Mami!«
    Grace tastete mental um sich. Irgendwo in ihrem dröhnenden Kopf musste ein Verbindungsstrang sein. Sie holte mit ihren Gedanken aus, packte blindlings zu und zerrte mit aller Kraft.
    In diesem Augenblick wurde Louisville von einem Erdbeben erschüttert.

19
    Eine Supernova raste auf sie zu. Die Vorahnung herannahender Zerstörung blendete alles andere aus. Sie kauerte sich über Max und versuchte, ihn mit ihrem Körper zu schützen.
    Später würde sie erfahren, dass ihr Grundstück das Epizentrum eines Erdbebens der Stärke 5,8 auf der Richterskala gewesen war. Sie hatte es nicht einmal gespürt. Die Straßenlaternen in der Nähe verbogen sich und knickten ein, als wären sie Stäbe aus weichem Wachs. Bäume kippten um, die Höhle stürzte ein, und Grace’ Wagen wurde auf die Straße geschleudert, wo der Asphalt Wellen schlug. Zum Glück war die nähere Umgebung nicht so dicht besiedelt wie andere Stadtgebiete, sodass der Schaden minimal war – auch wenn auf einem nahe gelegenen Friedhof ein Dach und eine Steinmauer zusammenbrachen. Doch das war nur Glück, keine Absicht: So sehr hatte Khalil die Beherrschung verloren.
    Was Grace anstelle der Zerstörung wahrnahm, war sanfter, schwarzer Rauch, der durch den Garten wirbelte und sie und die Kinder bedeckte. Er blendete die Hitze und den Lärm völlig aus. Gleichzeitig hüllte Khalil das brennende Haus mit seiner magischen Energie ein. Mit unheimlicher Plötzlichkeit erstarben die Flammen.
    Grace hielt Max mit einem Arm fest und sah sich benommen um, während sie ungeschickt versuchte, zu Chloe zu robben – was dadurch erschwert wurde, dass sie nur eine Hand frei hatte und ihr gottverdammtes Knie zu nichts zu gebrauchen war.
    Starke Arme hoben sie und Max in die Luft. Blinzelnd sah sie, wie sich Khalil um sie herum materialisierte. Sein Gesicht wirkte schroff und erschüttert. Sie senkte den Blick, sah, wie sich seine Lippen bewegten, und las seine Worte davon ab. »Beruhige dich. Ich habe euch.«
    »Chloe«, sagte Grace. Sie konnte ihre eigene Stimme nicht hören und bekam ihren Schwindel nur unter Kontrolle, indem sie den Kopf zur Seite neigte. Noch einmal versuchte sie, Chloes Namen zu sagen. Mit Grace und Max auf seinen Armen

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