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Das Feuer Kabals

Das Feuer Kabals

Titel: Das Feuer Kabals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
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unbewegliches Hindernis. Sie drehte sich um.
    Sie sah auf einen Bauchnabel, der neben einer breiten, goldenen Schärpe mit dem Symbol des Schwarzen Labyrinths auf Höhe ihrer Augen lag. Sie ließ den Blick in ein breites, nicht ganz menschliches Gesicht hinaufwandern. Ein mächtiger Minotaur stand vor ihr und sie erstarrte. Der Koloss trug ein rotes Tuch um die Hüften, das sehr feierlich aussah, und neigte höflich sein markantes Haupt.
    »Ihr müsst Seraphia sein. Mein Name ist Thanasis. Bleibt bei mir und es wird euch nichts geschehen.« Die Stimme des Minotaurs war dunkel und erklang voll aus den Tiefen seiner titanischen Brust. Er schaute an Seraphia vorbei in ihr Zimmer und entdeckte den Leichnam. »Es scheint, ihr könnt ganz gut auf euch selbst achtgeben.«
    Seraphia wurde blass. Sie hatte Menschen in Notwehr verletzt und einmal einen Wegelagerer mit einem Feuerstrahl getötet. Er war sofort tot gewesen. Aber noch nie hatte sie mit der Dunklen Flamme getötet. Es war grausam gewesen. Und das Schlimmste war, ein Teil von ihr hatte es genossen. Sie zuckte zusammen.
    Diese furchtbare Stimme …
    Sie dachte an die Genugtuung, die ihr die Schreie der Eishexe bereitet hatten. Hautnah hatte sie miterlebt, als der kleine Körper in der Umarmung der Dunklen Flamme allmählich verbrannt und die Lebensenergie der Eishexe auf sie übergegangen war.
    Der Minotaur sah sie forschend an. Dann ging das Licht an der Decke aus. Aufgeregte Stimmen erklangen und einen Moment später wurden Öllampen in den Händen vorbeieilender Adeptinnen sichtbar. Seraphia sah alles durch den Schleier ihrer Tränen. Sie weinte still.
    Ich habe sie zu Tode gequält.
    Thanasis nahm einer Adeptin die Öllampe ab und stellte sie an Ort und Stelle ab. Er sah Seraphia an und schien ihre Gedanken zu lesen.
    »Ein Leben zu nehmen, ist eine schwere Bürde. Ihr seid die Herrin der Dunklen Flamme geworden, weil es euch besonders schwer fällt, so etwas zu tun. So behaltet ihr die Kontrolle. Ich will nicht sagen, dass ihr euch daran gewöhnt oder gar gewöhnen solltet, aber ihr werdet darüber hinwegkommen.«
    Seraphia schüttelte den Kopf.
    Eine Frau trat zu ihnen. Seraphia schaute auf und sah rotes Haar, schwarze Lederkleidung und sehr viel Silberschmuck. Das Zeichen des Dritten Auges war auf ihre Stirn tätowiert. Teile ihres Pentacut waren sichtbar - es war silbern.
    Eine Seherin des Ordens!
    Seraphia sammelte sich.
    Die Frau ergriff das Wort. Ihre Stimme war sanft und angenehm. »Seraphia. Ich bin Kassandra.« Sie sah die Leiche im Zimmer. »Eine Sjögadrun also?«
    Seraphia fühlte sich, als könnte sie nicht mehr sprechen und schwieg.
    Thanasis antwortete Kassandra. »Es scheint so. Charna überprüft den MA-Reaktor, Cendrine organisiert die innere Abwehr, Mikar schützt den Tempel nach außen hin und bewacht die Zugänge. Faunus ist … überall.«
    Kassandra musterte Seraphia und trat zu ihr. Die Seherin zog sie sanft und wortlos zu sich heran. Seraphia zitterte und weinte erneut.
    »Geht es ihr wirklich gut?« Es war Faunus, der wie in großer Eile zu ihnen trat und Seraphia musterte. Sein Blick wirkte unkonzentriert.
    Kassandra nickte und Faunus war in der Spanne eines Lidschlags wieder verschwunden.
    »Hat er sich wieder geteilt?«, fragte Seraphia verwirrt.
    »Ja. Ihr habt ihn hierher geholt, nicht wahr?«, fragte Kassandra.
    Sie war froh darüber, abgelenkt zu werden. Thanasis schloss die Tür und der Verbrennungsgeruch, der aus ihrem Quartier in den Gang zog, wurde etwas milder.
    »Wird er wieder zu sich finden?«, fragte sie.
    Thanasis antwortete ihr. »Solange er nur kurze Zeit gespalten ist, sollte das kein Problem sein. Wenn er diesen Zustand jedoch über Monate oder Wochen beibehält, wird es allmählich schwieriger, die verschiedenen Aspekte seiner selbst von Neuem zu vereinen. Jedes Fragment seiner Persönlichkeit entwickelt ein Eigenleben, macht neue Erfahrungen, hat einen spezifischen Charakter. Als ihr ihn aus Garak Pan holtet, war er dort seit Jahren zerstreut gewesen. Vorherige Versuche, ihn zu einer Wiedervereinigung seiner Alter Egos zu veranlassen, waren fehlgeschlagen. Ihr habt diese Aufgabe hervorragend gemeistert. Charna ist sehr zufrieden mit euch.«
    Seraphia lächelte, doch ihre Freude war nur gespielt. Sie fühlte sich entrückt.
    »Er scheint besorgt um euer Wohlergehen«, sagte Kassandra mit einem Lächeln.
    Seraphia nickte und sah auf die Tür zu ihren Gemächern. Ihre Empfindungen waren wie betäubt. Sie fühlte

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