Das Filmbett
mir ihren Rücken zu, der leicht zu zucken begann.
»Ich habe noch nie einen
weiblichen Körper gesehen, der ein so vollkommenes Kunstwerk ist, ein so
funktionsgerechtes Instrument, wie der Ihre... Die Italiener aus Cremona haben
so etwas geschaffen mit ihren Meistergeigen, und die Venezianer mit ihren
Gondulas... die vollendete Ästhetik der zweckgebundenen Form... Ihr schöner
Rücken ist wie der Kiel einer Liebesbarke...« Ich fuhr zart über den
hinreißenden Bogen ihres Rückgrats. »Und Ihr sanftgewölbter Bauch ist wie der
Schallraum einer kostbaren Amati. Es muß herrlich sein, dieses Instrument,
dessen einziger Schmuck die Schönheit des Zweckes ist, für den es geschaffen
wurde, zum Klingen zu bringen...« Ich brach recht schroff ab und ärgerte mich
über mich selbst, »ich will Ihrer Schönheit — obwohl sie es verdiente — hier
keinen Psalm singen, wie König David der seiner Buhle. Ich bedauere die fatalen
Umstände unter denen ich Sie hier treffen mußte... aber ich bin trotzdem froh,
Sie hier gesehen zu haben. Vorhin beschimpfte ich mich selbst wegen meiner
unverbesserlichen Neugier auf Menschen — ein Erb-Laster meines Berufes — , das
mich diese... diese Verabredung einhalten ließ... Auch ich bin kein Engel,
Gilberte, aber daß Sie mich für einen Boche hielten...«
Sie umklammerte meine Hand. »Sie
leben in diesem erwachten Deutschland... erwacht aus Musik und Dichtung und
Humanität...?
»Ich bin dort höchstens noch
geduldet.«
»Sie sind Nationalsozialist?«
»Wo denken Sie hin. Ehemaliger
Kulturbolschewist, wenn Sie verstehen, was Adolf damit meint. Vom staatlichen
Theater gefeuert... in den Unterhaltungsfilm emigriert. Aber dann hatte ich das
Pech, daß meinem Führer ein harmlos romantisch-ironisches Filmchen höchst
mißfiel, es wurde verboten und ich zum Dialogregisseur degradiert. Es hätte
schlimmer kommen können... einflußreiche Freunde setzten sich für mich ein, und
so bin ich hier... nein, ich bin kein Nationalsozialist...«
Das Spurenelement eines spöttischen
Lächelns kam in ihre Mundwinkel. »Ich möchte endlich einen echten Nazi
kennenlernen, aber anscheinend existieren diese nur in den Wochenschauen, da
aber in Massen. Offenbar hat die Ufa eine zahlreiche bezahlte Komparserie. — Erzählen
Sie mir von meinem persönlichen Freund Goebbels.«
»Wie, Sie kennen ihn?«
»Nur flüchtig. Mein Vater gehörte
zur Besatzungsarmee 1923 im Ruhrgebiet. Ich war damals ein kleines Kind und
ging mit meinen Eltern spazieren. Ein junger Student wollte meinem Vater wohl
ins Gesicht spucken — er hinkte und traf schlecht... nur mein Gesicht. Er wurde
verhaftet und wieder freigelassen... ich werde sein haßverzehrtes Gesicht nie
vergessen...«
Sie lag da, rank und schlank wie
eine kühle Venus von Giorgone — allerdings mit Seidenstrümpfen und Hüftgürtel.
Ich sagte es ihr. Sie lächelte. Ihre Tränen waren versiegt. Sie hatte einen
Mund, der zu allem bereit schien.
»Sie können mich jetzt haben,
Monsieur«, sagte sie leise.
»Nein, Gilberte«, sagte ich, »ich
finde, wir sollten nicht die Fantasien Ihrer Auftraggeber so pflichtgemäß
ausführen wie Regimentsbefehle, auch, wenn es mir verdammt schwer fällt... ich
mag Sie, Gilberte, sehr sogar, und gerade deswegen... lassen Sie uns als
Freunde auseinandergehen und nicht als saturiertes Liebespaar nach einer mehr
als zufälligen Séance...«
Sie schnurrte wie eine Katze.
»Ihr Deutschen seid komische
Heilige... erst wollt Ihr immer alles haben — selbst den Himmel — und wenn Ihr
einen kleinen Himmel haben könnt, dann wird alles ins Transzendente, ins Metaphysische
entrückt... Richard Wagner... Erlösungszauber und Liebesverzicht... Aber
vielleicht hat Parsival recht, wenn er die sündige Kundry zurückweist...
Embrasse moi, mon ami.«
Wir küßten uns lange, und ich
merkte, worauf ich verzichtete. Ich riß mich los. »Gilberte, Sie müssen ins
Theater! Sie müssen fort, bevor ich mich einen verfluchten Narren nenne.« Sie
sah mich lange an und verschwand danach schnell ins Bad. Es dauerte einige
Zeit, bis sie angekleidet und zurechtgemacht wieder zurückkam. Sie warf sich an
meine Brust.
»Ich habe versagt — als Frau — und
dabei kam ich mit den besten Vorsätzen her... ich wollte wirklich eine gute
Geliebte sein...« sie strich an meinen Hüften entlang. »Ich habe jämmerlich
versagt.« Ich bewies ihr durch eine Geste das Gegenteil. Mein Verlangen hatte
an Spannung nichts eingebüßt.
»Ich danke Ihnen, mon
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