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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Souper des Grafen Kolowrat mit den anschließenden pervertierten Satyrspielen. Gerührt gedachte er der gelassenen Unbetroffenheit Ludmillas bei der Diskussion über die sexuelle Praktizierbarkeit ihrer provozierenden akrobatischen Körperexponate. Und wie unangefochten von allen sie umgebenden Lastern und Perversionen war dieses Geschöpf der minderen Schaustellerund Jahrmarktswelt in seinem primitiven Behagen an gutem Essen und der unverdorbenen Freude am genußreichen »Fegein«, die sie zu einem menschlichen »Mordsappetit« vereinfachte.
    »Jekusch, hab' ich jetzt an Hunger«, meinte sie abschließend, und, statt erschöpft in die Kissen ihres harten Hotelbettes zu sinken, wollte sie sich rasch wieder anziehen, denn nun hatte sie das Bedürfnis, unbedingt den Würstelstand gleich an der Ecke der Mariahilferstraße aufzusuchen, den »a Tschech« innehatte und dessen »Polnische« fast ebenso gut waren wie die vom Pospischil in Mährisch-Brod.
    Aber Bela wollte sie noch nicht freigeben, so faszinierte sie ihn. Und da machte sie ihm - aber nur ausnahmsweise, und weil er »ein soviel fescher Leitnant war« - und die Männer alle gleich -, vor, in welcher ausgefallenen Position ihr »Votter«, -pardon - ihr Stiefvotter, der Haderlump, der elendige, die exzentrische Balancekunst ihres jungen Körpers ausprobiert hatte. Das gewagte Experiment, »das Kunststickel« nannte sie es, hatte durchaus seinen neuartigen Reiz. Nur, es war wirklich etwas unkommod für beide und mit den vorhergegangenen Genüssen der böhmischen Speisekarte an Ergiebigkeit nicht zu vergleichen.
    »So, des war die Draufgab', jetzta is Basta, Schluß der Vorstellung!« erklärte sie dezidiert - und man ging gemeinsam zum »Tschech«, dessen Würstel tatsächlich, siehe oben ...
    Ludmilla wurde eine der ersten Stummfilmkomikerinnen und ein Publikumsliebling. Sie arbeitete bei der Sascha-Filmgesellschaft weiter, und ihr Erfolg nahm zu. Auch als der Erste Weltkrieg gekommen war und das Reich nichts zu essen und nichts zu lachen hatte. Sie hieß nicht mehr Ludmilla Navradil und auch nicht mehr Libussa, der weibliche Schlangenmensch, sondern Mila de Navra und man kaufte ihre Postkarten.
    Der alte Kaiser starb - Frau Sacher blieb. Die Monarchie hatte noch eine kurze Schonzeit.
    Aber dann kam der Zusammenbruch, die Revolution. Das große Reich wurde klein und arm. Den Attilas und Ulankas, die längst feldgrau geworden waren, wurden die Epauletten abgerissen, der Operettenglanz der Monarchie wurde Nostalgie und die demobilisierten Husaren und Ulanen, ihres Heldenglanzes beraubt, waren in dem Elend der Nachkriegszeit am elendsten daran. Man fuhr nicht mehr mit einer vollen Börse von Goldkronen oder dem Guldenzettel vom Juden zum großen Mulatschag nach Wien, sondern vierter Klasse, um Arbeit zu finden. So tauchte auch Bela in schäbig gewordenem Zivil in der Donaustadt auf und suchte seinen Weg in die Ateliers der Saschafilm. Und hier fand Mila ihren Bela wieder und verhalf ihm zu einem neuen Beruf, der seinen Anlagen durchaus entsprach.
    Mila de Navra hatte sich »seehr gefreit, ihren Leitnant« gesund als demobilisierten Rittmeister wiederzusehen.
    Bela stand mit dem Rücken zum Fensterbrett der Garderobe und blickte anerkennend auf die Filmdiva, die sich anschickte ihre Achselhaare zu rasieren. Bis auf lange Seidenstrümpfe und einen hastig übergeworfenen Schminkmantel war sie nackt - und höchst erfreulich anzuschauen, was sie sichtlich genoß. Der harte, durchtrainierte Artistinnenkörper des Mädchens war weicher geworden, weiblicher, die Vorjahren vielversprechende Leibespracht voll zur Blüte gelangt. Ja, sie war zweifellos noch schöner als damals. Ihr Sex-appeal -ein neues Modewort - war nicht ohne Grund über Schützengräben, Stör- und Trommelfeuer, Drahtverhaue und Niemandsland hinweg bereits um die Welt gegangen.
    Leise sagte Bela nach einer lange Pause: »Wenn du mechtest wissen, wie geil ich beim Fegeln bin, mechtest du es mit mir versuchen!« Ludmilla erinnerte sich verdutzt, hielt ein und platzte dann lachend heraus: »Jekusch, der Herr Rittmeister kommt aus große Krieg ohne gressere Verwundung heil heraus und denkt nur an Titschkerln. Husar bleibt eben Husar. Ist sich verständlich - Natur will ihr Recht ... Na komm, du Spitzbub, du Fallott ... Der Herr Leitnant hat gerettet arme Ludmilla vor witender Zirkusschlampe, Mila de Narva trestet unglicklichen Rittmeister vor tiefer Gremlichkeit, weil Votterland ist in Eimer. ... bitta scheen

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