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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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ihre Arbeitsweise und wegen des fortwährenden Drängens
nach Ergebnissen nie zur Sympathieträgerin heranwachsen würde. Aber das war sie
in Flensburg auch nicht gewesen. Dafür war sie erfolgreich. Einzig das zählte.
    Sie arbeitete noch
einmal alle Protokolle und Berichte durch und wartete ungeduldig darauf, dass
endlich der normale Tagesbetrieb begann. Vereinzelt trafen die ersten Kollegen
ein, bis um halb acht Uhr Putensenf im Türrahmen erschien.
    »Nanu?«, fragte er
erstaunt und musterte Frauke neugierig. Ihm war nicht entgangen, dass Fraukes
Äußeres von ihrem gewohnten Erscheinungsbild abwich. »War die Party wenigstens
amüsant?«
    »Quatschen Sie
nicht, Putensenf«, erwiderte Frauke in scharfer Tonlage. »Es war eine tödliche
Party mit zwei Teilnehmern. Kevin Schmidtke hatte in diesem Spiel kein Ass.«
    »Verdammt«, sagte
Putensenf und ließ sich von Frauke mit wenigen Worten informieren.
    »Die haben schnell
reagiert. Wo sind wir eigentlich, dass schon ein Gespräch mit der Polizei
solche Folgen hat? Das sind ja Methoden wie in … wie in …«, rang Putensenf nach
Worten.
    »In Hannover«, half
Frauke aus.
    »Blödsinn.« Der
Kriminalhauptmeister war verärgert. Er war zu sehr Lokalpatriot, um solche
Aussagen gelten zu lassen.
    Frauke rief im
Geschäftszimmer an und bat Frau Westerwelle-Schönbuch, sie sofort in Kenntnis
zu setzen, wenn Kriminaloberrat Ehlers eintraf. Dann drückte sie Putensenf
einen Stapel Papier in die Hand. »Sehen Sie das durch und suchen Sie, ob wir
irgendetwas übersehen haben.«
    Zwanzig Minuten
später meldete sich Uschi Westerwelle-Schönbuch. »Der Chef ist jetzt da.«
    Frauke eilte in das
Büro des Kriminaloberrats.
    »Guten Morgen, Frau
Dobermann«, begrüßte er sie gut gelaunt. »Haben Sie gut geschlafen? Wie kommen
Sie mit Ihrer neuen Wohnung in Hannover zurecht?«
    »Ich habe schlecht
geschlafen. Das liegt daran, dass wir einen weiteren Toten haben.« Sie
berichtete das, was bisher bekannt war.
    Ehlers hatte
schlagartig seine gute Laune verloren.
    »Das sprengt
allmählich jeden Rahmen«, sagte er. »Wir sollten den Fall höher aufhängen und
die Kommission personell erheblich aufstocken. Ich werde mit dem Präsidenten
sprechen müssen.«
    »Warten Sie damit
noch«, bat Frauke. »Quantität ist nicht Qualität. Unsere bisherige
Vorgehensweise zeigt uns, dass wir der Organisation schon erheblichen Schaden
zugefügt haben. Die Hintermänner werden nervös. Wir zerschlagen immer mehr
ihrer Strukturen. Auch eine Verbrecherorganisation kann nicht unendlich aus
dem Vollen schöpfen. Irgendwann erschöpft sich das Potenzial an guten und
kaltblütigen Leuten. Und wir gewinnen Verbündete, vielleicht auch aus einer
unerwünschten Ecke. Der Tipp kam aus dem Rotlichtmilieu rund um das Steintor.
Dort ist man besorgt, dass unsere Aktivitäten peripher auch die Geschäfte der
anderen Interessenten beeinflussen könnten.«
    »Ich möchte keinen
Bandenkrieg in Hannover provozieren«, sagte Ehlers mit Nachdruck.
    »Das möchte keiner«,
versuchte Frauke ihn zu besänftigen. »Ich benötige dringend einen
Durchsuchungsbeschluss für die Räume der Reichenberger Immobilien Verwaltung in
Braunschweig. Und Verstärkung, damit wir dort noch heute Vormittag eine Razzia
durchführen können.«
    »Ich kümmere mich
darum«, versprach der Kriminaloberrat, bevor Frauke in ihr Büro zurückkehrte.
    Ihrer Ungeduld wurde
nicht abgeholfen. Es gab keine neuen Nachrichten, weder von der Rechtsmedizin
noch von der Kriminaltechnik. So beschloss sie, ins Klinikum Nordstadt zu
fahren.
    Necmi Özden lag
noch auf der Intensivstation. Ein Pfleger führte sie in einen Raum, in dem sie
Schutzkleidung anlegen musste. Dann bat der junge Mann sie zu warten. Ihre
Geduld wurde auf eine längere Probe gestellt. Es dauerte zwanzig Minuten, bis
ein Mittdreißiger mit einem gepflegten Dreitagebart erschien, sich die Hände
rieb, die nach Desinfektionsmittel rochen, und sie begrüßte, ohne ihr die Hand
zu geben.
    »Was kann ich für
Sie tun?«, fragte er.
    »Herr Doktor …« Sie
warf einen Blick auf das Namensschild an seiner Brust. »Herr Dr. Habelmann.
Ich möchte gern mit Herrn Özden sprechen.«
    »Das geht nicht.«
    »Es ist wichtig.
Özden ist ein brutaler Mörder. Wir benötigen seine Aussage, um weiteres
Blutvergießen zu verhindern.«
    »Bedaure, aber der
Patient ist nicht ansprechbar.«
    »Wollen Sie das
Wohlergehen eines Mörders gegen das Leben von Unschuldigen aufwiegen?«, fragte
Frauke.
    »Ich habe
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