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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Frauke.
    »Schöne Metapher.
Aber sie führt nicht weiter. Ich wollte mich nur melden. Das ist alles.«
    »Ich werde dich zu
fassen kriegen«, sagte Frauke.
    Georg lachte auf. Es
klang fast eine Spur heiter. »Das hoffe ich doch.« Dann wurde seine Stimme
ernst. »Pass auf dich auf. Die scherzen nicht.«
    »Wer sind die ?«
    »Ich denke, das
weißt du selbst«, sagte Georg und legte auf.
    Frauke betrachtete
nachdenklich ihr Mobiltelefon. Was hatte Georg mit dem Anruf bezweckt? Er hatte
sie nicht aushorchen wollen. War es seine Absicht, sie zu verunsichern? Das war
ihm gelungen. Hinter seinem Namen waren ein paar zusätzliche Fragezeichen
entstanden. War es möglich, dass sich einer der führenden Köpfe der
Organisation so weit aus der Deckung traute und mit ihr spielte? Bernd Richter,
der die Organisation über die Interna der polizeilichen Ermittlungen auf dem
Laufenden gehalten hatte, war ausgeschaltet worden. Seine Position hatte Frauke
eingenommen. Und prompt hatte sich die Organisation an sie herangemacht. Die
beiden Männer hatten sie direkt in Georgs Arme getrieben. Das war kein Zufall.
Und sie war darauf hereingefallen, sie hatte als Frau reagiert und Gefühle
gezeigt.
    Frauke atmete tief
durch. Hatte Putensenf mit seinen manchmal bösartigen Anspielungen doch recht?
War eine Frau nicht geeignet, die Ermittlungsgruppe zu führen?
    Frauke schlug mit
der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. Nein! Jetzt erst recht. Sie ließ
sich weder durch Morddrohungen noch durch subtile Angriffe wie die von Georg
einschüchtern. Ihr Kampf galt der Vernichtung der Organisation.
    Sie sah auf die Uhr
und beschloss, nach Hause zu fahren, zu duschen und sich zurechtzumachen, um
den Termin mit Dottore Carretta nicht zu versäumen.
    Das Restaurant
lag ungefähr in der Mitte zwischen dem östlichen Ende der Eilenriede und dem
Mittellandkanal. Es war in einem vierhundert Jahre alten Bauernhaus
untergebracht, das aufwendig und liebevoll restauriert worden war, gehörte mit
Sicherheit zu den herausragenden Adressen in Hannovers gastronomischer
Landschaft und bot mit seinen wechselnden Kunstausstellungen Kulturliebhabern
nicht nur einen Gaumenschmaus.
    Dottore Carretta war
bereits anwesend, als Frauke das Restaurant betrat. Er saß an einem etwas
abseitsgelegenen Tisch und erhob sich, als er sie sah. Mit der linken Hand hielt
er sich das Sakko zu, während seine rechte Fraukes Hand ergriff und bis kurz
vor seine Lippen führte. Galant verbeugte sich der alte Mann dabei und sagte
mit leiser Stimme: »Buona sera, Signora. Lei ha un aspetto
adorabile . «
    Dänisch und ein
wenig Schwedisch neben Schulenglisch und Französisch … das verstand Frauke.
Aber Italienisch war ihr nicht geläufig. »Tak for
invitationen . «
    Sie sah es am kurzen
Aufblitzen in Dottore Carrettas Augen, dass ihr die Revanche gelungen war. Der
Anwalt hatte ihren Dank für die Einladung nicht verstanden.
    Er wartete, bis
Frauke Platz genommen hatte.
    »Es freut mich, dass
Sie mir das Vergnügen bereiten«, sagte er.
    »Sie wollen nicht
mit mir flirten«, erwiderte Frauke eine Spur zu unfreundlich, wie ihr selbst
bewusst wurde.
    »Sie haben einen
herben Charme«, sagte Dottore Carretta. »Verstehen Sie das bitte nicht als
Beleidigung, sondern als Feststellung. Ist das so, wo Sie herkommen?«
    »Da sind die
Menschen direkt. Man spart sich Umwege im Miteinander. Wir haben keine großen
Heideflächen, auf denen Bienen herumsummen. Honig, den man anderen um den Bart
schmiert, ist im Norden eher eine Rarität.«
    Der Anwalt nickte
bedächtig. Frauke hatte mit Absicht ein wenig rätselhaft gesprochen. Ihr
Gegenüber hatte alles verstanden. Es bestätigte nur ihre bisherige Erkenntnis,
dass Dottore Carretta mit allen Wassern gewaschen war.
    »Man kann nicht nur Honig
saugen«, erwiderte er gelassen. »Auch nicht als Polizist.«
    Sie wurden durch den
Kellner unterbrochen, der nach ihren Wünschen fragte.
    »Darf ich Ihnen
etwas empfehlen?«, fragte der Anwalt.
    »Nein«, erwiderte
Frauke. »Ich bin in jeder Hinsicht unabhängig und selbstständig.« Dann wählte
sie aus der Karte Schmetterlingsnudeln mit Oliven-Basilikum-Pesto und
Scaloppine mit Geflügelinnereien.
    Dottore Carretta
schloss sich an. »Das ganze Menü ist nichts mehr für Menschen in meinem Alter«,
erklärte er.
    Sie überließ es dem
Anwalt, den Wein auszuwählen.
    »Sie sind mir noch
eine Antwort schuldig«, erinnerte ihn Frauke.
    »Es bereitet mir
großes Vergnügen, mit einer Dame zu speisen.

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