Das Finale
den Parkplätzen hinter dem Haus. »Wie
kommen die hier mit dem Rettungswagen durch?«, wunderte sich Putensenf und
stellte das Auto vor einer hohen Mauer ab, deren Krone mit Stacheldraht
verziert war.
»Das ist die
Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel«, erklärte er. »Die haben etwa vierhundert
Haftplätze.«
»Da wird sicher
einer für Sie übrig sein«, erwiderte Frauke.
Putensenf sah sie
fragend an.
»Weil Sie unendlich
sabbeln wie ein Wasserfall. Mensch, Putensenf, Sie sind doch gar keine Frau.«
»Weiber«, knurrte
der Kriminalhauptmeister, stieg aus und schloss das Auto ab.
Sie mussten eine
Weile suchen, bis sie das unscheinbare Schild »Klinik« fanden. Nach dem
Klingeln meldete sich eine Stimme.
»Ja?«
»Polizei. Würden Sie
bitte öffnen«, sagte Frauke.
»Da muss ich
fragen«, sagte die Stimme. Dann war der Lautsprecher tot.
Nach fünf Minuten
ertönte der Summer.
Die Räume der Klinik
lagen über der Bank. Sie wiesen keinerlei Ähnlichkeit mit einem Krankenhaus
auf. Eher glich der Flur einem komfortablen Hotel.
Putensenf war das
auch aufgefallen. »Ob es hier auch Zimmer gibt, die nie benutzt werden? So wie
in den Pensionen?«, fragte er leise.
Sie wurden von einer
ganz in Weiß gekleideten Frau erwartet. Auf dem Namensschild stand: »Schwester
Jutta«.
Mit erwartungsvollem
Blick sah sie den Beamten entgegen.
»Polizei«, sagte
Frauke und hielt ihr den Dienstausweis hin.
Schwester Jutta warf
nur einen kurzen Blick darauf. »Und?«
»Wer ist hier
zuständig?«
»Wofür?«
»Verwaltung,
Medizin, Pflegedienst.«
»Die Verwaltung ist
nicht bei uns im Hause«, erwiderte sie in ihrem kräftigen sächsischen Dialekt.
»Falls Sie kein Notfall sind, können wir nichts für Sie machen.«
»Wir suchen Herrn
Gasparone.«
»Liegt hier nicht.«
»Er hat aber einen
Patienten von Ihnen besucht. Wer ist das?«
Schwester Jutta
lachte laut auf. »War das ein Scherz? Wollen Sie Auskunft über unsere
Patienten?«
»Ja«, erwiderte
Frauke.
»Nix da. Und nun
habe ich zu tun.«
In diesem Moment
trat ein schlaksiger jüngerer Mann mit Vollbart auf den Flur und musterte
neugierig die Besucher. Er trug einen offenen Kittel.
»Ach, Herr Doktor …«, sagte Putensenf und suchte nach dem Namensschild. »Dr. Bassmann.«
Der Mann winkte ab.
» Herr Bassmann. Ich bin zwar approbiert, aber an
meiner Doktorarbeit schreibe ich noch.«
»Hoffentlich nicht copy and paste «, murmelte Putensenf leise. »Sie sind der
Arzt?«
»Ja«, sagte der Mann
und fing sich einen bösen Blick von Schwester Jutta ein, der besagte, dass
Bassmann nominell der Arzt war, das Sagen aber bei ihr lag.
»Gibt es auch einen
Chefarzt, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen?«, fragte Frauke.
»Das ist bei uns
etwas anderes«, erklärte Bassmann und unterstrich seine Erklärung mit einer
lebhaften Gestik. »Wir haben nur fünf Betten, alle in Einzelzimmern. Kommen
Sie.«
Er öffnete eine Tür
und ließ die Beamten einen Blick in ein leeres Zimmer werfen. Es wirkte nicht
wie ein Krankenzimmer, sondern eher wie eine luxuriöse Hotelsuite, wenn man vom
typischen Krankenbett absah.
»Wer liegt hier?«,
fragte Frauke.
»Im Augenblick sind
nur zwei Betten belegt.«
»Durch wen?«
Schnell schaltete
sich Schwester Jutta ein. »Herr Bassmann«, sagte sie bestimmt, »ich glaube
nicht, dass das die Herrschaften interessiert. Außerdem unterliegt es unserer
Schweigepflicht.«
»Doch nicht die
Namen«, sagte Frauke.
Bassmann entschloss
sich zu einem Kompromiss. »Es sind hochrangige Persönlichkeiten, die sich in
gediegener Atmosphäre einer herausragenden medizinischen Behandlung
unterziehen.«
»Kosmetik und so?«,
fragte Putensenf spitz.
»Hochleistungsmedizin«,
erwiderte Bassmann pikiert. »Kommen Sie mal mit.« Er ging voraus und öffnete
eine Tür. »Wir haben hier eine ultramoderne Einrichtung.« Er zeigte auf eine
davon abzweigende Tür. »Das ist der OP . Da ist
alles top.«
»Sie wollen doch
nicht behaupten, dass Sie hier Blinddarmoperationen durchführen?«
»Blinddarm?«, fragte
Bassmann und zog die Stirn kraus. »Vorgestern haben wir eine
Nierentransplantation durchgeführt.«
Frauke war erstaunt.
»Doch nicht Sie?«
Jetzt lachte
Bassmann. »Nein. Ich bin hier als ständiger Ansprechpartner für die Patienten.
Ich teile mir die Rund-um-die-Uhr-Betreuung mit einem Kollegen und assistiere
bei der Operation. Je nachdem, was anfällt, wird die von einem hochrangigen
Spezialisten durchgeführt. Die Nierentransplantation hat
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