Das Flüstern der Albträume
Füßen. »Donovan ist gestern Abend in den Pub gekommen. Er hat sich als Gast ausgegeben.«
»Er ist ein Scheißkerl.«
Eva musste beinahe lächeln. »Wieso hast du dich mit ihm eingelassen?«
Unter Angies Augen lagen dunkle Schatten. »Vorübergehend beeinträchtigtes Urteilsvermögen.«
»Du hast doch nicht etwa mit ihm geschlafen, oder?«
»Wie gesagt, schlechtes Urteilsvermögen, in jeder Hinsicht. Wird nicht wieder passieren.«
Eva verspürte auf einmal Zorn auf diesen Mann, der mit ihrer Schwester ins Bett gegangen war und sie hintergangen hatte. »Solche Momente haben wir alle mal. Man muss nur klüger werden, damit es nicht wieder passiert.«
»Hoffen wir es.« Angie zog die Augenbrauen zusammen. »Es ist wirklich schwierig, dich zu erreichen. Du solltest ein Handy haben.«
»Ich besorg mir eins, versprochen.«
Angie ging zu ihrem Schreibtisch. »Ich habe noch eins übrig.«
»Danke, aber nein. Ich bin bis jetzt ganz gut zurechtgekommen.«
Angie zog die oberste Schublade auf und holte ein Mobiltelefon heraus. »Es ist ein bisschen groß und wuchtig, aber es funktioniert noch.«
»Ich will keine Almosen von dir.«
»Es sind keine Almosen.«
»Du willst es mir umsonst geben. Ich tue dir leid.«
Angie durchquerte den Raum und hielt ihrer Schwester das Telefon hin. »Eva, zwei Frauen, die du mal gekannt hast, sind tot. Nimm das verdammte Telefon, bis dieser Irre gefasst ist.«
Eva rührte sich nicht. »Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst.«
»Wir sind Schwestern«, sagte Angie leise. »Vor zehn Jahren konnte ich dir nicht helfen, aber jetzt, mit diesem kleinen Ding, kann ich es. Nimm das Telefon. Bitte.«
Es war das »Bitte«, was Eva umstimmte. Sie streckte die Hand aus und nahm das Telefon entgegen. »Nur, bis der Mörder gefasst ist. Und ich bezahle alle Anrufe.«
»Du kannst es versuchen, aber ich nehme kein Geld von dir. Sag einfach Danke und halt die Klappe.« Sie ratterte die Nummer des Handys herunter.
Eva schob ihre Gefühle beiseite und versuchte, ihre Stimme ein wenig überlegen klingen zu lassen. »Du bist anscheinend noch genauso herrisch wie früher.«
»Und du bist genauso argwöhnisch wie früher.«
Eva lächelte. »Kann schon sein.« Sie hielt das Mobiltelefon hoch. »Danke.«
»Keine Ursache.«
»Ich muss gehen.«
»Ruf mich doch mal an. Wir könnten uns zum Lunch verabreden.«
»Zum Lunch?«
»Ich meine es ernst. Ich möchte, dass wir wenigstens versuchen, Freunde zu sein.«
»Okay.« Keine tränenreiche Versöhnung, aber ein Anfang.
Als Eva wieder in den Pub kam, saß King in der Küche und trank Kaffee. Mit gefurchter Stirn beugte er sich über die Morgenzeitung. »Das hier wird dir nicht gefallen.«
»Was wird mir nicht gefallen?«
»Dieser Artikel auf der zweiten Seite der Post .«
»Bitte sag mir, dass der Verfasser nicht Connor Donovan heißt.«
»Woher weißt du das?«
»Erinnerst du dich nicht? Er war gestern Abend hier.« Sie schaute ihm über die Schulter und las die Überschrift. S ERIENMÖRDER : Z USAMMENHANGMIT M ORDIM V ERBINDUNGSWOHNHEIM . »Oh Gott.«
»Ich wusste, worauf ich mich einließ, als ich dich eingestellt habe.« King sah zu ihr hoch. Sie rechnete mit Zorn und Schuldzuweisungen, doch beides blieb aus. »Luke Fraser hat angerufen. Er hat gesagt, du bist gefeuert.«
»Klar.«
Luke mochte es nicht, aufzufallen, und Eva würde jetzt vorübergehend eine Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen. »Schmeißt du mich auch raus?«
»Nein. Nein, das tue ich nicht.«
»Warum nicht?«
King zuckte die Achseln. »Ich mag dich. Du bist ein gutes Mädchen. Das wusste ich von dem Moment an, als ich gesehen habe, wie du dich im Übergangswohnheim mit der Aufsicht über die Sauberkeit des Trinkwassers gestritten hast. Außerdem, wenn du nicht hier bleibst, wie zum Teufel soll ich dann diesen schicken Computer bedienen, den du mir eingerichtet hast?« Seine Stimme klang jetzt sanfter und nicht mehr so aufgebracht.
»Du könntest dich einarbeiten.«
»Kann schon sein, aber ich will nicht.«
Eva musste vor Rührung schlucken. Zum zweiten Mal heute reichte ihr jemand die Hand. »Wir haben noch ein größeres Problem.«
King räusperte sich. »Bobby.«
»Das Jugendamt könnte wegen meiner Vergangenheit Bedenken haben.«
»Du hast deine Zeit abgesessen, Eva. Rein rechtlich bist du frei und ohne Schuld.«
»Trotzdem könnten sie bei so etwas ein bisschen komisch werden.«
»Ich werde schon mit ihnen fertig.«
Eva nickte. »Reporter werden
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