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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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stieß ein verächtliches Schnauben aus. Jayan und Asome hielten sich zurück; sie hatten gelernt, Abban in Gegenwart ihres Vaters nicht zu schikanieren.
    »Was weißt du über den Ort, der das ›Tal des Erlösers‹ genannt wird?«, fragte Jardir.
    »Suchst du den Tätowierten Mann?«, erwiderte Abban.
    Ashan sprang auf Abban zu und umklammerte seine Kehle. »Wo hast du diesen Namen gehört, khaffit ?! Wenn du die nie’dama schon wieder bestochen hast, um dir Informationen zu verschaffen, dann …!«
    »Ashan, das reicht!«, brüllte Jardir, während Abban nach Luft rang und kraftlos zappelte. Als der Damaji dem Befehl nicht unverzüglich Folge leistete, fackelte Jardir nicht lange und verpasste ihm einen heftigen Fußtritt in die Seite. Ashan wurde von den Beinen gerissen und landete hart auf dem polierten Steinboden.
    »Du schlägst mich , deinen loyalen Damaji , wegen eines Schweine fressenden khaffit ?«, schrie Ashan fassungslos, als er wieder Luft holen konnte.
    »Ich habe dich geschlagen, weil du meinen Befehl missachtet hast«, berichtigte Jardir und ließ den Blick über die anderen Anwesenden schweifen. Aleverak und Maji, Jayan und Asome, Ashan, Hasik, sogar die Wächter an der Tür. Einzig Inevera, die in ihren durchsichtigen Gewändern auf einem Bett aus bunten Seidenkissen neben seinem Thron ruhte, ließ er aus. »Ich bin dieses Spiel leid, deshalb sage es ich noch einmal, damit jeder es hören kann: Den Nächsten, der in meinem Beisein jemanden angreift, ohne dass ich es befohlen habe, werde ich eigenhändig töten!«
    Abban grinste hämisch, doch Jardir warf ihm einen drohenden Blick zu und fuhr ihn an: »Und nun zu dir, khaffit ! Wenn du noch einmal eine meiner Fragen mit einer Gegenfrage beantwortest,
reiße ich dir das rechte Auge aus und stopfe es dir in dein Maul!«
    Abban erbleichte. Jardir stapfte wütend zu seinem Thron zurück und ließ sich schwer darauf fallen. »Wie hast du von diesem Tätowierten Mann erfahren? Die dama mussten die Heiligen Männer der chin scharf verhören, um ihnen diesen Namen zu entreißen.«
    Abban schüttelte den Kopf. »Die chin reden von nichts anderem, Erlöser. Ich bezweifle, dass bei diesen Verhören mehr herauskam, als man mit ein paar Brotkrumen oder freundlichen Worten jederzeit auf der Straße hätte erfahren können.«
    Jardirs Miene verfinsterte sich. »Und die Geschichten, die man sich über ihn erzählt, stimmen darin überein, dass er sich in diesem Tal des Erlösers aufhält?«
    Abban nickte.
    »Was ist dir über diese Ansiedlung bekannt?«
    »Bis vor einem Jahr hieß sie noch ›Tal der Holzfäller‹, eine kleine Ortschaft, deren Bewohner Untertanen des Herzogs von Angiers sind. Die Männer fällen Bäume und das Holz wird zum Bauen oder Heizen verwendet. Holz lässt sich nur schwer durch die Wüste transportieren, deshalb hatte ich kaum mit diesen Leuten zu tun, obwohl ich mit einem dort Ansässigen Handel trieb. Er hat mir wunderschönes Papier verkauft, und ich denke, diese Bekanntschaft lässt sich wiederbeleben.«
    »Und wozu sollte das gut sein?«, erkundigte sich Ashan schroff.
    Abban zuckte mit den Schultern. »Es ist noch zu früh, um etwas darüber zu sagen, Damaji .«
    »Und was ist dir über dieses Dorf zu Ohren gekommen, seit der Name geändert wurde?«, wollte Jardir wissen.
    »Ich habe gehört, dass der Tätowierte Mann im vergangenen Jahr dort auftauchte, als eine schlimme Seuche grassierte und die Siegel versagten. Angeblich tötete er mit seinen bloßen Händen
Hunderte von alagai und brachte den Dörflern bei, den alagai’sharak zu kämpfen.«
    »Das kann nicht sein!«, widersprach Jardir. »Die chin sind zu schwach und zu feige, um der Nacht zu trotzen.«
    »Vielleicht nicht alle«, gab Abban zurück. »Denke nur an den Par’chin .«
    Jardir funkelte ihn zornig an. »Niemand erinnert sich an den Par’chin , khaffit «, knurrte er. »Und du tätest gut daran, ihn ebenfalls zu vergessen.« Abban nickte und verbeugte sich so tief, wie seine Krücke es zuließ.
    »Ich werde mich selbst überzeugen«, beschloss Jardir, »und du kommst mit mir.« Alle starrten ihn verblüfft an. »Hasik, suche Shanjat«, befahl Jardir. »Sag ihm, er soll die Speere des Erlösers zum Aufbruch bereitmachen.« Jardirs Labyrinth-Einheit hatte diesen Namen angenommen, als sie seine persönliche Leibwache wurde. Die Speere des Erlösers waren fünfzig der besten dal’Sharum , die Krasia aufzubieten hatte, und sie dienten unter kai’Sharum

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