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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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werden, auch wenn ich nie erlebt hab, dass sie deswegen auf Dad böse wurde. Aber sie schaute mich nur an und sagte: „Ben, lass mich dir nächstes Mal ein Glas mit Eiswürfeln und Strohhalm für deine Cola bringen. Dann schmeckt sie so viel besser.“
    Und das tat sie – jedes Mal, wenn ich mir eine Cola nahm, brachte sie mir ein gekühltes Glas, Eiswürfel und einen Strohhalm. Sie hatte recht, so schmeckte es viel besser.
    Manchmal, nach dem x-ten Bier und seinem langen Mittagsschlaf, wachte Dad auf und war immer noch echt nervös. Dann ging er immer ins Schlafzimmer rauf und kramte in seinem Kleiderschrank herum, bis er eine Flasche mit einer dunklen Flüssigkeit gefunden hatte. In der Minute, in der Mom ihn nach der Flasche suchen sah, waren wir auch schon aus dem Haus. Mom packte uns ins Auto, und wir fuhren weg. Wenn es abends war, fuhr sie mit uns zum Essen nach Winner, einer etwas größeren Stadt, in der es ein Culver’s gab. Wir aßen Hamburger und Pommes frites und teilten uns eine Portion Zwiebelringe. Calli saß in ihrem Hochstuhl, und Mom brach kleine Stücke von ihrem Essen ab und legte sie auf das Tablett vor Calli. Es war lustig zuzusehen, wie Calli versuchte, die kleinen Brocken zwischen ihre Finger zu bekommen. Manchmal griff sie daneben, steckte sich aber trotzdem die Finger in den Mund, als ob sie hoffte, wenigstens etwas von dem Geschmack zu erwischen. Bevor wir gingen, kaufte Mom mir immer einen großen Oreo-Shake ganz für mich allein. Dann schnallte sie mich auf dem Rücksitz an, und ich machte es mir für den langen Rückweg gemütlich und saugte an meinem Shake. Winner war nicht so weit von Willow Creek entfernt, aber Mom nahm immer die Aussichtsroute, wie sie es nannte, und wir fuhren und fuhren und fuhren.
    Eines Abends, nachdem wir ewig gefahren waren, wurde ich davon wachgerüttelt, dass unser Auto über den Seitenstreifen und durch einen kleinen Graben ruckelte. Mom hielt den Wagen am Straßenrand an und drehte sich zu Calli und mir um.
    „Alles okay bei euch?“, fragte sie. Ich nickte, obwohl sie mein Gesicht im Dunkeln gar nicht sehen konnte.
    „Ich hab aber ein bisschen von meinem Milchshake verschüttet“, beichtete ich.
    Sie reichte mir einige Servietten, um meine Hose trocken zu wischen, und dann legte sie ihren Kopf auf das Lenkrad. „Es tut mir so leid“, sagte sie, aber nicht wirklich an mich gewandt. „Es tut mir leid, ich bin nur so müde.“
    Dann startete sie wieder den Motor, und wir fuhren nach Hause. Dad schlief in seinem Sessel, um ihn herum lagen überall Bierdosen. Ich wette, wenn ich sie gezählt hätte, wären es mindestens zwanzig gewesen, plus die Flasche mit der dunkelbraunen Flüssigkeit, die auf dem Tisch stand. Mom hat sich in der Nacht nicht die Mühe gemacht, die ganzen Dosen aufzusammeln. Sie ist einfach an ihnen vorbeigegangen, hat etwas davon gemurmelt, dass er von nun an selber aufräumen könne, und hat Calli und mich ins Bett gebracht.
    Von da an hat Dad seine Flasche nie mehr gefunden, wenn er im Kleiderschrank nach ihr suchte. Das hat ihn rasend gemacht, aber nach einer Weile ist er durchs Haus gestolpert, bis er eine weitere Bierdose im Kühlschrank fand, und hat sich dann wieder in seinen Sessel zurückgezogen. Ab und zu, wenn Dad anfing, sich so zu benehmen, dass wir Angst vor ihm bekamen, packte Mom uns ins Auto und fuhr mit uns nach Winner, aber wir fuhren nie wieder so lange in der Gegend herum wie in der Nacht, als sie von der Straße abgekommen war. Sie fuhr auf einen Parkplatz am Straßenrand, verriegelte die Türen und machte für eine Weile die Augen zu. „Nur ein bisschen ausruhen“, sagte sie zu uns. Einmal, in einer wirklich kalten Winternacht, sind wir über Nacht in einem Motel in Winner geblieben. Es hatte keinen Pool oder so, aber Kabelfernsehen, und Mom hat mich so viel durch alle Kanäle zappen lassen, wie ich wollte. Sie hat einfach nur neben mir auf dem Bett gesessen, Calli im Arm gehalten und versucht, nicht zu weinen.
    Ich hoffe, dass ich das Richtige tue. Dass Petra nicht meinetwegen stirbt. Ich hoffe, dass sie nicht schon tot ist.
    Jetzt sitzen Dad und ich einfach dort, blutbefleckt, schauen einander an, warten darauf, dass der andere den ersten Schritt macht, aber keiner tut es. Noch nicht.

Antonia
    Ben ist noch nicht zurückgekommen, also muss ich mir zu allem Übel jetzt auch noch Sorgen um ihn machen. Die Kommentare der Gregorys waren auch wenig hilfreich. Ich kenne Ben, er würde den Mädchen nichts tun,

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