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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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als sei nichts passiert.«
    Sie nickte und sagte: »Ich hoffe, dass er es nicht war.«
    »Ich weiß.« Er schwieg für ein paar Sekunden. »Du solltest jetzt schlafen gehen. Ich werde morgen früh den Zug nach Wien nehmen und dich in einigen Tagen kontaktieren.«
    »Okay.« Und wieder fuhr ein Einsatzwagen vorbei, und diesmal schien die Sirene noch lauter und penetranter zu sein als zuvor. Sie wurde zunehmend nervös und fragte sich, welchen Schaden die Explosion wohl angerichtet hatte.
    Lucas schaute zum Hoteleingang hinüber. »Wahrscheinlich ein Feuer.« Er stand auf. »Ella, mach dir über den heutigen Abend keine Gedanken und grüble nicht zu viel über Simon nach. Du hast recht: Ich kenne ihn gar nicht.«
    Sie antwortete mit einem halbherzigen Lächeln. Nein, Simon konnte es unmöglich gewesen sein. Sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben, und angesichts dieser Erinnerungen – die Art und Weise, wie er ihren Vater verehrt hatte oder in Ben vernarrt war –, konnte sie einfach nicht glauben, dass die gleiche Person, die sie über den Sommer so fürsorglich betreut hatte, auch ihre Ermordung in Auftrag gegeben haben sollte.
    Und doch. Und doch gab es da einen Punkt, den sie nicht aus dem Kopf bekam. Sie hätte ihn am liebsten ignoriert, nahm sich aber vor, ihn gleich nach ihrer Rückkehr zu überprüfen. Sie musste absolut sicher sein, dass sie nichts übersehen hatte.
    Die Mappe, die sich noch immer in ihrem Londoner Hotel befand, beinhaltete eine kuriose Sammlung von Firmen, die zum Teil an entlegenen und exotischen Orten residierten. Doch sie konnte sich nicht erinnern, dass in diesem Wust von obskuren Geschäftsmodellen irgendwo einmal der Name Larsen Grohl aufgetaucht wäre. Es musste einen Grund haben, warum Simon gerade diese Firma nicht in die Mappe aufgenommen hatte, aber ihr fiel nur eine plausible Erklärung ein. Und die machte ihr Angst.

SECHZEHN
    Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, dass sie verfolgt wurde. Er hatte keine Mühe, ihr bis zur Tür zu folgen und sie ins Zimmer zu schubsen. Es überraschte ihn immer wieder, dass sich seine Opfer so unvorsichtig verhielten – sei es nun aus Naivität, Dummheit oder Nachlässigkeit.
    Ella kam zu ihrer Zimmertür, aber selbst als sie ihren Schlüssel herausholte und ihn ins Schloss schob, hielt sie es nicht für notwendig, einen Blick über die Schulter zu werfen. Erst als er sie ins Zimmer schob, wurde sie überhaupt auf ihn aufmerksam.
    Erschrocken sprang sie zurück und sagte: »Gott verdammt noch mal, Lucas, Sie haben mich zu Tode erschreckt.« Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Sie hatten doch von einigen Tagen gesprochen. Und warum haben Sie nicht vorher angerufen?« Ihre Entrüstung kehrte zurück: »Und warum in Gottes Namen schleichen Sie überhaupt hinter mir her?«
    Er schloss die Tür und sah sich im Zimmer um. Sie hätte auch eine Suite anmieten können oder gleich die ganze Etage, aber es war ein einfaches Doppelbett-Zimmer. Er war angenehm überrascht, da ihn das Zimmer an das schlichte, unkomplizierte Mädchen erinnerte, das er vor Monaten kennengelernt hatte. Fast bedauerte er, dass er überhaupt gekommen war.
    »Wenn man mich geschickt hätte, um dich umzubringen, wärst du jetzt tot. Du solltest allmählich anfangen, dich mit dieser Tatsache anzufreunden und die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
    Ihr Ärger legte sich wieder. »Glauben Sie wirklich, dass ich …«, sagte sie kleinlaut. Er unterbrach sie mit einer Handbewegung und musste nun selbst seinen Zorn unter Kontrolle bringen.
    »Du bist jetzt ein Teil dieser Szene! Du hast Bruno Brodsky umgebracht! Glaub nur ja nicht, du kannst so etwas tun und danach wieder die süße, kleine Ella Hatto spielen. Du gehörst jetzt dazu und musst die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen treffen. Kapierst du das nicht? Dein altes Leben ist vorbei!«
    Sie nahm auf der Bettkante Platz. Für einen Moment erwartete er, dass sie ihm nun vorjammern würde, dass ihr altes Leben bereits in Italien sein Ende gefunden hatte, aber stattdessen wirkte sie schuldbewusst. »Ich musste ihn einfach umbringen. Tut mir leid.«
    Lucas hatte den Eindruck, als sei die Entschuldigung ausschließlich an ihn gerichtet. Es war jedenfalls nicht die Reue eines Mörders, der im Affekt getötet hat. Über diesen Punkt war sie schon längst hinaus und innerlich kalt und verhärtet – als hielte sie sich stur an das Handbuch für Racheengel, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein.
    »Du

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