Das Flüstern des Windes (German Edition)
hatten sich am Bug versammelt und lehnten mit ihren Oberkörpern über die Reling. Befehle bellend verschaffte er sich Platz.
Noch weit entfernt entdeckte er einen dunklen Punkt in der trostlosen Landschaft. Als das Schiff näher glitt, konnte er einen einfachen Pferdekarren ausmachen und fünf oder sechs Menschen, die zu ihnen heraufstarrten.
Fehir war zehn Jahre lang Steuermann auf einer Fregatte gewesen, bevor sein Herr, Turak Khan, einer der wichtigsten und einflussreichsten Sklavenhändler auf Omrak, ihm diesen Späher anvertraut hatte. Fehir hatte den Göttern als Dank für dieses späte Glück zwei Ziegen geopfert.
Als Kapitän standen ihm zehn Prozent der Beute zu. Weitere zehn Prozent gingen an die N’Guur-Truppen, den Rest erhielt der Schiffseigner, der das Luftgefährt mit Proviant und Rudersklaven ausgerüstet hatte. Eine mehr als kostspielige Angelegenheit. Hinzu kam, dass das omrakische Jagdschiff wegen seiner Größe nicht das Dimensionstor benutzen konnte, sondern durch ein von einem Magier erschaffenes Tor in diese Welt eingedrungen war. Turak Khan hatte dem Magierorden eine Goldspende von zehn omrakischen Talir zukommen lassen, um diesen Dienst zu vergelten.
Vor über einer Woche war Fehir zu seiner ersten Fahrt aufgebrochen, eine Sklavenexpedition, die ihm zu einem bescheidenen Wohlstand verhelfen sollte, aber alles war schief gegangen.
Kaum waren sie an Thuurs Himmel materialisiert, flogen ihnen schon die ersten Pfeile und Brandsätze entgegen. Eine große Abteilung Gardesoldaten des Königs von Denan war unterwegs gewesen, um an der nördlichen Grenze des Reiches zur Hauptarmee zu stoßen, die im Begriff war, das Nachbarland Kii’Lah zu erobern, als der omrakische Späher mit dem Donnerhall der verdrängten Luft am Himmel erschienen war.
Bevor Fehir noch seine ersten Kommandos hatte brüllen können, standen schon zwei Nebensegel in Brand, aber schlimmer noch, ein Pfeil hatte die Lederhaut eines der Gasballons durchdrungen und der Ballon war in einer heftigen Explosion, die das ganze Schiff durchgerüttelt hatte, zerstört worden.
Seine N’Guur-Truppen hatten Pfeilhagel um Pfeilhagel nach unten gesandt, und schließlich hatte es Fehir in einem gewagten Manöver geschafft, das schwer zur Seite gekippte Schiff wieder aufzurichten und zu fliehen.
Niedrig über den hohen Bäumen steuernd waren sie dem Feind entkommen, aber neben dem Schaden an den Segeln und der Zerstörung eines Ballons, musste der Kapitän den Verlust von drei N’Guur Kriegern hinnehmen, die bei dem Scharmützel tödlich von Pfeilen getroffen worden waren.
Turak Khan würde nicht zögern und ihm einen Großteil der Beteiligung an den verkauften Sklaven abnehmen, um dem Stamm ein Totengeld bezahlen zu können. Fehir verfluchte die Götter und die zwei Ziegen, die er ihnen geopfert hatte.
Die ganze folgende Nacht waren sie unter dem fremden Sternenhimmel weitergeflogen, bevor Fehir es am Morgen des zweiten Tages wagte, zu landen und die Segel auszutauschen.
Als das Luftschiff wieder flugbereit war, hatte sich der Kapitän eingestehen müssen, dass er sich hoffnungslos verirrt hatte. Zwar konnte sein Schiff keinesfalls verloren gehen, dafür sorgte schon der sich an Bord befindliche Magier, der zu jedem Zeitpunkt ein neues Tor erschaffen konnte, das sie nach Omrak zurückbringen würde, aber trotzdem war der Kapitän in Schwierigkeiten. Er befand sich über unbekanntem Gebiet, über das seine mitgeführten Karten keinen Aufschluss gaben. Zurückzukehren nach Omrak, wagte er nicht. Bei seiner ersten Expedition konnte er seinem Herrn nicht ohne Beute und mit beschädigtem Schiff gegenübertreten. Alle Hoffnungen auf eine bessere Zukunft wären augenblicklich beendet, und er hätte von Glück sagen können, wenn Turak Khan ihn, seine Frau und seine Kinder nicht in die Sklaverei verkaufte, um den Verlust auszugleichen.
So hatte er also den Befehl gegeben, in Richtung Osten zu segeln, um den fremden Truppen, die er nun aus sicherer Höhe beobachtete, aus dem Weg zu gehen.
Sechs Tage lang waren sie über die dichten Wälder Thuurs getrieben und hatten nur wenige Ansiedlungen ausfindig gemacht.
Zwei Überfälle, einen auf ein menschliches Dorf und einen auf das Jagdlager eines wandernden Orktrupps, hatten ihm lediglich ein Dutzend Sklaven eingebracht, die nun unter Decke festgekettet schmachteten.
Die Menschen waren relativ wertlos. Lediglich Kinder und Frauen waren ihnen in die Hände gefallen, aber der junge, männliche
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