Das Frauengesundheitsbuch
Endometriose-Patientinnen zusätzlich Erkrankungen des Immunsystems festgestellt, was die Bedeutung des Immunsystems für die Krankheitsentstehung zeigt. Das sind vor allem die chronische Schmerzerkrankung Fibromyalgie, Schilddrüsenerkrankungen, Fehlfunktionen des Immunsystems sowie das Chronische Müdigkeitssyndrom.
Gut zu wissen
Was die Chemie betrifft, sind zwei Beobachtungen besonders interessant.So wurde bei Endometriose-Patientinnen im Sekret des Bauchfells eine höhere Konzentration an PVCWeichmachern gefunden als bei gesunden Frauen. Ebenso trat die Krankheit bei den Frauen aus Seveso, die nach dem Chemieunfall 1976 einer extrem hohen Dioxinkonzentration ausgesetzt waren, besonders oft auf. Ein Zusammenhang zwischen Dioxin und Endometriose konnte auch durch einen Versuch mit Affen nachgewiesen werden.
Entstehungstheorien
Bei den diagnostizierten Patientinnen sind junge Mädchen, also die Gruppe unter 16 Jahren, die Ausnahme, ebenso wie Frauen jenseits der 45. Was die Ursachen angeht, kann die Wissenschaft leider keine eindeutigen Antworten geben. Es gibt Hinweise auf mehrere Faktoren, die meist zusammentreffen. Da es Familien gibt, in denen die Krankheit gehäuft auftritt, scheint Vererbung eine Rolle zu spielen. Aber wie gelangt das Gebärmuttergewebe nun an die Orte, an denen es sich fälschlicherweise ansiedelt? Eine Theorie dazu beschäftigt sich mit der so genannten retrograden Menstruation. Dieses Phänomen tritt – völlig unbemerkt von den betroffenen – bei praktisch allen Frauen auf. Diese „umgekehrte“ Blutung müssen Sie sich vereinfacht so vorstellen: Durch unregelmäßige Verkrampfungen der Gebärmutter bei der Periode, etwa durch Stress ausgelöst, wird Blut mit abgelösten Schleimhautzellen nicht nur durch die Scheide nach außen transportiert, sondern auch in die Gegenrichtung durch die Eileiter in den Bauchraum (Ausbreitungstheorie). Normalerweise können die Fresszellen des Bauchfells die Schleimhautzellen vernichten und abtransportieren. Wenn jedoch zu viel Material anfällt oder das Immunsystem nicht richtig arbeitet (Immuntheorie), siedelt sich die Schleimhaut an der falschen Stelle an: entweder gleich im Eileiter, an den Eierstöcken oder am Bauchfell. Bei Patientinnen konnten Antikörper nachgewiesen werden, die sich gegen die eigene Gebärmutterschleimhaut richten. Das führt zu Entzündungen. Es bleibt allerdings offen, ob die körpereigene Abwehr diese Antikörper bildet, um sich gegen die bereits existierende Krankheit zur Wehr zu setzen, oder ob sie das gewissermaßen aufgrund einer Fehlfunktion tut und die Entstehung erst auslöst.
Auch eine Ausbreitung über den Blutkreislauf bzw. die Lymphbahnen kommt vor. Die Verschleppungstheorie hingegen geht davon aus, dass mechanische Veränderungen zur Bildung von Endometrioseherden führen können. Ein Beispiel ist das Narbengewebe, das etwa nach einer Bauchspiegelung um die Einstichstelle entsteht. Hier, so die Theorie, bilden sich die Schleimhautansiedlungen aus winzigen Zellresten, die bei dem Eingriff aus dem Bauchraum an den Instrumenten gehaftet haben.
Schließlich lassen sich manche Endometrioseerkrankungen nur dadurch erklären, dass sich Zellen, die sich im Laufe der Entwicklung spezialisiert haben, aus unbekannten Gründen (Entzündung, Hormone, Umweltgifte) in Gebärmutterschleimhautzellen umwandeln (Metaplasietheorie).
Diagnose: Beobachten Sie genau, ob auftretende Beschwerden eine Parallele zu Ihrer Blutung aufweisen. Ihre Ärztin wird der Sache nachgehen. Herde in der Scheide können manchmal mit bloßem Auge erkannt werden, liegen sie tiefer in der Scheide oder im Darm, gibt das Abtasten ersten Aufschluss. Danach wird immer eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, end gültigen Aufschluss bringt aber erst eine Bauchspiegelung mit Entnahme kleiner Gewebsstücke.
Therapie
Konventionell
Eine vollständige Heilung ist nur schwer zu erreichen, da die Ursache kaum bekannt ist. Eine sehr leichte Form kann zunächst beobachtet werden. Hin und wieder kommt es zu einem Rückgang von ganz alleine, und Sie müssen sich nicht mit Medikamenten belasten.
Grundsätzlich werden die unterschiedlichen Symptome mit Medikamenten bekämpft, z. B. Schmerzstiller mit Azetylsalizylsäure und auch Entzündungshemmer vom Typ der so genannten Nichtsteroidalen Antiphlogistika, wie Diclofenac oder Ibuprofen. Letzteres ist gleichzeitig krampflösend, was die Gebärmutterschmerzen bei der Periode reduziert, und kann wegen der
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