Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Edgytha Helisendes mühsam errungene Sicherheit zerstört. Ja, de Perronet war ein anständiger Mann und eine gute Partie, und sie hatte sich ihm versprochen, um mit Roscelin zu brechen und sich und ihn aus einer unerträglichen Situation zu befreien. Aber wenn dieses Opfer nur Wut, Gefahr und Konflikte und schließlich den Tod brachte, dann war alles verändert. Helisende war zurückgeschreckt und hatte sich befreit.
    »Sie ist fortgelaufen!« sagte Cenred schnaufend. »Wie war ihr das möglich, ohne entdeckt zu werden? Und wohin kann sie geritten sein? Wo waren ihre Mädchen? War denn kein Bursche im Stall, der sie fragte, was sie wolle oder wenigstens uns warnen konnte?« Er fuhr sich hilflos mit der Hand durchs Gesicht und blickte düster zu seinem Sohn. »Und wohin sollte sie laufen, wenn nicht zu dir?«
    Jetzt war es heraus und konnte nicht zurückgenommen werden.
    »Hast du sie irgendwo versteckt und bist mit falscher Empörung zu uns geritten, um die Sünde zu vertuschen?«
    »Das kann ich nicht glauben!« sagte Roscelin wütend. »Ich habe sie nicht gesehen, ich habe nichts von ihr gehört, ich habe ihr keine Nachricht zukommen lassen, und das wißt Ihr. Ich bin auf dem gleichen Weg von Elford hergeritten, auf dem Eure Männer kamen, und wenn sie auf diesem Weg gewesen wäre, dann wären wir uns begegnet. Glaubt Ihr, ich hätte sie allein in der Nacht weiterreiten lassen, ob nach Elford oder hierher zurück? Wenn wir uns getroffen hätten, dann wären wir jetzt beide hier, was auch geschehe.«
    »Die Hauptstraße ist sicherer«, warf de Perronet ein. »Der Weg ist weiter, aber mit einem Pferd kommt man schnell und leicht voran. Wenn sie wirklich nach Elford wollte, dann hat sie vielleicht diesen Weg genommen. Sie würde kaum den gleichen Weg nehmen wie Eure Männer.«
    Seine Stimme war kalt und trocken, sein Gesicht empört verzogen, aber statt Energie und Leidenschaft für die fehlgeleitete Zuneigung eines Jungen zu verschwenden, dachte er über praktische Dinge nach. Der Junge konnte seine Position nicht gefährden. Die Verbindung, die er anstrebte, war arrangiert und akzeptiert, und er brauchte nicht zurückzustecken. Jetzt kam es nur noch darauf an, das Mädchen unversehrt zurückzuholen.
    »Das ist möglich«, sagte Cenred etwas zuversichtlicher.
    »Wahrscheinlich hat sie diesen Weg genommen. Wenn sie Elford erreicht, ist sie gut aufgehoben. Wir wollen Männer über die Hauptstraße schicken und nichts dem Zufall überlassen.«
    »Ich reite auf diesem Weg zurück«, bot Roscelin eifrig an und war schon fast zur Halle hinaus, als de Perronet ihn am Ärmel festhielt.
    »Nein, nicht Ihr! Ich bin nicht sicher, ob wir Euch zwei noch einmal wiedersehen, wenn Ihr Euch begegnet. Laßt Cenred seine Schwester suchen. Ich bin sicher, daß sie zurückkehren und für sich selbst sprechen wird, wenn die Unruhe vorbei ist.
    Und wenn sie das getan hat, Junge, dann haltet Euch zurück und haltet Euren Mund.«
    Roscelin gefiel es nicht, so angefaßt und behandelt zu werden. Er ließ sich nicht gern ›Junge‹ von einem Mann nennen, dem er an Größe und Kraft gewachsen war, wenn auch nicht an Jahren und Selbstsicherheit. Er befreite mit einer kräftigen Bewegung seinen Arm und stellte sich mit gefurchter Stirn der Konfrontation.
    »Wenn Helisende wohlbehalten gefunden wird und unbeeinflußt für sich selbst sprechen kann, nicht für Euch, Sir, nicht für meinen Vater und nicht für irgend jemand sonst, für keinen Oberherrn oder Priester oder König oder was auch sonst, dann will ich zufrieden sein. Aber vorher«, sagte er, während er sich mit einer Mischung aus Trotz und Flehen an seinen Vater wandte, »vorher müßt Ihr sie finden. Ich will sie wohlbehalten und gut behandelt sehen. Was sonst spielt jetzt noch eine Rolle?«
    »Ich gehe selbst«, sagte Cenred, der seine Autorität zurückgewann. Er trat in die Kemenate, um den Mantel zu holen, den er abgestreift hatte.
    Doch in dieser Nacht sollte niemand mehr von Vivers ausreiten. Cenred hatte kaum seine Stiefel wieder angezogen, seine Burschen hatten gerade erst Sattel und Zaumzeug in Händen, da ritt ein halbes Dutzend Männer in den Hof ein. Sie wurden am Tor angerufen, antworteten und kamen mit klingelndem Zaumzeug und dumpfen Huftrampeln in den Hof.
    Alle im Haus eilten, die Tür zu öffnen und zu sehen, wer so spät in der Nacht noch käme. Edred und seine Gefährten waren zu Fuß gegangen und würden auch zu Fuß zurückkehren, und nun kam eine berittene Truppe

Weitere Kostenlose Bücher