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Das Fremde Meer: Roman (German Edition)

Das Fremde Meer: Roman (German Edition)

Titel: Das Fremde Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hartwell
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Gefahr.«
    Obwohl er nur einen Bruchteil des Gesagten versteht, nickt Jasper einsichtig, während Per zu ihm spricht. Erst als Per die Hand von seiner Schulter nimmt, sich aufrichtet und die erste Stufe hinaufgeht, begreift Jasper, dass ihr Gespräch beendet ist und Per ihn seinem Schicksal überlassen wird. Abrupt stellt er das Nicken ein. »Nein, warte. Halt«, ruft er, Per aber hat sich bereits von ihm abgewandt und entfernt sich weiter, bedauernd den Kopf schüttelnd. Jeden Augenblick wird er in dem gewundenen Treppenhaus verschwunden sein und Jasper schon bald nicht einmal mehr sicher wissen, ob Per von der Crew nicht bloß ein Traum, ein Wunschgebilde war.
    »Arbeitest du für Mare? Bringt Mare die Menschen von dem Schiff?«, ruft er, mehr aus Verzweiflung, als weil er sich eine Antwort erhofft.
    Einen Moment bleibt es still. Dann taucht Pers Kopf über dem Geländer auf.
    »Du kennst Mare?«
    »Wahrscheinlich nicht«, räumt Jasper zögernd ein.
    »Wo hast du den Namen gehört?«
    »Jemand hat mir von Mare erzählt.«
    Misstrauisch blickt Per auf Jasper hinab. »Wer?«
    »Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich bloß an Stimmen. Gesehen habe ich niemanden, bloß gehört.«
    »Gehört«, sagt Per, die Worte weder Feststellung noch Frage. Stufe um Stufe steigt er hinab, Jasper immer noch argwöhnisch musternd. »Niemand außer Mare kann das. Sie hören. Und du, du willst es auch können? Du musst Mare schon einmal begegnet sein, vielleicht kennt ihr euch.«
    Jasper breitet die Arme aus. »Nein. Ich meine, ich glaube nicht. Ich weiß nichts über Mare. Mir wurde bloß der Name genannt, weiter nichts.«
    Einen Moment zögert Per, dann beugt er sich vor und fällt wieder in den angespannten Flüsterton. »Viel weiß ich auch nicht. Mare erzählt nicht gern von sich. Er war lange vor mir auf dem Schiff. Und als ich verstand, dass es die gibt, die nicht hierhergehören, da fand er mich. Seitdem helfe ich ihm.«
    »Aber wie ist Mare auf das Schiff gekommen?«
    Per zuckt die Achseln, doch haftet der Bewegung etwas Verstohlenes an. Er behält etwas für sich, denkt Jasper. »Wie gesagt, Mare erzählt nicht viel. Lange bevor er mich fand, wurde er von den Stimmen gefunden. Er sagt, sie kommen weder von hier noch von dem anderen Ort. Deswegen wissen sie alles über das Schiff. Und sie haben ihm vieles erzählt.«
    »Wieso tut der Kapitän nichts gegen Mare?«
    »Er kann nicht. Auf das unterste Deck kommt man nur durch den Schacht, und dem Kapitän ist es unmöglich, ihn zu durchqueren. Solange Mare das unterste Deck nicht verlässt, kann der Kapitän nichts gegen ihn ausrichten. Aber darum braucht Mare Helfer. Solche wie mich, die das Schiff absuchen und jene finden, die nicht hierhergehören.«
    »Außer dir gibt es noch andere?«
    »Zurzeit nicht. Aber vor mir gab es andere, und nach mir wird es andere geben.«
    Einen Moment schweigen sie. Per scheint nachzudenken, abzuwägen, was zu tun ist.
    Sollte Per ein weiteres Mal versuchen, ihn zurückzulassen, denkt Jasper plötzlich, würde er sich auf ihn stürzen, er würde ihn umklammern, sich mit den Nägeln festkrallen, mit den Zähnen festbeißen, all das eher, als sich abschütteln zu lassen und ein weiteres Mal verloren zu gehen.
    »Wirst du mich jetzt dorthin bringen, zu Mare, aufs unterste Deck?«, fragt er und spannt die Beine, die Arme an.
    Per fährt sich über die Stirn. »Gut«, sagt er schließlich, »ich bringe dich zu Mare. Soll er entscheiden, was wir weiter tun.«
    Er lüpft den rechten Ärmel seines Hemdes und gibt den Blick auf eine klobige Digitaluhr frei. 10120 steht in deutlich erkennbaren Ziffern auf der Anzeige. »Wir sollten uns beeilen. Wir haben nicht mehr viel Zeit, und um nach ganz unten zu gelangen, müssen wir zunächst aufs Oberdeck – dort befindet sich der Eingang zum Schacht.«
    Während sie die Stufen hinaufsteigen, starrt Jasper auf Pers Rücken. Per trägt einen grauen Rucksack, der bei jedem seiner Schritte sacht auf und ab wippt und so leicht auf seinen Schultern sitzt, dass sich kaum etwas darin befinden kann. Ab und an streckt Jasper die Hand nach dem Rucksack aus, zieht sie aber stets zurück, bevor er ihn berühren könnte. Schon bald ist er ein gutes Stück hinter Per zurückgefallen. In seinen Lungen, in seinem Kopf fühlt er einen stetig ansteigenden Druck, er atmet gegen einen Widerstand, und jenes Gefühl der Schwerelosigkeit, das ihn nach Pers Auftauchen ergriff, ist vollständig verflogen. Im Gegenteil, nun fühlt er sich

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