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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Kühlschrank für Alix aufbewahrt wurden, falls ihr Rücken Probleme machte. »Wo du dich im Geiste aufhältst ist es sehr kalt.«
    Das Herz berühren, dachte Maya. Wenn Madrone das fühlen könnte, wäre sie gerettet und falls nicht, dann gab es für Maya keinen anderen Weg mehr, als sie gehen zu lassen. Verlieren und finden und wieder verlieren. Sie verlieren.
    Kälte war auch ein Muster, wie ein Windrad aus Spitze, das sich in ihrem Rücken drehte, und plötzlich verspürte Madrone den Wunsch, Mayas warme Hand zu erreichen. Mayas Wärme war wie eine Feuerglut, die die Eiskristalle um sie herum zerplatzen ließ; es war ein lebendiges Muster, pulsierend in blutroter Schönheit, wie ein Herz. Sie spürte Mayas Puls. Ihr eigenes Blut sang nur noch schwach in ihren Adern.
    »Mir ist kalt«, sagte Madrone, »mir ist so kalt.« Sie wollte sich wieder warm fühlen und menschlich, wollte wieder warme Suppe schmecken und auf zwei Füßen über trocknes Herbstgras laufen. Aber das kommt für mich nicht mehr in Frage, dachte sie. Wenn sie von diesem Wunsch abließ, konnte sie das irdische Glück für andere bewahren und dort bleiben, an dem kalten Ort zwischen den Welten. Aber selbst dort holte Mayas stechender Schmerz sie ein.
    »Iß«, sagte Maya, »die Suppe ist heiß. Sie wird dich wärmen.« Sie saß auf dem Bett neben Madrone und legte ihren Arm um ihre Schultern und streichelte sie.
    Aber Madrone wollte keine Suppe. Mayas Arme hielten sie wie Ketten, zwangen ihren Rücken in die Schwere seiner Form.
    Mayas Arme hielten sie fester: »Wie kannst du es wagen?« fragte Maya, »wie kannst du es wagen zu glauben, daß das Leben dir nichts mehr zu bieten hat?«
    Das glaube ich doch gar nicht, dachte Madrone schwach. Die Arme griffen fester zu.
    »Ich will keine Suppe«, sagte Madrone. Ich will...«
    »Ich weiß«, sagte Maya, »du willst, was wir alle wollen, den Durchbruch, die Auflösung der Grenzen und des Abgetrenntseins, die Erleuchtung auf dem kürzesten Weg. Und ich bin so wütend auf dich.«
    »Ich denke an das heilige Messer von Cihuacoatl.« Madrone sprach so leise, daß Maya sich dicht zu ihr beugen mußte. »Aber ich kann die Schnur des Lebens nicht durchtrennen. Ich kann mit dem Messer nur Muster zeichnen.«
    Maya hatte keinen Zweifel, daß für Madrone alles völlig logisch war.
    »Hattest du eine Vision?« fragte sie. Madrone nickte und kniff dann die Augen zusammen, als hätte der Satz ihr Schmerzen bereitet.
    »Und jetzt«, sagte Maya, »versuchst du, alles zu verdrängen.«
    »Nein«, wisperte Madrone, »ich versuche, sie zu ertragen, aber es ist schwer.«
    »Vielleicht bevorzugst du eine leichtere Vision?«
    »Nein, ich versuche, sie leichter zu nehmen.«
    »Blödsinn! Du versuchst, sie fallen zu lassen, wie eine heiße Kartoffel. Du läufst so heftig davon, du läufst geradewegs aus dem Leben. Ich bin von dir enttäuscht. Ich dachte, Rios Enkelin hätte mehr Mut, und Johannas Enkelin hätte mehr Verstand.«
    »Ich habe Mut.«
    »Dann dreh' dich um. Ich sehe ganz genau, wo du bist, Madrone. Du bist schon ziemlich weit, auf einer sehr langen Straße und am Ende der Straße lockt ein wunderbares Licht. Und es scheint so leicht
    – nein, nicht nur leicht, du meinst, es sei ganz richtig, absolut stimmig, mitten in das Zentrum zu springen. Ich weiß es. Ich bin dort gewesen. Und hinter dir ist nur das, was schwer zu ertragen ist.«
    »Wovon sprichst du?« wisperte Madrone. Mayas Worte verwirrten sie, und die Lichter vor ihren Augen wirbelten und tanzten, daß es schmerzte.
    »Ich spreche über das süße, verführerische weiße Licht. Wir alle sehen es, früher oder später, in irgendeiner Form. Für Bird war es ein schlechter Traum, der ihn nach Süden zwang. Für Rio waren es Alkohol und Revolution. Für mich war es – ach, ich weiß nicht – ich denke, eher so, wie es für dich ist. Die Verführung durch die eigene, eingebildete Wichtigkeit. Wir sind einander so ähnlich Aber was nützt das. Ich kann dir nicht mein Leben schenken. Ich kann dir nicht dein Leben schenken.«
    Madrone spürte Mayas Schluchzen, ihre Tränen fielen wie Steine, ihre Worte waren wie Steine, jeder einzelne beschwerte Madrone, hielt sie fest, jeder ein bißchen mehr. »Ist es das, was du von mir willst?« Sie wandte sich an Maya. »Mich umdrehen?« Denn jetzt erschien es ihr, als sei sie tatsächlich auf einer Straße, und der Weg vorwärts in das helle Licht des Todes schien klar und einfach, und hinter ihr war alles laut und dicht

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