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Das fuenfte Imperium

Titel: Das fuenfte Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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wirst, die ihren Bau mit einer Saure-Goten-Kirche vergleichen.«
    »Erstens hat goth nichts mit Goten zu tun. Zweitens kann keiner wissen, worüber Termiten sprechen. Und drittens hast du mich nicht ausreden lassen. In dem Film war die Rede davon, dass es zwei Arten von Soldaten bei den Termiten gibt. Gemeine - die haben am Kopf so eine Art Kneifzange. Und Nasentermiten - mit einem langen Sporn am Kopf. Dieser wird mit einem chemischen Reizstoff geschmiert, der aus einer Stirndrüse kommt. Als sich herausstellte, dass dieser Drüsenstoff Heilwirkung besitzt, hat man die Termiten künstlich zu halten begonnen, um diesen Stoff zu gewinnen. Und nun mal angenommen, man könnte dem Nasentermiten aus so einem künstlich angelegten Bau begreiflich machen, dass seine ganze große, komplizierte Monarchie mitsamt ihrer einzigartigen Architektur und ausgewogenen Sozialordnung nur ein Abprodukt ist, weil es eigentlich nur darum geht, dass irgendwelche Affen an ihren Drüsenstoff heranwollen - er würde es bestimmt nicht glauben. Und falls doch, erschiene es ihm jedenfalls auf kränkende Weise unverhältnismäßig.«
    »Ein Stirndrüsenextrakt aus dem niederen Management«, fasste ich zusammen. »Hübscher Vergleich.«
    »Auf Enlil Maratowitschs Mist gewachsen. Aber bitte keine Ausfälligkeiten gegen das Büroproletariat, das ist gemein. Die sind nicht schlechter als wir, haben einfach weniger Glück gehabt.«
    »Gut«, sagte ich friedfertig. »Dann eben gehobenes Management.«
    Wir näherten uns der Erlöserkathedrale. Hera deutete auf eine der Sitzbänke. Christus - Jahwe für Arme war in gelber Farbe an die Lehne gesprüht.
    Russlands Kultur war in den letzten Jahren so durcheinandergeschüttelt worden, dass man nicht mehr unterscheiden konnte, ob das eine Schmähung des Erlösers oder seine Lobpreisung sein sollte ... Urplötzlich fiel mir der von Enlil
    Maratowitsch zerrissene Geldschein ein. Ich zog ihn aus der Tasche und las die Spruchbänder rings um die Augenpyramide vor.
    »Novus Ordo Seclorum und Annuit Coeptis. Was heißt das übersetzt?«
    »Das eine heißt: neue Weltordnung«, sagte Hera. »Das andere könnte heißen: Unsere Bestrebungen werden feindselig aufgenommen.«
    »Was meinen die damit?«
    »Freimaurergeschwafel. Du bist auf der falschen Fährte.«
    »Ja, ich denke auch. Die Geste selbst wird von Bedeutung gewesen sein, oder? Dass er den Schein zerrissen hat? Vielleicht gibt es irgendein spezielles Verfahren der Geldvernichtung. So was wie Annihilation. Die eingeschlossene Energie wird frei.«
    »Wie soll das funktionieren?«
    Ich überlegte.
    »Na, sagen wir, das Geld wird auf einem Sonderkonto angelegt. Und dann auf irgendeine besondere Art vernichtet. Das Geld verschwindet, und Lebenskraft wird frei, die von den Vampiren aufgesaugt werden kann ...«
    »Klingt unwahrscheinlich«, sagte Hera. »Wo soll da Lebenskraft freiwerden? Das Konto existiert innerhalb eines Bankcomputersystems. Man kann nicht mal sagen, wo genau.«
    »Vielleicht scharen sich die Vampire um ein Notebook, von dem sie einen Befehl aussenden, meinetwegen auf die Kaimaninseln. Mit einem speziellen Vampirstick am USB.«
    Hera prustete.
    »Was hast du?«
    »Ich stelle mir die Sause vor, wenn Insolvenz angesagt ist.«
    »Kein übler Gedanke«, sagte ich. »Vielleicht passiert das überhaupt alles zentralgesteuert. Sagen wir, der Dollarwert wird um zehn Prozent gesenkt, und davon machen wir uns sechs Monate ein lustiges Leben.«
    Plötzlich hielt Hera inne.
    »Stopp mal«, sagte sie. »Ich glaube ...«
    »Was ist denn?«
    »Mir geht ein Licht auf.«
    »Und welches?«
    »Wahrscheinlich trinken Vampire nicht die rote Flüssigkeit von Menschen, sondern einen speziellen Cocktail. Er wird Bablos genannt und aus alten, aus dem Verkehr gezogenen Banknoten hergestellt. Das muss Enlil gemeint haben, als er den Schein zerriss ...«
    »Wo nimmst du das denn her?«
    »Mir ist ein Gespräch wieder eingefallen, das ich zufällig mit angehört habe. Ein Vampir fragte Enlil in meinem Beisein, ob denn alles bereit sei zum Bablossaugen. Und die Antwort von Enlil war, eine Lieferung Altgeld von Goznak stehe noch aus. Damals konnte ich mir überhaupt nicht zusammenreimen, wovon die Rede war. Aber jetzt...«
    »Eine Lieferung Altgeld von Goznak?«, fragte ich ungläubig zurück.
    »Ja! Überleg doch mal. Die Leute walken ihr Geld unentwegt in den Händen, befingern es, zählen es nach, stecken es weg, stapeln es, kritzeln darauf herum. Es ist für sie der

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