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Das fuenfte Imperium

Titel: Das fuenfte Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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das?«
    Modestowitsch hüstelte, bevor er antwortete.
    »Gute Frage. Einem Normalsterblichen ließe sich das nicht ohne Umschweife erklären, aber mit Ihnen kann ich Klartext reden. Erlauben Sie, dass ich mich eines Beispiels aus der Landwirtschaft bediene. In der Sowjetzeit wurden Versuche angestellt, wie sich allerlei Musik auf das Wachstum von Gurken und Tomaten sowie auf die Milchleistung von Kühen auswirkt. Interessanterweise führten Durtonarten zu saftigerem Gemüse und höherer Milchleistung, während Molltöne umgekehrt für kleine, schrumplige Früchte und weniger Milch sorgten. Nun ist der Mensch keine Tomate und keine Kuh. Er ist ein komplizierteres Gemüse. Aber die gleiche Gesetzmäßigkeit lässt sich auch an ihm beobachten. Die Menschen sind per se so beschaffen, dass sie den Triumph des Bösen nicht ertragen ...«
    »Und woher rührt diese Beschaffenheit?«
    »Das müsste ich Sie und Enlil Maratowitsch fragen. Wir sind Ihre Zucht! Tatsache ist: Einen Menschen mit dem Sieg des Bösen zu konfrontieren hat denselben Effekt, wie eine Kuh mit der Mondscheinsonate zu beschallen. Die Folgen sind ernüchternd: in Menge, Dichte, Fettgehalt und allen übrigen Parametern auch. Gleiches trifft für den Menschen zu. Wenn rings um einen das Böse triumphiert, verliert man alle Lebenslust. Ganze Völker sterben aus. Die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass der frühe Mozart das geeignete Mittel zur Optimierung der Melkerträge ist. Und ebenso sollte der Mensch bis zum Tode im Zustand des Hoffens und mit gütigen Scherzen bei Laune gehalten werden. Es gibt ein Sortiment an positiven, konstruktiven Werten, das von der Trivialkunst bedient sein will. Wir haben dafür zu sorgen, dass von diesem Prinzip nicht wesentlich abgewichen wird.«
    »Was ist das für ein Sortiment?«, fragte ich.
    Modestowitschs Augen verdrehten sich gleichsam nach innen - offenbar scannte er ein im Gedächtnis verankertes Rundschreiben.
    »Es gibt da etliche Punkte, aber alles läuft auf einen Kern hinaus: Ein Chaldäer hat sein Leben einer furchtlosen, unvoreingenommenen Prüfung zu unterziehen und nach langem, quälendem Schwanken und Zaudern zu dem Schluss zu kommen, dass das Gute das Fundament der bestehenden Gesellschaftsordnung ist und trotz alledem obsiegt. Während die Entäußerungen des Bösen, so düster sie uns scheinen, immer nur vorübergehender Natur sind und der herrschenden Ordnung der Dinge zuwiderlaufen. Auf diese Weise wird im Bewusstsein des Rezipienten das Gute mit der herrschenden Ordnung gleichgesetzt. Die logische Schlussfolgerung ist, dass der Dienst am Guten, wonach sich jeder Menschen in seinem Innersten sehnt, in der täglichen Bablos-Produktion besteht.«
    »Und eine solch primitive Form der Gehirnwäsche funktioniert tatsächlich?«, fragte ich.
    »O-oh, junger Mann, so primitiv ist sie nun auch wieder nicht. Der Mensch ist komplizierter gebaut als eine Tomate, das sagte ich schon. Aber paradoxerweise erleichtert das die Aufgabe nur. Will man eine saftige Tomate haben, muss man ihr tatsächlich Musik in Dur anbieten. Beim Menschen genügt es zu behaupten, die Musik, die gespielt wird, sei in Dur, verzerrt allenfalls durch die Unzulänglichkeit des Interpreten, aber nur ein bisschen, und das gebe sich bald. Dann ist es vollkommen egal, was für Musik tatsächlich erklingt...«
    Anschließend bekam ich den Sportleiter präsentiert. Das war einer von den munteren Muskelmännern im flockigen
    Schaffellröckchen, wie mein Boxgegner es auch getragen hatte. Diese unglückliche Verquickung, die wir beide nicht zu ignorieren vermochten, führte dazu, dass unser Gespräch knapp und gezwungen ausfiel.
    »Was hältst du von Fußball?«, fragte der Sportleiter und maß mich mit einem abschätzenden Blick.
    Mir schien, er taxierte mit einer Art Röntgenblick den Muskelumfang unter meiner Kleidung. Zugleich spürte ich überdeutlich, dass die Wirkung des Todesbonbons verflogen war.
    »Ach, wissen Sie«, formulierte ich behutsam, »wenn ich ganz ehrlich sein soll, kommt mir der Spielgedanke beim Fußball - ich meine: dieses Toreschießen - ein bisschen unnatürlich und gekünstelt vor.«
    »Na dann spielst du eben Schach.«
    Vom Schach hätte ich Ähnliches behaupten können, doch ich beschloss mich auf keinen Disput einzulassen.
    Es gab noch eine Menge weiterer Bekanntschaften zu schließen, die Sache zog sich hin. Ich war freundlich zu den Masken, und sie waren freundlich zu mir, doch das argwöhnische Funkeln in den goldenen

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