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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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angeht: Die sind nach so vielen Monaten in freier Natur unmöglich nachzuweisen.«
    Ich gab ihm ein Clipboard und einen Kugelschreiber. »Wenn Sie schon hier sind, können Sie sich nützlich machen und meine Untersuchungsergebnisse mitschreiben.«
    »Werden Sie Benton informieren?«
    »Vorläufig nicht.«
    »Und Morrell?«
    »Natürlich werde ich ihm sagen, daß sie erschossen wurde. Falls es sich bei der Waffe um eine Automatik oder Halbautomatik handelt, liegt die Patronenhülse vielleicht noch auf der Lichtung. Wenn die Cops es ausplaudern wollen, ist das deren Sache - von mir geht jedenfalls nichts an die Medien.«
    »Was ist mit Mrs. Harvey?«
    »Sie und ihr Mann wissen, daß ihre Tochter und Fred eindeutig identifiziert wurden: Ich habe sie und Mr. Cheney sofort angerufen, als ich soweit war. Aber darüber hinaus werde ich nichts rausgeben, bevor ich die Untersuchungen abgeschlossen habe.«
    Die Rippen knackten leise, als ich sie in der Mitte auseinanderbrach.
    »Zwölf Rippen auf jeder Seite«, diktierte ich. »Im Gegensatz zu der Legende haben Frauen nicht eine mehr als Männer.«
    »Was?«
    »Rippe.«
    Er sah mich verständnislos an.
    »Haben Sie nie die Genesis gelesen?«
    Derselbe Blick.
    »Vergessen Sie's.«
    Ich schüttete die Knochen, die sich beim Transport im Leichensack gelöst hatten, auf den Tisch und suchte nach Handwurzelknochen. Sie sehen ganz ähnlich aus wie die kleinen Steine, die man in Bachbetten oder beim Gartenumgraben findet. Es ist schwer, die rechten von den linken zu unterscheiden - dabei konnte mir das Skelett sehr von Nutzen sein. Ich zog Haresh heran, legte seine knochigen Hände auf die Tischkante und begann zu vergleichen. Ebenso verfuhr ich mit den Fingerknochen.
    »An ihrer rechten Hand fehlen elf Knochen, an der linken siebzehn«, diktierte ich.
    Marino notierte es gewissenhaft.
    »Von wie vielen?« fragte er.
    »Jeweils siebenundzwanzig. Diese hohe Anzahl ist das Geheimnis der ungeheuren Beweglichkeit. Sie ermöglicht uns, zu malen, Geige zu spielen und einander zu streicheln.« Und sie ermöglicht uns, uns zu verteidigen.
    Erst tags darauf wurde mir klar, daß Deborah Harvey versucht hatte, einen Angreifer abzuwehren, der über mehr verfügte als nur eine Pistole.
    Kurz vor vier Uhr brachte Morrell mir einen Beutel mit kleinen Knochen: Da das Wetter sich entscheidend gebessert hatte, waren Polizeibeamte vom Morgen an damit beschäftigt gewesen, Erde zu sieben - und sie waren das Ergebnis der Aktion. Fünf davon gehörten Deborah - und auf der Oberseite des längsten Zeigefingerknochens entdeckte ich einen Einschnitt von gut einem Zentimeter Länge.
    Die erste Frage, die ich mir stelle, wenn ich eine Verletzung an Knochen oder Gewebe finde, ist, ob sie vor oder nach dem Tod entstanden ist. Wenn jemand nicht über die durch den Tod hervorgerufenen Strukturveränderungen Bescheid weiß, kann das zu fatalen Fehlschlüssen führen.
    Menschen, die bei einem Brand umgekommen sind, weisen Knochenbrüche und Epiduralblutungen auf - sie sehen aus, als habe jemand sie zu Tode gefoltert und dann das Haus angezündet, um den Mord zu vertuschen. In Wirklichkeit sind die Wunden erst nach dem Tod entstanden - durch die extreme Hitze. Tote, die an den Strand gespült oder aus Seen und Flüssen geborgen werden, bieten einen Anblick, als habe ein.Wahnsinniger ihre Gesichter, Genitalien und Extremitäten verstümmelt. In Wahrheit sind Fische, Krabben und Schildkröten dafür verantwortlich. Andere Leichen werden von Ratten, Raubvögeln, wildernden Hunden und Waschbären angenagt öder zerfleischt. Tiere - ob vierbeinig, geflügelt oder mit Flossen - verursachen großen Schaden, doch gottlob erst, wenn das Objekt ihres Interesses bereits tot ist. Der Schnitt auf Deborahs Finger war meiner Ansicht nach zu gerade und exakt, um von einem Biß oder Kratzer zu stammen. Doch auch wenn ich das ausschloß, blieb noch ein breites Spektrum von Möglichkeiten.
    Am Mittwoch abend teilte die Polizei den Medien mit, daß die Identität von Deborah und Fred zweifelsfrei feststehe, und in den folgenden achtundvierzig Stunden kamen die Büroangestellten zu keiner normalen Arbeit mehr, weil sie ständig am Telefon hingen. Während ich mich im Autopsieraum einigelte, speiste Rose jeden - einschließlich Benton Wesley und Pat Harvey - damit ab, daß noch keine Diagnose vorliege,
    Am Sonntag abend gab es schließlich nichts mehr, was ich noch hätte tun können: Deborahs und Freds Überreste waren allen erdenklichen

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