Das fünfte Paar
zusammenhängen, es könnten Serienmorde sein.«
»In dem Fall wäre es doch möglich, daß Deborah Harvey und Fred Cheney Opfer einer Eskalation wurden«, meinte Mark. »Pat Harvey war oft im Fernsehen - vor allem im letzten Jahr. Wenn wir einen CIA-Agenten in Betracht ziehen, der Töten "trainiert", kann er sich entschlossen haben, sich die Tochter einer vom Präsidenten eingesetzten Persönlichkeit zu greifen - und Fred Cheney mußte nur dran glauben, weil er mit ihr zusammen war.«
»Um den Nervenkitzel zu steigern«, nickte Wesley. »Die Art, in der die Morde ausgeführt wurden, erinnert an Hinrichtungen, wie sie im Mittleren Osten und Mittelamerika praktiziert werden.«
»Soviel ich weiß, ist der CIA angewiesen, sich aus derartigen Aktionen herauszuhalten - zumindest seit der Ford-Ära«, sagte ich. »Es sind ihm jegliche Unternehmungen untersagt, die ein ausländisches Staatsoberhaupt in Lebensgefahr bringen könnten.«
»Das ist richtig«, stimmte Mark zu. »Der CIA darf nichts dergleichen tun. Die amerikanischen Soldaten durften im Vietnamkrieg keine Zivilisten töten - und Cops dürfen gegenüber Verdächtigen oder Gefangenen keine Repressalien anwenden. Alles schön und gut - aber wenn es von der Theorie zur Praxis geht, geraten die Dinge manchmal außer Kontrolle, und dann werden Vorschriften verletzt.«
Ich mußte an Abby Tumbull denken. Wieviel von dem, was ich gerade erfahren hatte, wußte sie bereits? Hatte Mrs. Harvey ihr etwas anvertraut? War dies das wahre Thema des Buches, das Abby schrieb? Dann wunderte es mich nicht, daß sie annahm, abgehört und beschattet zu werden. Der CIA, das FBI und sogar das President's Foreign Intelligence Advisory Board hatten allen Grund, sich wegen ihres Buches Sorgen zu machen - und sie hatte allen Grund, sich verfolgt zu fühlen. Es war gut möglich, daß sie sich tatsächlich in Gefahr gebracht hatte.
Der Wind hatte sich gelegt, und leichter Nebel hing über den Baumwipfeln, als Wesley die Haustür hinter uns schloß. Meine innere Aufgewühltheit bildete einen krassen Gegensatz zu der stillen Nacht.
Ich sprach erst wieder, als wir Wesleys Wohnviertel hinter uns gelassen hatten. »Was mit Pat Harvey geschieht, ist ungeheuerlich. Sie verliert ihre Tochter, und jetzt werden ihre Karriere und ihr Ruf vernichtet.«
»Benton hat nichts damit zu tun, daß der Presse Informationen zugespielt wurden - und auch nichts mit der "Vernichtung" von Pat Harvey, wie du es formulierst.«
»Es geht nicht darum, wie ich es formuliere, Mark.«
»Ich bin ja nur auf deine Bemerkung eingegangen.«
»Du weißt, was gespielt wird - gaukle mir nicht den Ahnungslosen vor.«
»Benton hat für sie getan, was er konnte - aber sie führt Krieg gegen das Justizministerium. Für sie ist er nur ein weiterer Bundesbeamter, der ihr übel will.«
»An ihrer Stelle würde ich wahrscheinlich ebenso empfinden.«
»Da ich dich kenne, halte ich das für sehr wahrscheinlich.«
»Was soll das heißen?« fragte ich aufgebracht.
»Gar nichts.«
Minutenlang schwiegen wir. Die Spannung stieg. Ich wußte nicht genau, wo wir uns befanden, aber wir mußten kurz vor dem Ziel sein. Gleich darauf bog Mark zu dem Laden ab und hielt neben meinem Mercedes.
»Es tut mir leid, daß wir uns nicht unter erfreulicheren Umständen wiedergesehen haben«, sagte er. Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: »Aber es tut mir nicht leid, dich gesehen zu haben.«
»Gute Nacht, Mark.« Ich wollte aussteigen.
»Nicht, Kay!« Er legte die Hand auf meinen Arm. Ich blieb stocksteif sitzen.
»Was willst du?«
»Mit dir reden. Bitte!«
»Wenn dir daran liegt, mit mir zu reden - warum hast du es dann nicht schon längst getan?« Ich zog meinen Arm weg. »Ich habe seit Monaten nichts von dir gehört.«
»Den Vorwurf kann ich dir zurückgeben, Kay: Nachdem ich dich im September angerufen hatte, gab es kein Lebenszeichen von dir.«
»Weil ich wußte, was du sagen würdest - und ich wollte es nicht hören.«
»Entschuldige - ich vergaß, daß du die Gabe hast, meine Gedanken zu lesen«, sagte er sarkastisch. Er legte die Hände aufs Lenkrad und starrte geradeaus.
»Du wolltest mir mitteilen, daß es keine Chance für eine Versöhnung gäbe, daß es vorbei sei - und ich hatte keine Lust, dir Gelegenheit zu geben, in Worte zu fassen, was ich als gegeben ansah.«
»Denk, was du willst.«
»Es geht nicht darum, was ich denken will.«
Ich haßte ihn dafür, daß es ihm immer wieder gelang, mich um meine Beherrschung zu
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