Das ganze gleich nochmal
Käsesorten, Gürkchen, gefüllte Jalapeños, Obst und Plätzchen.
Obwohl sie sich eigentlich gar nicht für das Essen interessierte, verzehrten sie zu ihrer größten Überraschung einträchtig doch alles. Hinterher war allerdings ihr Appetit auf etwas Schärferes noch nicht gestillt.
Sie streckte sich auf der Decke aus und blickte zwischen den Zweigen der Weide zum klaren blauen Himmel hinauf. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Houston einen Apfel zwischen ihnen auf die Decke legte und den Müll einpackte. Barfuß brachte er den Korb zu den Pferden, holte noch zwei Dosen aus dem Wasser und setzte sich wieder zu ihr.
Die Dosen stellte er ungeöffnet zum Apfel, drehte sich auf die Seite, stützte den Kopf in die Hand und betrachtete ihr Profil.
“Erzähl mir mehr über dich. Wer bist du wirklich, Charleston Mills?”
Carley sammelte lächelnd ihre Gedanken. “Ich wurde in South Carolina in Charleston geboren, wie schon mein Name andeutet. Das war die Heimatstadt meines Vaters, und er hatte kurz vor meiner Geburt das alte Familienunternehmen zu einer erfolgreichen Firma ausgebaut.” Sie drehte sich ebenfalls auf die Seite, um Houston ansehen zu können.
“Er war brillant, ein technisches Genie”, fuhr sie fort. “Chester Mills hatte feuerrotes Haar und himmelblaue Augen, und er trug eine dicke Hornbrille.” Betrübt dachte sie an den Mann, den sie nie kennengelernt hatte. “In seiner Liebe zu meiner Mutter stellte er sogar Rhett Butler in den Schatten. Ein halbes Jahr nach meiner Geburt kam mein Vater bei einem Autounfall ums Leben.”
“Fällt es dir schwer, über ihn zu sprechen, Carley?”
Weil sie ihm nicht in die Augen sehen konnte, wenn er sie mitfühlend betrachtete, drehte sie sich auf den Rücken und blickte zu den Wölkchen hinauf, die über ihnen dahinzogen.
“Ich habe ihn nie richtig kennengelernt. Eigentlich spreche ich sogar ganz gern über ihn. Dadurch bleibt die Erinnerung an ihn lebendig. In meiner Kindheit hat meine Mutter mir stundenlang von ihm erzählt. Dadurch wirkt er für mich bis heute so lebendig, dass ich kaum glauben kann, dass er tot ist.”
Sie seufzte und schwieg einen Moment.
“Meine Mutter ist Kreolin, in New Orleans geboren und aufgewachsen, und von ihr habe ich auch mein Aussehen geerbt.” Carley strich sich durchs dichte Haar. “Abgesehen von meiner rötlichen Mähne. Als Mom schon sehr jung zur Witwe wurde, nahm sie mich und kehrte nach Hause zurück. Meine Großeltern haben uns aufgenommen.” Carley setzte sich auf und wandte sich wieder ihrem früheren Geliebten zu. “Natürlich war es nicht schlecht, dass mein Vater ihr viel Geld hinterlassen hat. Mom ist erdverbunden und sinnlich. Sie blüht auf, wenn die Männer sie umschwärmen.”
“Ich könnte mir vorstellen, dass du viel von ihr hast.”
“Houston Smith, etwas so Schmeichelhaftes hast du schon lange nicht mehr zu mir gesagt”, erwiderte sie betont lockend und verführerisch, lachte über sein Stirnrunzeln und erzählte weiter. “Mom hat mittlerweile schon den vierten Ehemann. Meine Großeltern haben mich großgezogen.”
Houston setzte sich auf, schlug die Beine unter und griff gleichzeitig mit Carley nach dem Apfel. Ihre Hände berührten sich. Keiner von ihnen zog sich zurück.
Carley sagte kein Wort, doch von ihren Augen konnte er ablesen, wie stark er auf sie wirkte.
“Manche Leute haben behauptet, ich wäre viel zu sehr verwöhnt worden”, fuhr sie fort. “Ich sehe es lieber so, dass eben Menschen, die mich sehr mögen, meine Wünsche erfüllen. Was meinst du?”, fragte sie und sah ihn so verträumt wie nur möglich an.
Houston ließ den Apfel los, als hätte er sich die Finger verbrannt, und konnte den Blick nicht von ihr abwenden. “Wahrscheinlich bekommst du alles, was du haben willst”, versicherte er und sah zu, wie sie in den Apfel biss. Er hätte ihr jedenfalls liebend gern jeden Wunsch erfüllt – nur jetzt noch nicht. “Wie haben wir uns kennengelernt?”
Er wollte sie küssen, bis sie beide nicht mehr denken konnten, doch gleichzeitig wollte er sich vor dem Schmerz schützen, der ihn anderthalb Jahre lang verfolgt hatte. Außerdem sehnte er sich verzweifelt danach, jemanden zu haben, dem er ganz und gar vertrauen konnte. Jemanden, auf den er sich hundertprozentig verlassen konnte. Und nichts wünschte er sich sehnlicher, als dass diese schöne und aufregende Frau, die ihn wie ein Magnet anzog, dieser Mensch war.
Carley legte den Apfel wieder weg. “Du warst schon
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