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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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den Schutz des taunassen Grases, hinter sich eine zarte Spur glitzernden Schleimes.
      Mich fröstelte.

    Blinder Passagier

    Die meisten sagen, Raumreisen wären öde, jedenfalls für Mitarbeiter, die sich nicht mit den Aufgaben verheiraten wollen, für die sie verantwortlich sind. Liebesheirat, verstehen Sie? Ich kann mich in dieser Beziehung nur zu den Junggesellen rechnen, denen links und rechts auch mal etwas anderes gefällt.
      Mein Leben lang war ich Taxipilot. Qualifikation 4 D, falls Ihnen das etwas sagt. Letztes Testat schon Anno nullsiebenunddreißig. Aber bald darauf dann diese Schramme hier bei der Pluto-Havarie. Ach, das wissen Sie? Vielen Dank! Aber Sie müssen mir keine Komplimente machen.
      Damals glaubte ich, die Raumfahrt wäre für mich aus. Man gab sich dann viel Mühe mit mir. Aber mehr als kleiner Streckendienst war eben einfach nicht mehr drin. Beim besten Willen nicht. Unzufrieden? Nein, war ich nie. Auch weite Fahrten sind mir niemals langweilig geworden. Vielleicht hatte ich Glück. Immer, wenn eine Flaute an Ereignissen die Nerven gegen den Strich zu kratzen begann, geschah etwas – eben so, wie es am besten schmeckt, wenn ein bißchen Hunger den Appetit schärft. Manchmal war das Menü sogar zu reichlich für einen normalen Magen. Ich denke oft an eine Sache, die mir fest im Gedächtnis haftet, und das will etwas heißen bei meinen Jahren. Eigentlich eine Lappalie, eine Routinefahrt von ein paar Stunden allein im Einmann-Raumtaxi.
      Soll ich’s Ihnen erzählen? Sehen Sie, Sie sind ein freundlicher Mensch und wissen, daß alte Leute Freude daran haben, sich geschwätzig vergangener Tage zu erinnern, als sie noch selber dabei waren.
      Es begann damals erst nach ein paar Stunden, als nämlich die gelbe Punktleuchte gegen neunzehn Uhr kurz… kurz… kurz… rief. Aha, dachte ich, Kontrollprogramm vierzehn für Außenstrahlung. Z-Serie: null, S-Serie: zwei-Strich-sieben, wie gegen achtzehn Uhr nicht anders zu erwarten war. Wieso achtzehn Uhr? Das war vor einer Stunde! Also von vorn: Z-Serie, S-Serie: Tatsächlich, zwo-Strich-sieben! Was da nicht stimmte, störte mein angenehmes Dahindämmern. Und nun? dachte ich. Navigatoren nennen wir uns großspurig. Navigieren kann der Herr Navigator aber gar nicht. Glücklicherweise, denn nach Augenmaß geht es nicht. Wo käme er da mit seinem Taxi an? Navigieren muß deshalb das Programm. Der Navigator stellt die gesamte Besatzung dar und schaut persönlich nach, ob die elektrischen Verbraucher alle gut bedient werden, ob die Kontrollstellen kontrollieren und all die anderen Siebensachen. Sieben? Siebzig! Und was ist, wenn die Kontrollstellen nicht ordentlich kontrollieren? Und wenn sich die Strahlung der S-Serie eine Stunde verspätet? Oder wenn da plötzlich eine Stunde zuviel vorhanden ist? Dann sollten die vierzehn Milliarden Neuronen in meinem Kopf helfen.
      Also fünf Minuten warten und noch mal messen.
      Jedenfalls mangelte es mir damals noch an Verständnis, wozu sie mich überhaupt in das Raumtaxi hineinsetzten. Alle wußten längst, daß es bei diesen Kurierfahrten kaum etwas zu tun gab, Ernsthaftes, die reichliche Beschäftigungstherapie ausgenommen. Übertreibung? Nun gut. Wenn man sich elf Stunden allein in solch ein kleines Vehikel hineinklemmen mußte, konnte von Spaß keine Rede sein. In Wahrheit dauerte die Fahrt sogar fast sechsundzwanzig Stunden, denn zurück mußte man auch wieder. Zugegeben: nicht »mußte«, sondern »mochte gern«. Dabei waren sie oben in der Satellitenstation immer nett. Kaum turnte man dort aus dem Taxi heraus, zerquetschten sie einen vor Begeisterung. Alle Nachrichten empfingen sie aus zweiter Hand und schauten fortwährend in dieselben Gesichter. Bei uns unten auf dem Planeten war manches ähnlich, aber wir sahen wenigstens immer mal Neues, und es geschah etwas, das man nicht schon lange vorher wußte und worüber es keine Richtlinien, Anweisungen, Arbeitsvorschriften gab und Programmstudien und wie diese Papiere noch heißen mochten. Nur im Taxi ereignete sich nichts. Genau gesehen: hoffentlich! Darin atmete das einzige bißchen Leben in der Bedrängnis der engen Kabine. Ich fand das nicht menschenwürdig, zumal sie mich das zehntemal mitfahren ließen.
      Im Grunde ging es nur um drei Glasthermophore im Kühlfach hinter mir. Mit welch feierlichem Sermon hatte man mir die Dinge übergeben! Sogar ein TV-System bastelten sie in die winzige Kabine – in der ohnehin kaum Platz zum Atmen

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