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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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wie Pippa, beugte sich vor. »Können Sie den Teil mit demSchloss, das verschwunden ist, einmal genauer erzählen?«, fragte er.
    Der Lehrer zuckte zusammen und richtete sich dann auf. »Hrrrm«, räusperte er sich laut und fuhr mit der Hand durch sein Haar. »Ah. Oh. Ich bitte um Vergebung. Ich vergaß für einen kleinen Moment, mit wem ich mich unterhalte … Ich bitte sehr untertänig um Vergebung, Königliche Hoheit.« Er sackte zu einer ungeschickten Verbeugung im Sitzen zusammen.
    Pippa fiel die Kinnlade herab. »Königliche – wie bitte?«
    August lachte. »Das ist ein guter Witz. Nein, im Ernst. Ich wüsste gerne, was es mit dem Schloss auf sich hat.«
    Der Lehrer lachte nicht mit ihm. Er befeuchtete nervös seine Lippen und rang die Hände. »Ich verstehe, ich verstehe«, sagte er hastig. »Natürlich, Ihr habt recht. Man sollte keine Aufmerksamkeit …« Ein verzweifelter Laut entfloh seinen Lippen. »Aber Euer Vater, der gute König Ferdinand …«
    »Bitte, Herr Lehrer«, sagte Pippa hastig, weil sie sah, wie Augusts Miene sich verfinsterte. Er fühlte sich offensichtlich verspottet, aber sie war sicher, dass der alte Mann dies nicht beabsichtigte. »Lassen Sie uns doch einmal so tun, als wären wir jemand, den Sie niemals zuvor gesehen haben. Erzählen Sie uns von dem Schloss?«
    »Niemals zuvor gesehen?« Der Lehrer blinzelte mehrmals schnell hintereinander, dann nickte er heftig. »Sehr klug von dir, Philippa, sehr klug. Warte, ich muss mich ein wenig sammeln.«
    Draußen hörten sie den Wirt nach Suppe für Hubert rufen. Der Lehrer hob hastig die Hand und legte siewarnend auf die Lippen. Er beugte sich vor und erklärte den beiden jungen Leuten flüsternd, was es mit den unheimlichen Automatenmenschen, den Tick-Tacks, auf sich hatte.
    Durch die Tür waren gedämpfte Stimmen zu hören, der Wirt polterte herum, eine Tür knallte, und dann pochte es zart an ihre Tür und die Stimme der Wirtin war leise zu vernehmen: »Sie sind alle fort.«
    Der Lehrer atmete aus und sackte gegen seine Stuhllehne. »Was sind das nur für Zeiten«, murmelte er und zückte wieder sein Schnupftuch.
    Pippa und August waren enger zusammengerückt und hielten sich an den Händen. Pippa kam das alles merkwürdig unwirklich vor. Was taten sie hier in diesem düsteren, staubigen Zimmer und was wollte der alte Mann dort von ihnen?
    Der beugte sich nun vor und legte die Hände aufeinander. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht am Tag des Wiegenfestes unseres geliebten Kronprinzen Augustin?«
    Pippa spürte, wie Augusts Hand zuckte. »Ja, das wäre sicher ein guter Anfang«, sagte sie ruhig.
    Der Lehrer nickte ernst und begann zu erzählen: Wie die Untertanen seiner lieben Majestät den ganzen Tag gefeiert und sich an all den wunderbaren Dingen erfreut hatten, die der gute König Ferdinand an diesem Festtag aufgeboten hatte.
    Und dann musste etwas Geheimnisvolles, Unheilvolles geschehen sein, denn die Gäste des Geburtstagsfestes flohen wie von bösen Geistern gehetzt. Ein Botenjungebrachte die Neuigkeit, dass das gesamte Schloss mit all seinen wunderbaren Parks und Gärten vollkommen verschwunden sei und nur eine wilde Einöde sich noch dort befand, wo einmal hohe Türme, feste Mauern und uralte Bäume in den Himmel geragt waren.
    »Ach, Nordturm«, sagte Pippa unwillkürlich.
    Der Lehrer unterbrach sich und sah sie erstaunt an. »Aber ja. Der Nordturm war berühmt für seine kühne Architektur und seine kunstvollen Wasserspeier.« Er lächelte, in Erinnerungen versunken. »Die Wasserspeier. Sie waren eine echte Plage, aber ich vermisse sogar sie.«
    Pippa schauderte. August legte stumm seinen Arm um ihre Schulter. Er presste die Lippen zusammen und runzelte die dunklen Brauen, und mit dieser finsteren Miene sah er seinem Vater mit einem Mal erschreckend ähnlich.
    »Fahren Sie fort, bitte«, bat Pippa. Der Lehrer seufzte.
    »Das war noch nicht das Allerschlimmste. Einer unserer Gendarmen, ein mutiger und pflichtbewusster Mann, ging zum Schloss, um nachzusehen, was von der wilden Geschichte des Botenjungen zu halten war.« Er erzählte, wie die Fuhrleute zurückkehrten, völlig von Sinnen vor Angst und Schrecken, und was sich danach zugetragen hatte. »Unser guter König Ferdinand war also fort, mitsamt seinem Gesinde und dem Hofstaat und seiner königlichen Familie«, sagte er und seufzte schwer. »Seitdem werden wir von Ostwind regiert …« Er unterbrach sich, weil Pippa aufschrie und August mit der Faust auf den

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