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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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kümmerte sich so gut er konnte um die Kranken, aber es reichte nicht. Wenn Bjarni in die Stadt gefahren wäre, um sich dort behandeln zu lassen, wäre alles anders gekommen.« Magnús schüttelte betrübt sein graues Haupt. »Grímur zog kurz darauf mit seiner Tochter Málfríður nach Reykjavík. Er beerbte seinen Bruder und musste daher die Ländereien und anderen Besitztümer hier auf der Halbinsel nicht verkaufen. Aber auch er wurde nicht alt; er starb nur wenige Jahre, nachdem sie weggezogen waren. Er hatte auch große psychische Probleme.«
    »Und Kristín?«, fragte Dóra. »Wer war Kristín?« Magnús erstarrte. Er öffnete den Mund, so als wolle er etwas sagen, schloss ihn aber sofort wieder. »Wohnte auf einem der Höfe eine Kristín?«, wiederholte sie.
    Magnús’ Gesicht versteinerte. »Nein. Hier gab es keine Kristín.« Er räusperte sich. »Ich glaube, das genügt jetzt.«
    »Weißt du vielleicht, ob jemand von den Höfen etwas mit einer nationalistischen Gruppierung zu tun hatte?«, beeilte sie sich zu fragen, bevor sie aufgefordert würden zu gehen.
    »Ich habe meinen Worten nichts hinzuzufügen«, sagte Magnús und stand auf. Er schwankte ein wenig, und Dóra fürchtete einen Moment lang, er würde ohnmächtig werden, aber dann fand er sein Gleichgewicht wieder, stand kerzengerade da und zeigte auf die Zimmertür. »Auf Wiedersehen.«
    Dóra wusste, dass es nichts bringen würde, den Mann weiter zu bedrängen. Aber was hatten die Nazis mit dem Schicksal der Höfe zu tun? Und Kristín? Wer war das eigentlich, diese Kristín?

14 . KAPITEL
    »Ich rate dir, sonstige Aufgaben in den kommenden Tagen ruhen zu lassen«, sagte Kriminalpolizist þórólfur eindringlich am anderen Ende der Leitung in Reykjavík. »Das heißt, falls du in Betracht ziehst, deinen Mandanten zu verteidigen.«
    »Puh«, entfuhr es Dóra, »ich weiß wirklich nicht, ob sich das organisieren lässt. Ich müsste heute zurück in die Stadt fahren.«
    »Tja, dann tu das«, entgegnete þórólfur missmutig. »Ich wollte dich lediglich darüber informieren, dass wir in den nächsten Tagen vor Ort sein und Aussagen der Leute protokollieren werden, vor allem von den Gästen, die wir später schlecht erreichen können. Ich gehe fest davon aus, dass wir auch ausgiebig mit Jónas sprechen werden. Du hast dich als seine Anwältin vorgestellt, daher wollten wir dir das mitteilen. Dir steht natürlich frei, zu tun, was du für richtig hältst.«
    »Was du nicht sagst«, antwortete sie schnippisch. Wenn Dóra etwas gegen den Strich ging, dann war es, wenn man sie von oben herab behandelte. Andererseits musste sie wegen Jónas ein gutes Verhältnis zur Polizei pflegen, also mäßigte sie sich. »Vielen Dank für die Information. Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Sie verabschiedeten sich, und Dóra wählte Vigdís’ Nummer, denn Jónas hatte sich ihr Handy geliehen, da die Polizei seines inzwischen beschlagnahmt hatte. Jónas hatte Dóra ein uraltes Handy besorgt, das aussah wie eine Videokassette, und sie hatte ihre SIM -Karte eingesetzt. Dóra hatte den berechtigten Verdacht, dass die Polizei es nach den jüngsten Vorkommnissen nicht eilig haben würde, ihr Handy zurückzugeben.
    Nach mehrmaligem Klingeln antwortete Jónas. Er klang, als säße er im Auto. Dóra erzählte ihm, dass die Polizei vorhatte, nächste Woche mit ihm zu sprechen und auch die Aussagen der Gäste zu Protokoll zu nehmen.
    »Mit mir sprechen?« Jónas klang wirklich erstaunt.
    »Ja, mit dir«, antwortete Dóra. »Hast du die SMS schon vergessen? Du stehst natürlich unter Verdacht.«
    »Aber ich hab sie nicht geschickt. Das hab ich dir doch gesagt.« Jónas klang verstimmt.
    »Ich weiß genau, was du mir gesagt hast. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass du höchst verdächtig bist.« Dóra hörte eine Hupe im Hintergrund. »Möchtest du, dass ich bei deiner Aussage dabei bin oder kommst du allein zurecht?«
    »Ich kann das nicht allein«, sagte Jónas. Seine Stimme klang verzweifelt. »Ich schaffe das nicht. Du musst mir helfen.« Etwas entspannter fügte er hinzu: »Am besten findest du den Mörder, damit sie mich nicht länger verdächtigen. Ich bezahle dich auch dafür.«
    Dóra musste lächeln. »Die Polizei findet den Mörder, Jónas. Mach dir keine Sorgen. Wenn du unschuldig bist, dann wirst du nicht weiter behelligt.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Jónas skeptisch. »Jedenfalls möchte ich, dass du bei der Vernehmung dabei bist.«
    »Gut«,

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