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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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oder?«
    »Wie wär’s mit Wochenendarrest?«
    »Das sind doch nur zwei Tage«, sagte der Junge enttäuscht.
    »Oder du leistest jede Menge Sozialstunden ab. Hängt vom Richter ab.« Dazu würde es nicht kommen, wusste Raupach, verminderte Schuldfähigkeit und was noch alles. Wenn Nicolas allerdings Pech hatte, landete er in der Jugendklapse. Und aus der kam er nicht so schnell wieder raus.
    Weiter. Es gab noch etwas anderes.
    Nicolas dirigierte Photini zum Botanischen Garten, wollte auch jetzt nicht aussteigen. Beschrieb die Stelle, wo er die Sporttasche mit dem leblosen Baby entdeckt hatte, ohne zu wissen, was drin war. Der Anblick würde ihn sein ganzes Leben verfolgen. Die winzigen Lippen, das Kinn, unverkennbar Züge von Corinne. Was hatte er damit anfangen sollen? In den Rhein werfen, in die Fluten, die würden es weiter weg tragen, als er dazu in der Lage war.
    Dann zum Nordpark.
    Das Gelände stand unter Bewachung, Bereitschaftspolizisten mit Maschinenpistolen, ein Checkpoint wie in einem Krisengebiet. Schon zweimal Alarm, berichtete der Einsatzleiter. Was glaubten die Leute, was sie in den Kleingärten erwartete? Der Eingang zur Hölle?
    Sie rollten an den Absperrungen vorbei.
    Hier.
    Photini brachte den Wagen zum Stehen.
    Nicolas beugte sich nach vorn. »Lass das Licht an.«
    Der Platz, wo ihm gestern Kugeln um die Ohren geflogen waren, hinter dem Rhododendron.
    Er griff in seine Hosentasche und gab dem Kommissar das deformierte Stück Blei, das er aus dem Baumstamm gepult hatte.
    Heides Geschoss. Raupach konnte es nicht fassen.
    Am Tag zuvor habe er sich auch dort versteckt, in der Mordnacht, fuhr Nicolas fort. Einmal sei er sogar bis zum Zaun gegangen und habe Ottos aufgebrachte Stimme gehört. Aber er habe nichts verstanden und schon gar nichts gesehen, weil das Grundstück so zugewachsen war.
    »Aber du hast denjenigen gesehen, der die Sporttasche mit dem Kind weggebracht hat«, sagte Raupach. »Du bist ihm gefolgt, bis zum Botanischen Garten, wo er die Tasche liegen ließ.«
    »Ja.«
    »Wer war es?«
    Der Motor lief, die Scheinwerfer stachen grobe Keile aus der Dunkelheit.
    Nicolas schwieg.
    »Du hast uns so viel erzählt, und jetzt kneifst du?«
    »Ich hab Ihnen erzählt, was ich gemacht hab. Ist das nicht genug?«
    Raupach blieb ruhig. »Wir beschützen dich, vor wem auch immer.«
    »Das schafft ihr nie.«
    »Doch, das kriegen wir hin.« Für eine Weile, fügte Raupach in Gedanken hinzu. Je nach Strafmaß. Irgendwann kamen sie alle wieder raus.
    Er wartete. Nicolas glaubte ihm nicht, das war offensichtlich. Eigentlich musste er dem Jungen eine Standpauke halten, er war gemeingefährlich, Brandstiftung, Körperverletzung.
    Alles Teil der Lösung, Schritte auf dem Weg dahin.
    »Sollen wir ein bisschen rumlaufen?«, schlug Raupach vor. »Zeig uns, wo genau du gewesen bist.«
    »Auf gar keinen Fall. Die Frau, mit der Sie gestern hier waren, die hat auf mich geschossen. Ohne Vorwarnung.«
    »Weil sie dachte, du wärst der Täter. Du hättest dich nicht verstecken dürfen.«
    »Seit wann ist das verboten?«
    »Sie fühlte sich bedroht.« Raupach wechselte das Thema. »Wie bist du überhaupt hergekommen? Vor zwei Tagen?«
    Nicolas wollte etwas antworten, besann sich jedoch. »Ich geh da nicht raus!« Er hielt sich mit den Händen an der Kopfstütze fest.
    »Musst du auch nicht«, sagte Photini und legte einen Gang ein. »Wir fahren weiter. Lass uns endlich Schach spielen.«
    Sie kurvte zurück auf die Straße. »Und bis dahin erzählst du mir, was Raupach und diese Frau zusammen gemacht haben. Das hast du doch sicher beobachtet.«
    »Und wenn?«, fragte er misstrauisch.
    »Dann würde es mich brennend interessieren. Rein privat.«
    »Na ja, die haben sich geküsst. Volles Rohr.«
    »Genauer.«
    »Im Stehen.«
    »Was noch?«
    »Die waren schon davor zugange, in dem Kleingarten.« Nicolas kicherte dämlich. »Da hab ich nur das Schmatzen gehört.«
    Photini betrachtete Raupach im Rückspiegel. Wie du mir, so ich dir?
    Er schaute weg. Eher Freunde in der Not. Enge Freunde.
    Sie drehte sich halb um. »Du machst das ganz hervorragend, Nicolas.«
    »Bist du nicht böse, weil ich so viel Mist gebaut hab?«
    »Schon. Aber du siehst es ja ein, sprichst darüber. Es wird dadurch nicht besser, doch wir tun uns leichter, es zu verstehen.«
    Er legte dem Eisbären die Hand auf den Kopf. Nein, diese Polizisten konnten ihn nicht richtig beschützen. Er würde sich selbst verteidigen müssen.
    Das Schnitzmesser befand

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