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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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von denen es mehr gab, als die meisten Leute annahmen.
    Nicolas achtete auf verdächtige Geräusche, falls er jemanden aufgeschreckt hatte. Oder etwas.
    Nichts. Dann in den zweiten Stock. Der Stahlbügel, den er vor ein paar Wochen zusammen mit Otto angebracht hatte, befand sich immer noch an Ort und Stelle. Gut. Kein Mensch hatte die Ruhe der kleinen Familie gestört.
    Nicolas’ Herz klopfte schneller. Er schloss den Bügel auf und trat ein.
    Inspektion. Von Raum zu Raum gehen. Immer in der Angst, dass sich zu viel verändert hatte. Manchmal nagten Ratten die Haare an, oder die Finger oder die Zehen, sogar die Nase, jede hervorspringende Stelle.
    Zu diesem Zweck hatte Otto Gift ausgelegt, Strychnin. Das Ungeziefer musste ferngehalten werden.
    Nach seiner Besichtigungstour setzte sich Nicolas im Schneidersitz auf den Boden und verharrte dort. Er fand wieder seine Mitte, das gelang ihm nur hier. Jede Person war an ihrem Platz, im Wohnzimmer, in den Schlafzimmern, Vera, Klaus, Otto, Thorben, Corinne, Nicolas, alle waren da, wo sie sein sollten, getrennt voneinander, dort, wo sie hingehörten, so musste das sein.
    Doch nichts war von Dauer, das hatte er durch Ottos Tod gelernt. Seit ein paar Stunden veränderte sich alles, und zwar rasend schnell. Inzwischen gefiel ihm das.
    Zeit, selbständig zu handeln.
    Er ging noch einmal auf und ab, brachte hier einen Arm in Position, stellte dort einen Fuß nach vorn, strich brüchig gewordenes Haar aus einer Stirn. Die Köpfe waren an einigen Stellen beschädigt, vor allem an Schädel und Kinn, das war beim Transport passiert. Dadurch wirkten sie realistischer.
    Nicolas öffnete die Benzinkanister, die Otto für den Fall der Fälle in dem Haus deponiert hatte, und verteilte den Inhalt über die Etage. Es roch noch strenger, als ohnehin schon. Bevor er ein Streichholz anriss und es auf den feuchten Boden warf, hielt er inne.
    Er war jetzt kein Zuschauer mehr. Er tat, was nötig war, das hatte er sich immer gewünscht.
    Heiße Luft klatschte ihm ins Gesicht, er wich zurück.
    Die Flammen.
     
    »ICH HABE NACHFORSCHUNGEN über Wintrich angestellt«, gab Klaus Bahling zu. »Das ist nicht verboten, Viele Männer hätten das an meiner Stelle getan.«
    Photini verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf. »Warum? Hofften Sie etwas zu finden, das einen Keil zwischen Wintrich und Vera trieb?«
    »Aus Sorge um Nicolas. Ich wollte wissen, mit wem er da unter einem Dach lebt.«
    »Keine Hintergedanken?«
    »Ich bin gern gut informiert.«
    »Wenn Ihre Ex-Frau eine neue Partnerschaft eingehen würde, kämen Sie aus den Unterhaltszahlungen raus, oder?«
    Bahling nickte. »Wenn sich die Partnerschaft verfestigt hat, wie es so schön heißt.«
    »Und deshalb wollten Sie auf dem Laufenden bleiben.«
    »Ein paar Anrufe, nichts weiter. Es gibt jede Menge Leute, die mir was schulden, das bringt der Job so mit sich. Und in einem Hotel kriegt man Sachen mit, die behalten viele Menschen lieber für sich. Da fallen die Hüllen, verstehen Sie? Wenn jemand ein Zimmer ganz für sich allein hat, und sei es nur für ein paar Stunden, dann sitzt plötzlich ein kleines Teufelchen auf der Schulter und macht einen Haufen verlockender Vorschläge. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen …«
    »Lenken Sie nicht ab«, sagte Photini.
    Bahling stockte kurz in seinem Redefluss. »Hören Sie, nach Wintrichs Tod sieht es vielleicht komisch aus, dass ich ihm nachspioniert habe. Aber es hat sich gelohnt. Der Kerl hatte Dreck am Stecken.«
    »Inwiefern?«
    »Er hat nicht nur gesoffen, er war auch tablettensüchtig und hat sich kräftig selbst bedient. Deswegen ist er bei seiner Firma rausgeflogen, aus keinem anderen Grund. Die haben eine Weile zugeschaut, Medikamentenmissbrauch kommt wohl öfter vor in diesem Gewerbe, Gelegenheit macht Diebe. Irgendwann war das Maß dann voll und man trennte sich einvernehmlich.«
    »Ich kenne eine andere Version. Wintrich soll sich mit seinem Chef gestritten haben, weil er bestimmte Arzneimittel für Placebos hielt.«
    »Bei ihm haben die vielleicht nicht mehr gewirkt.« Bahling gab sich keine Mühe, seine Häme zu verbergen.
    »Wann haben Sie von Wintrichs Sucht erfahren?«
    »Schon bevor er bei Vera einzog. Ich hab ihr das alles gesteckt, vor etwas mehr als einem Jahr müsste das gewesen sein. Sie wollte nichts davon wissen, logisch. Sie hat die Wahrheit immer so weit verbogen, dass sie damit umgehen konnte.«
    Photini überlegte, was sie von Bahlings Informationen halten sollte. Es

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