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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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und rauchte wie an Silvester. Ein Gasschleier legte sich über den Nordpark und neutralisierte jede Geruchsspur.
     
    FLOSSENSCHLÄGE. AUF der Stelle schweben. Maul auf, Maul zu. Aufs Futter starren. Automatisch eingestreut sank es wie in Zeitlupe zu Boden.
    Der Architekt der Klinik hatte angenommen, ein raumhohes Aquarium in der Eingangshalle übe eine beruhigende Wirkung auf Patienten und Besucher aus. Bei Photini funktionierte das nicht. Auch Hilgers konnte mit Fischen wenig anfangen, weder hinter einer Glasscheibe noch auf einem Teller.
    Die Ungeduld der beiden Polizisten wuchs. Wegen der Verkehrssperrung waren sie das letzte Stück zum Krankenhaus gelaufen. Photini hatte die Durchfahrt nicht erzwingen wollen.
    »Geht das nicht schneller?«, fragte sie.
    Keine Reaktion. Die Frau am Empfang sollte nachschauen, in welcher Abteilung Corinne Bahling arbeitete. Sie brauchte eine Ewigkeit. Ohne erkennbare Regung starrte sie auf den Bildschirm und drückte hin und wieder eine Taste. Hatte sich wohl schon den Fischen angepasst.
    Laut Übersichtstafel stand einiges zur Auswahl: Kinderchirurgie, Kinderanästhesie, Kinderradiologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kreißsaal, Säuglingsstation, Neuropädiatrie, Frühgeborenen-Intensivstation.
    »Was wird das?« Photini beugte sich über die Theke. »Klicken Sie jeden Angestellten einzeln durch?«
    Der Empfangsdame kam Photinis Augenklappe mehr als suspekt vor. Mit ungeduldigen Besuchern hatte sie Erfahrung. Das Beste war, wenn man solche Leute ignorierte, völlig egal, wer sie waren oder vorgaben zu sein.
    Eine weitere Minute verstrich, bis sie sich von dem Computer löste und mit einem unergründlichen Lächeln sagte: »Eine Corinne Bahling arbeitet nicht bei uns.«
    »Was? Aber laut unseren Informationen –«
    »Die sind veraltet.« Eine Andeutung billigen Triumphes. »Fräulein Bahling hat ihre Ausbildung vorzeitig beendet. Vor etwas mehr als einem halben Jahr.«
    »Sicher?«
    Ein Blick aus der Tiefkühltruhe. »Ja.«
    Photini versuchte ruhig zu bleiben und überlegte zugleich, was das hieß. Die Ämter hatten wieder mal geschlampt und ihre Daten nicht zeitnah aktualisiert, daher dieser Irrtum. Doch es hieß auch: Corinne hatte Raupach belogen. Und vielleicht nicht nur Raupach, sondern auch ihre eigene Familie, ihre Mutter, die sogar Hebamme war.
    »Otto Wintrich wusste Bescheid.« Auch Hilgers dachte mit. »Er war eingeweiht, in ein Geheimnis, das die beiden teilten. Mit dem er das Mädchen möglicherweise erpresste.«
    »Sein Sparbuch, die regelmäßigen Abbuchungen. Er hat sie finanziell unterstützt.«
    »Bezahlt, für allerlei Dienste. Und obendrauf gab’s ein paar freundliche Pillen aus seinem Musterkoffer.«
    »Plavotic ist im Frühjahr zuletzt bei Corinne gesehen worden«, rief sich Photini in Erinnerung. »Vor einem halben Jahr. Da wird sie ihn abserviert und ihre Stelle gekündigt haben. Wintrich war der neue Drogenonkel – und der neue Mann in ihrem Bett. Das hat Plavotic gar nicht gefallen. Er wollte sich rächen.«
    Damit stand die Theorie der jungen Kollegin in groben Zügen. Doch Hilgers reichte das nicht. »Wo ist Corinne jetzt?«
    »Hat sich aus dem Staub gemacht, aus Angst vor Plavotic. Und weil sie jede Menge vor uns zu verbergen hat. Vielleicht ist sie in Holland und kifft sich den Kopf zu, um über alles wegzukommen. Gelingt ihr wahrscheinlich nicht.«
    »Wir wissen zu wenig über sie. Was ist das für eine Kalaschnikow-Logik?«
    »Häh?«
    »Einmal kurz draufhalten und den Fall abhaken.«
    »Fängst du auch noch an? Gelehriger Schüler der Chefs?«
    Hilgers trat an die Theke. »In welcher Abteilung war Corinne zuletzt tätig?«
    Die Empfangsdame hatte das Gespräch der Polizisten mit wachen Ohren verfolgt. Jetzt tat sie so, als sei sie in irgendwelche Rechnungen vertieft.
    »Sie haben mich schon verstanden. Schauen Sie bitte noch mal im Computer nach, wenn’s nicht zu viele Umstände macht.«
    Die Frau hob den Kopf und wandte sich mit einem Stirnrunzeln, das jeden Bullen aus der Haut fahren ließ, ihrem Bildschirm zu.
    Hilgers war lange genug mit Reintgen unterwegs, um zu wissen, wie man diesen Verwaltungsexistenzen die Pistole auf die Brust setzte. »Legen Sie mal einen Zahn zu. Sonst beschlagnahmen wir Ihren Rechner und schauen nach, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Sie wissen schon, wer welches Zimmer bekommt, Kasse, privat, der Fluss des Geldes.«
    »Ich glaube kaum, dass Sie dafür die Befugnis haben.«
    »Ich tu’s einfach, wenn

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