Das geheime Kind

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Autoren: Thomas Kastura

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Sie sich weiter querstellen.«
    Ein unwilliger Tastengriff und die Auskunft kam.
    »Fräulein Bahling war von Januar bis Mai in der Säuglingsstation. Doktor Fründt leitet diese Abteilung. Wenn es sein muss, rufe ich sie in die Halle herunter.«
    »Bemühen Sie sich nicht.« Hilgers gab Photini einen Wink. Sie folgten den Wegweisern.

    NOCH EIN TRITT, der juckte durch die Stahlkappen bis in die Zehen.
    Wieder keine Antwort. Dabei ging Reintgen noch relativ vorsichtig mit dem Kerl um. Wie hieß er nochmal? Kotissek, Tütentünn? Egal, er hielt dicht, und das war einfach nicht akzeptabel.
    Einen auf Delirium machen und sich so den unangenehmen Fragen entziehen. Das ist nicht fair, Tütendünn, irgendwas weißt du, irgendwas hast du mitgekriegt von diesem schmutzigen kleinen Mord. Erzähl keine Märchen. Nur drei Grundstücke von deiner Winterbleibe entfernt. Mach dich nicht unglücklich!
    Reintgen hatte seine Kontakte in die Viertel. Meistens ging es um Geld, wer wem wie viel schuldete, und wann wer aufkreuzte, um seine Schulden zu begleichen und womit. Hartz IV, Auszahlungstermin war der Erste jeden Monats. Kotissek hatte längst alles ausgegeben und vor einem Discounter-Markt darauf gewartet, das Pfand für zusammengeklaute Flaschen einzulösen. Dort hatte Reintgen ihn erwischt, all die Tüten mit dem Leergut weggekickt und den übelriechenden Knaben an seinem Trainingsanzug hinter ein paar Müllcontainer gezerrt.
    Ein Ort zum Plaudern, reserviert für Beichten aller Art. Wusste jeder in Ehrenfeld. Bleib fern, o Wanderer, wenn du mit Nachdruck gestellte Fragen, feuchte Schläge und Würggeräusche hörst.
    Kotissek brabbelte irgendwas von Raupach, dem er das alles erzählen würde. Aber da hatte er sich den falschen Schutzengel ausgesucht. Deshalb platzten seine Lippen auf. Zwei Schläge mit Handschuh und Schlagring. Selber schuld, wenn er sich auf einen Klugscheißer wie den Chef berief. Ein paar Zähne waren wohl auch dabei, Gerechtigkeit hatte ihren Preis. In schlechten Zeiten stieg er ständig.
    Kotissek war nicht vollständig blöd. Endlich murmelte er etwas von seinem Freund Wintrich. Familie, Probleme – die Worte kamen nur in Bruchstücken heraus. Dann flüchtete er sich ins Reich der Träume.
    Geschichten waren nicht Reintgens Ressort. Er war ein Mann fürs Handfeste. Aber das spuckte Kotissek nicht aus, nur versoffenes Blabla und Blut, vielleicht hatte Reintgen doch die Milz oder ein anderes irgendwie wichtiges Organ erwischt. Kismet, hieß das wohl bei den Islamisten auf der Neusser Straße. Die konnten auch hart zuschlagen, wenn sie mal loslegten. Aber dann kam gleich das BKA. Bei Typen wie Kotissek kam nur Reintgen, und er kam gern.
    Bevor ihm der Haufen Unrat noch wegstarb, rief Reintgen den Rettungsdienst, einen Notarzt hielt er für übertrieben. Im Hospital würden sie Kotissek halbwegs zusammenflicken. Was er nicht wusste: Sein Lieblingspolizeiobermeister würde die zweite Runde einläuten, wenn er aufwachte. Mit diesen Schläuchen, die sie in Unfallopfer steckten, konnte man vieles anstellen.
    »Es erwischt immer dieselben.« Die Sanitäter waren nicht besonders überrascht, als sie eintrafen. »Ein Glück, dass die Polizei diesmal rechtzeitig da war«, sagte einer zu Kotissek, der fast weg war, aber einigermaßen normal atmete.
    »Zahlt alles Vater Staat«, erwiderte Reintgen auf die Frage nach der Krankenversicherung des Penners. »Wir kümmern uns um die Schwachen. Irgendeiner muss es ja tun, oder?«
    »Kann einige Zeit dauern, bis wir in der Notaufnahme ankommen. Wegen dieser Verkehrssperrung sind die Straßen dicht.«
    Reintgen sah zu, wie Kotissek auf die Trage gelegt und in den Rettungswagen verfrachtet wurde. Der pure Luxus. Er klopfte auf die Seitenwand, die Sanis fuhren los.

    ES WAREN NUR ZWEI STOCKWERKE bis zur Säuglingsstation. Bevor sie die sterile Schleuse erreichten, kam ihnen Dr. Brigitte Fründt entgegen und lotste Photini und Hilgers in den Aufenthaltsraum.
    »Man hat mich bereits informiert. Also, dass Corinne etwas mit Drogen zu tun haben soll, finde ich jammerschade.« Doktor Fründt nutzte die Anwesenheit der Polizisten, um eine Ruhepause einzulegen. Sie holte sich Kaffee aus dem Automaten. »Aber an dem Mädchen war mir so einiges ein Rätsel.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Photini.
    Sie standen um einen Tisch herum, an dem schon viele Väter auf die Geburt ihres Nachwuchses gewartet hatten. Wenn sich eine Entbindung in die Länge zog oder ein Kaiserschnitt