Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
gefragt, was wohl mit ihr geschehen ist.”
“Sie haben sie mit der Pistole in der Hütte gelassen?” Schreiner sah ihn höhnisch an. “Warum haben Sie die Pistole nicht mitgenommen?”
“Wir hatten noch eine andere und brauchten diese nicht.”
Meine Güte. So perfekt er sie damals angelogen hatte, so schlecht log er jetzt. Doch diesmal log er nicht, um sie auszunutzen, sondern um sie zu decken. So viel stand fest. Eve war fassungslos. Er hätte sich so leicht von jedem Verdacht reinwaschen können, er hätte nur sagen müssen:
Noch jemand war in die Entführung verwickelt. Ein Mädchen, das ich kannte. Ein Mädchen, das ich zu allem überreden konnte.
Aber das sagte er nicht. Er hat sich verändert, dachte sie. Er ist weicher geworden. Und egal, wie sehr der Staatsanwalt ihn auch in die Ecke drängte, er erwähnte CeeCee mit keinem Wort. Offenbar war er sogar bereit, die Todesstrafe auf sich zu nehmen.
Das erfüllte sie zugleich mit Dankbarkeit und Schuldgefühlen und sie betete, dass der Richter ihn zumindest nicht des Mordes für schuldig befinden würde. Sie konnte doch nicht zulassen, dass er für ein Verbrechen bestraft wurde, das er nicht begangen hatte? Doch seine Lügen waren so durchschaubar, dass er damit nur sie retten konnte, nicht sich selbst.
“Wussten Sie, dass Mrs. Russell schwanger war?”, fragte Schreiner.
“Ich wusste nicht, dass sie schon so weit war. Und dann dachte ich, dass sie vielleicht das Kind bekam, während wir weg waren, und bei der Geburt gestorben ist.”
“Und was hat das Baby dann Ihrer Meinung nach getan? Ist einfach so davonspaziert?”
Die Zuschauer kicherten, der Richter bat um Ruhe.
“Dieser Idiot ist ein schlechter Lügner”, sagte Jack. “Kannst du dir vorstellen, wie es Präsident Russell geht, wenn er diesen Typ sieht? Ich könnte ihn erwürgen.”
“Er hätte doch einfach sagen können, dass es Marty war”, sagt Eve.
“Wie bitte?”
“Sein Bruder. Marty. Martin. Selbst wenn es nicht stimmt, das hätte er sagen sollen.”
“Was interessiert es dich?”, fragte Jack. “Der Typ muss zum Tode verurteilt werden.”
“Ich dachte, du bist gegen die Todesstrafe?”
“Metaphorisch gesprochen”, entgegnete Jack. “Selbst wenn sein Bruder die Waffe abgefeuert oder Mrs. Russell erstochen hat oder was auch immer, dieser Typ, dieser Gleason, hat sie erst in diese Situation gebracht. Er ist Abschaum, Eve.”
Sie musste vorsichtiger sein. “Ich weiß”, sagte sie. “Ich bin nur … es ist einfach so unglaublich faszinierend.”
Eine Weile verfolgten sie den Prozess schweigend. Als Jack Luft holte, wusste sie, was er gleich sagen würde.
“Eve, hast du dich krankgemeldet, um das hier anzuschauen?”
Sie legte den Kopf auf seine Schulter, damit er ihre Augen nicht sehen konnte. “Sei nicht albern”, sagte sie.
49. KAPITEL
“C ory sagt, dass Ken noch nie so gefragt war wie in diesem Fall”, erzählte Dru, während sie sich ein Salatblatt in den Mund steckte. Es war Samstagabend und Dru war zum Essen vorbeigekommen. Eve freute sich über solche Abende mit ihrer Tochter, nicht nur, weil sie ihre Gesellschaft genoss, sondern auch, weil sie ihre einzige Verbindung zu Cory war. Ohne Dru hätte sie nicht die geringste Ahnung, was in Corys Leben vor sich ging.
“Cory sagt, dass er einzigartige Einblicke in diese Geschichte hat und ganz anders berichtet als alle anderen Sender. Sie sagt, dass er ganz bestimmt für den Rosedale Award nominiert wird.”
Ach, dachte Eve, was für einzigartige Einsichten
ich
dem Verlobten meiner Tochter bieten könnte!
“Und es gibt noch etwas Wichtiges von Cory zu vermelden”, verkündete Dru.
“Gibt es einen Hochzeitstermin?” Eve hoffte auf ein Nein.
“Sie ist schwanger.”
“Oh nein.” Jack verzog das Gesicht, als ob die Lasagne schlecht schmeckte, während Eve nach Worten suchte. Sie hatte so sehr gehofft, dass diese Beziehung eines Tages in die Brüche ging und Cory dann, zumindest im übertragenen Sinn, wieder in den Schoß der Familie zurückkehren würde. Ein Kind hingegen band sie für immer an Ken. Und sie konnte sich auch nicht darüber freuen, ein Enkelkind zu bekommen, ein Enkelkind, das seinen richtigen Großvater nie kennenlernen würde.
“War das geplant?”, fragte sie.
“Ja, und wahrscheinlich hätte ich es euch nicht erzählen sollen, also …” Dru zuckte mit den Schultern. Sie konnte einfach kein Geheimnis für sich behalten, und wenn ihr Leben davon abhinge.
“Werden sie
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